Online-Plattform für internationales Privatrecht

Mit einer neuen online-Plattform sollen Daten des internationalen Privatrechts digital zugänglich gemacht werden. Ein entsprechendes Projekt an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Luzern wird vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) mit 845'000 Franken gefördert.

(Symbolbild; ©istock.com/utah778)

Geleitet wird das Projekt «Choice of Law Dataverse» von Prof. Dr. Daniel Girsberger und Agatha Brandão de Oliveira. Im Zentrum steht die gleichnamige Plattform, die zum Ziel hat, die Transparenz auf dem Gebiet des anwendbaren Rechts in internationalen Handelsverträgen zu verbessern. Darüber hinaus soll die Verbreitung erfolgreicher Erfahrungen in der Rechtsharmonisierung gefördert werden. Konkret bedeutet dies eine Unterstützung bei Fragen wie: Welche nationale Rechtsordnung gilt, wenn ein juristischer Fall Bezüge zu mehreren Staaten aufweist?

Rechtspraxis und Forschung effizienter gestalten

Unter den umfangreichen und vernetzten Daten, die erschlossen werden sollen, befinden sich wichtige Informationen zu über 60 Rechtsordnungen (auch «Rechtssysteme» genannt), beispielsweise Gerichtsentscheide, Schiedssprüche und Gesetzgebungen, die alle auf Englisch verfügbar sein werden. Ziel ist es, Forschenden, Studierenden, Rechtsanwältinnen und -anwälten, Richterinnen und Richtern sowie politischen Entscheidungsträgerinnen und -trägern zu ermöglichen, Analysen im Bereich des internationalen Privatrechts effizienter durchzuführen. Dies, indem individuelle und aufwändige Datensammlungen zukünftig verhindert werden können, da die Daten bereits gesammelt vorliegen und via Plattform direkt konsultiert werden können. Weiter bedeutet dies auch, dass neue Forschungsdaten dank der Plattform unmittelbar in der Rechtspraxis berücksichtigt werden können.

Erweiterung der bestehenden Datensammlung

Während sich das «Dataverse» noch in der Entwicklungsphase befindet, besteht bereits eine Datensammlung, die im Rahmen eines vorangegangenen Forschungsprojekts entstanden und aktuell eingeschränkt verfügbar ist. Ziel ist es, diese Datensammlung auf weitere Staaten in Afrika, Asien und Lateinamerika zu erweitern und via «Dataverse» einer breiteren Öffentlichkeit kostenlos zugänglich zu machen. Auf der Plattform sollen die vorhandenen Daten systematisch geordnet und ein umfassender Überblick über die Rechtswahl auf verschiedenen Ebenen gewährleistet werden. Überdies ermöglicht die Plattform die Identifizierung übertragbarer bewährter Verfahren, sodass beispielsweise die Gesetzgebung eines Staates von der juristischen Erfahrung eines anderen Staates profitieren kann. Darüber hinaus zielt das Projekt darauf ab, die langjährige Arbeit der «Haager Konferenz für Internationales Privatrecht» mitzuverfolgen. Dabei handelt es sich um eine internationale Organisation mit Sitz in Den Haag, die sich ebenfalls für die Harmonisierung des internationalen Privatrechts einsetzt.

  • Originaltitel des Projekts und Übertragung ins Deutsche: «Choice of Law Dataverse: promoting transparency and access in private international law data» («Choice of Law Dataverse: Förderung von Transparenz und Zugang zu Daten zum internationalen Privatrecht»)
  • Leitung: Prof. Dr. Daniel Girsberger, Ordentlicher Professor für Schweizerisches und Internationales Privat-, Wirtschafts- und Verfahrensrecht sowie Privatrechtsvergleichung, und Agatha Brandão de Oliveira, Forschungsmitarbeiterin
  • Projektbeteiligte und Mitarbeitende: Prof. Geneviève Saumier (McGill University, Montreal) und Prof. Jan L Neels und Prof. Eesa A Fredericks (Universität Johannesburg) sind die Hauptprojektpartner des «Choice of Law Dataverse» und werden zur Erweiterung und Verfeinerung der Informationen zu Rechtsordnungen des «globalen Südens» beitragen. Geplant sind zwei weitere Mitarbeiterstellen an der Universität Luzern zu den Themen Big Data und Digital Ideation.
  • Projektdauer: 36 Monate
  • Bewilligte Fördersumme des Schweizerischen Nationalfonds (SNF): CHF 845'000 (gerundet)