Universität Luzern ganz im Zeichen Spittelers

Am 14. September hat an der Universität Luzern ein Festakt stattgefunden. Dies anlässlich der Verleihung des Literaturnobelpreises an Carl Spitteler vor hundert Jahren. Dem Schriftsteller zu Ehren wurde ein Hörsaal nach ihm benannt und eine Wandmalerei realisiert.

Gisela Widmer, Peter von Matt und Pascale Baeriswyl (v.l.), die Rednerinnen und Redner am Festakt, mit Rektor Bruno Staffelbach vor dem neuen Wandbild. (Bild: Joel Sames/Verein Carl Spitteler)

An der Universität Luzern gibt es nun ein "Carl Spitteler Auditorium" – der 250 Plätze fassende Hörsaal 9 im Untergeschoss wurde entsprechend umbenannt. Ausserdem zeigt eine neue Wandmalerei zwischen den beiden Hörsälen 9 und 10 die stilisierten Konterfeis von Carl Spitteler (1845–1924) und seiner Frau Marie Spitteler-Op den Hooff (1863–1929). Auch wurden Informationstafeln montiert. Op den Hooff hatte Carl Spitteler eine Existenz als Künstler in weitreichender Unabhängigkeit ermöglicht.

Der Schriftsteller hat 32 Jahre in Luzern, wo er Ehrenbürger wurde, gelebt und gewirkt. Rektor Bruno Staffelbach führte am Festakt aus: "Carl Spitteler passt zur Universität Luzern. Er hat Schnittstellen zu drei Fakultäten, auch wenn es die Universität zu seiner Zeit in der heutigen Form noch nicht gab." So habe Spitteler kurz Rechtswissenschaft studiert, dann ein volles Theologiestudium absolviert, habe sich mit seiner Rede "Unser Schweizer Standpunkt" (1914) politisch engagiert und die Gesundheit der Künstlerseele in seinem autobiografischen Roman "Imago" (1906) thematisiert. "In einer Universität mit Theologie, Kultur-, Sozial-, Rechts-, Wirtschafts-, Gesundheitswissenschaften und Medizin wäre er also bestens zu Hause. Hätte es die Universität Luzern bereits zu Spittelers Zeiten in der heutigen Form gegeben, wäre er wohl von der einen und/oder anderen Fakultät mindestens zum Gastprofessor berufen worden."

"Vorbild für das, was in den Hörsälen passiert"

Dafür, dass sich das Wandbild am Eingang zu einem Hörsaal befinde, gebe es einen tieferen Grund, so Staffelbach: Spitteler habe mit "Unser Schweizer Standpunkt" mit seinem Plädoyer für die Kohäsion und die Neutralität der Schweiz und für den Schutz der Minderheiten Mut gezeigt. "In diesem Sinne soll Carl Spitteler auch ein Vorbild sein für das, was im Hörsaal passiert: Mut, selbstständig zu denken, und zwar lautstark, wie es Coco Chanel einmal formuliert hat; Mut, unabhängig, unparteiisch und neutral zu forschen und zu lehren, wie es im Leitbild der Universität Luzern steht; Mut, Lehrenden und Lernenden Freiheiten zu geben, denn Planen kann man nicht lernen, wenn alles vorgeplant ist. Die Entwicklung der Kommunikationsfähigkeit bedingt, dass man das Sagen hat, und kritikfähig wird man durch Kritik." Auch gehe es in Hörsälen darum, Mut einzubringen in die Welt, so wie sie Carl Spitteler thematisiert habe: "ihre Unvollkommenheit, die Spannung zwischen Wunsch und Wirklichkeit, das Verhältnis des Einzelnen zur Masse, die Verführbarkeit der Macht und der Umgang mit dem Anderen".

Der für alle Interessierten offene Festakt am Vormittag des 14. September wurde als Kooperation von Kanton und Stadt Luzern, der Universität sowie dem Verein "Carl Spitteler – 100 Jahre Literaturnobelpreis" und der Carl Spitteler Stiftung Luzern veranstaltet und war von rund 200 Gästen besucht. Die Festansprache hielt der emeritierte Literaturwissenschafts-Professor Peter von Matt, weitere Wortbeiträge gab es von EDA-Staatssekretärin Pascale Baeriswyl und von Autorin Gisela Widmer. Der Luzerner Bildungs- und Kulturdirektor Marcel Schwerzmann und Stadtpräsident Beat Züsli überbrachten Grussbotschaften. Für musikalische Farbtupfer sorgte das Trio iheimisch, auch wurde ein Dokumentarfilm über das Leben und Werk Spittelers gezeigt. Nach einem Apéro riche ging ein Teil der Festgemeinde ins Naturmuseum Luzern weiter, wo den ganzen Tag ein Spitteler-Spezialprogramm geboten wird.

Reden und Impressionen vom Festakt sowie Making-of des Wandbildes:www.unilu.ch/spitteler