Werkstattgespräche: Gymnasialklassen schnuppern Uniluft

Mit dem Angebot der Theologischen und neu auch der Kultur- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät erhalten Gymnasiastinnen und Gymnasiasten mit ihren Lehrpersonen Einblick in den Studienbetrieb und ins Universitätsgebäude. In den individuell buchbaren Anlässen behandeln Dozierende aktuelle Themen und Klassiker ihrer Fächer.

Prof. Dr. Martin Baumann im Gespräch mit Gymnasiastinnen und Gymnasiasten

«Was wissen Sie über den Buddhismus?» fragt Martin Baumann, Professor für Religionswissenschaft, zum Einstieg. Einiges, stellt sich heraus, denn die Gymnasiastinnen und Gymnasiasten des Ergänzungsfachs Religion, die in wenigen Wochen zu den Maturaprüfungen schreiten, haben das Thema schon mit ihrer Lehrerin behandelt. Für das Werkstattgespräch haben sie je einen Fachtext gelesen. Diese Texte werden nun im typischen Rahmen eines Seminars an der Universität gemeinsam besprochen und mit einem Referat von Professor Baumann zu einem Ganzen zusammengefügt.

Vorteile für Maturierende, Lehrpersonen und Fakultäten

Seit mehreren Jahren bietet die Theologische Fakultät (TF) Werkstattgespräche wie jenes von Prof. Dr. Martin Baumann an, die auf Anfrage durchgeführt werden. Gymnasialklassen ab 16 Jahren können dabei zusammen mit ihren Lehrpersonen Uniluft schnuppern. Die Kultur- und Sozialwissenschaftliche Fakultät (KSF) hat ihr Angebot diesen Frühling aufgebaut. Es stösst bereits auf grosses Interesse: Schon Ende April findet das nächste Werkstattgespräch zum Thema «Tattoos seit dem Mittelalter» mit Prof. Dr. Valentin Groebner an der KSF statt.

Das Ziel ist eine Win-Win-Situation: Maturierende sehen die Universität Luzern und ihre Angebote – bei nur zwei Jokertagen für Unibesuche im Maturajahr eine gute Gelegenheit, eine weitere Universität kennenzulernen – und erhalten einen Einblick in den Studienbetrieb. Lehrpersonen können ihren Unterricht mit Vorträgen von Expertinnen und Experten ergänzen und sich mit einer Fachperson austauschen. Die beiden Fakultäten wiederum können in den Werkstattgesprächen potentiellen Studierenden ihr attraktives Studienangebot näherbringen.

Aktuelle Themen zur Auswahl

Die Werkstattgespräche finden in einem Seminarraum im Universitätsgebäude statt und können mit einem Znüni oder Zvieri abgerundet werden. Jedes Seminar der KSF und jede Professur der TF bietet zwei Werkstattgespräche an, für die ein individueller Termin vereinbart werden kann.

Die Schülerinnen und Schüler können spannende Themen und Fragen diskutieren wie zum Beispiel: Wie verhalte ich mich richtig hinsichtlich Klimas und Konsums? Wie hat modernes Bauen mit Beton den Kirchenbau verändert? Ist das Wahl- und Stimmrecht ab 16 sinnvoll? Warum ist das muslimische Kopftuch für viele ein rotes Tuch? Was passiert, wenn Maschinen intelligenter werden als Menschen?

Seminaratmosphäre kennenlernen

Während sich die Maturaklasse in Vierergruppen über die gelesenen Texten austauscht, um nach Gründen zu suchen, weshalb die darin beschriebenen Personen zum Buddhismus konvertiert sind, nutzt ihre Lehrerin die Zeit, um mit Professor Baumann zu fachsimpeln. In der anschliessenden Diskussion darüber, ob es im Buddhismus Dogmen gibt, ermuntert Martin Baumann eine Schülerin, ihren Standpunkt zu erklären und zu verteidigen, auch wenn sie der zuvor geäusserten Meinung widerspricht.

Eine typische Schulklasse, meint Baumann im Anschluss. Am Anfang etwas reserviert und zurückhaltend, aber mit der Zeit mehr dabei. Er empfiehlt die Werkstattgespräche für Schulklassen ab dem 11. Schuljahr und Lehrpersonen, die einen interessanten Aspekt aus dem Unterricht eingehender behandeln möchten.

Einblicke in ein Studienfach und das Studieren

Für ihn selber sind die Anlässe eine Gelegenheit, sein Fach, die Religionswissenschaft, vorzustellen und aufzuzeigen, dass es dabei um die analytische und kritische Auseinandersetzung mit religiösen Gruppierungen geht und nicht, wie ihr das oft zugeschrieben wird, um die Ausbildung von Pfarrerinnen und Pfarrern. Dass man dabei mit den Schülerinnern und Schülern über bekannte Theorien hinausgeht, wie das auch im Studium gemacht wird, soll eine Bereicherung des Unterrichts sein.

Nach dem 45-60-minütigen Werkstattgespräch werden die besuchenden Klassen auf einen kleinen Imbiss in der Mensa eingeladen. Wenn Zeit bleibt und das Interesse da ist, gibt es auch eine Gebäudeführung. Professor Baumann zeigt den Schülerinnen und Schülern den grossen Hörsaal, spricht von der Geschichte des Gebäudes und der Gründung zweier neuer Fakultäten dieses Jahr (Gesundheitswissenschaften und Medizin sowie Verhaltenswissenschaften und Psychologie). Zuletzt gibt der den Maturierenden einen Rat mit auf den Weg: «Studieren Sie, was Sie interessiert und lassen Sie sich dabei nicht reinreden.»

 

Die Angebote für Gymnasiastinnen und Gymnasiasten der beiden Fakultäten finden Sie hier:

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