Israelischer Präsident würdigt Fortschritte im jüdisch-christlichen Dialog

Die katholische Kirche hat nach Worten des israelischen Staatspräsidenten Reuven Rivlin gegenüber dem Judentum in den vergangenen Jahrzehnten eine "revolutionäre Wende" vollzogen. Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) seien aus Kontrahenten "Brüder und Schwestern im Glauben" geworden, sagte er vergangene Woche bei der Vorstellung eines Buchs mit katholischen Dokumenten und Papstaussagen zum Judentum in hebräischer Übersetzung gemäss eines Berichts des katholischen Medienzentrums kath.ch.

Ansprache von Präsident Rivlin (Israel) nach dem Brandanschlag auf die Brotvermehrungskirche in Tabgha am See Genezareth im Jahr 2015. Bild: ©Dormitio-Abtei, Jerusalem

Eine solche Brüderlichkeit brauche die Welt heute mehr denn je, betonte Rivlin. Leider seien die neue Position der katholischen Kirche und die Fortschritte des jüdisch-christlichen Dialogs gerade in Israel noch zu wenig bekannt. An der Präsentation in Rivlins Jerusalemer Amtssitz nahmen auch Kirchenführer und Rabbiner teil, heisst es in dem Bericht von kath.ch weiter. Rabbiner David Rosen, einer der massgeblichen Akteure im jüdisch-christlichen Dialog, habe auf die Gesten der Päpste gegenüber den Juden und ihre öffentliche Wirkung verwiesen. Der Besuch von Johannes Paul II. in der römischen Synagoge 1986, sein Gang zur Klagemauer oder seine Rede in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem im Jahr 2000 hätten in Israel mehr Menschen beeindruckt als viele gelehrte Bücher. Heute seien Katholiken und Juden Partner. Die Juden hätten unter den Katholiken mehr Freunde, als ihnen bewusst sei, sagte Rosen gemäss kath.ch.

Der interreligiöse Dialog und insbesondere die Verständigung zwischen Juden und Christen ist das zentrale Betätigungsfeld des Instituts für Jüdisch-Christliche Forschung (IJCF) an der Universität Luzern. Beim IJCF ist die Mount Zion Foundation angesiedelt. Diese zeichnete 2005 Rabbiner David Rosen mit dem Mount Zion Award aus. Dieser Preis für den interrreligiösen Dialog wird auch 2017 an eine Person vergeben, die sich im christlich-jüdischen Themenkreis durch Vorurteilsüberwindung oder im Trialog der drei abrahamitischen Religionen Verdienste erworben hat.

Am IJCF läuft derzeit ein vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) gefördertes Projekt unter der Leitung von Prof. Dr. Verena Lenzen, das sich mit dem Gründungsereignis jüdisch-christlicher Verständigung im 20. Jahrhundert und seiner Wirkungsgeschichte auseinandersetzt.