Christkatholische Kirche (Altkatholiken)

Die Altkatholische Kirche entstand nach dem Ersten Vatikanischen Konzil (1869-1870), als zwei neue Dogmen als bindende Glaubenswahrheiten für Gläubige verkündet wurden: a) der Jurisdiktionsprimat des Papstes, d. h. seine rechtliche Überordnung über alle Bischöfe, b) die Unfehlbarkeit des Papstes, d.h. seine Irrtumslosigkeit als oberster Lehrer der Kirche, wenn er zu Fragen des Glaubens und der Moral spricht. Viele Geistliche und Laien wehrten sich dagegen und wurden exkommuniziert. In Westeuropa, später auch in Osteuropa und Nordamerika entstanden altkatholische Kirchen, in der Schweiz die christkatholische Kirche. Diese errichtete ab 1875 eine nationale und verschiedene kantonale Synoden. Bischof, Geistlichkeit und delegierte Mitglieder aus den Gemeinden bilden die Nationalsynode. Sie wählt den Bischof. In der Schweiz wurde 1876 Eduard Herzog (1841-1924), zuvor Theologieprofessor in Luzern, als erster Bischof gewählt. Zentrum des Gemeindelebens ist die Feier der Eucharistie. Weitere Sakramente sind: Taufe, Firmung, Ehe (auch für Geistliche), Busse, Krankensalbung und Priesterweihe. Heute sind Männer und Frauen auf allen Ebenen gleichberechtigt: 1984 wurde das Diakonat der Frau eingeführt, 1999 das Priester- und Bischofsamt für Frauen geöffnet. Heute zählt die Christkatholische Kirche ca. 11’000 Mitglieder in der Schweiz, im Kanton Luzern 360. Die Kirchgemeinde Luzern betreut ausserdem ca. 120 Personen in der Zentralschweizer Diaspora. In neun Kantonen, darunter in Luzern, ist sie öffentlich-rechtlich anerkannt (‹Landeskirche›).

«Religionsvielfalt im Kanton Luzern» (www.unilu.ch/rel-LU) ist ein Projekt des Religionswissenschaftlichen Seminars der Universität Luzern.
Letzte Aktualisierung: 23. 10. 2023