Neue Forschungsprojekte zu sozialen Gruppen und religiösen Identitäten

Zwei Forschungsprojekte der Universitäten Luzern, Leipzig und Göttingen erhalten von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und vom Schweizerischen Nationalfonds eine Förderung von knapp 1,4 Millionen Franken. Die miteinander vernetzten Projekte erforschen das Integrations- und Konfliktpotential religiöser Gemeinschaften in den demokratischen Zivilgesellschaften Deutschlands und der Schweiz.

Die Projekte sind unter dem Verbundprojekt "Soziale Gruppen und religiöse Identitäten in ziviler Gesellschaft" zusammengefasst. Ein quantitativer Teil von Prof. Dr. Gert Pickel (Universität Leipzig) und Prof. Dr. Antonius Liedhegener (Universität Luzern) umfasst umfangreiche Survey-Erhebungen. Im qualitativen Teil von Prof. Dr. Alexander Nagel (Universität Göttingen) und Prof. Dr. Martin Baumann (Universität Luzern) werden ausgewählte religiöse Gemeinschaften untersucht.

Antonius Liedhegener
Antonius Liedhegener

Das quantitative Projekt, in dessen Rahmen Antonius Liedhegener knapp 429'000 Franken für die Schweizer Meinungsumfrage zugesprochen wurden, analysiert auf der Grundlage der Erhebung von Selbst- und Fremdzuschreibungen sozialer und insbesondere religiöser Identitäten, welchen Einfluss diese auf Integrations- bzw. Konfliktpotentiale in Deutschland und der Schweiz besitzen. Dabei wird ein neu entwickeltes Befragungsinstrument angewendet, um religiöse Gruppen und ihre Abgrenzungsprozesse gegenüber anderen sozialen und religiösen Gruppen zu untersuchen, um so Auswirkungen auf das Zusammenleben in beiden Ländern zu bestimmen.

Foto Martin Baumann
Martin Baumann

Das qualitative Projekt, in dessen Rahmen Martin Baumann 194'000 Franken bewilligt bekam, fragt nach den Anpassungen und Veränderungen von gemeinschaftlichen Identitäts- und Selbstbildern religiöser Gemeinschaften von Immigranten und den damit zusammenhängenden Auswirkungen für die Zivilgesellschaften der zwei Länder. So verändern sich Selbstbilder von Immigrantengruppen durch die Fremdbilder und Kategorisierungen der Mehrheitsgesellschaft und durch bewusste Anpassungen und Orientierungen an gesellschaftliche Vorstellungen von "guter", sozial erwünschter Religion. Die Durchführung der Untersuchung erfolgt anhand des Vergleichs von bosnischen Muslimen und kroatischen Katholiken und ihren in ausgewählten Regionen Deutschlands und der Schweiz neu gegründeten Moschee- und Kirchengemeinschaften.

Ziel des Gesamtprojekts ist es, auf der Grundlage breiter empirischer Erhebungen die Zusammenhänge von gesellschaftlichen Vorstellungen sozial erwünschter Religion und bewussten Anpassungen von Immigrantengruppen an solche Vorstellungen zu analysieren. Damit soll ein wichtiger Beitrag zur Bestimmung der Potentiale von identitäts- und wertgeleiteter gesellschaftlicher Integration in der Gegenwart geleistet werden. Das Verbundprojekt startet im Frühjahr 2018.