Luzerner Erfolg bei internationalem Studierenden-Wettbewerb

Jus-Studierende der Universität Luzern holen sich beim Willem C. Vis Moot Court in Wien, einem Wettbewerb um einen fiktiven Schiedsfall im internationalen Handelsrecht, drei Auszeichnungen, darunter den dritten Platz für die eingereichte Klageschrift.

Das Luzerner Vis-Moot-Team (v.l.): Luca Rinaldo (Alumni), Linus Bättig (Co-Coach), Jara Scheuber, Paula Somm, Vivienne Buzzi, Berkant Kocyigit, Dorian Trogu, Mia Kaufmann, Alina Krebs (Co-Coach) und Dario Schönbächler (Co-Coach).

Über sieben Monate standen die Studierenden Vivienne Buzzi, Mia Kaufmann, Paula Somm, Jara Scheuber, Dorian Trogu und Berkant Kocyigit von der Rechtswissenschaftlichen Fakultät beim diesjährigen Willem C. Vis Moot Court im Dauereinsatz. Ihr Effort hat sich ausbezahlt: Unter knapp 400 teilnehmenden Teams aus der ganzen Welt wurde ihre Klageschrift mit dem dritten Platz des «Pieter Sanders Awards» prämiert. Ihre Klageantwort wurde mit einer «Honorable Mention» für den «Werner Melis Award» ausgezeichnet und gehört damit zu den besten 30 Klageantworten weltweit. Zudem erhielt das Team als nur eines von vier eine «Honorable Mention» für den «Joseph Schwartz Award for Academic Excellence and Social Skills», mit welchem die ausserordentlichen Sozialkompetenzen des Teams anerkannt wurden. Die Finalrunde und Schlusszeremonie fanden am 17. April 2025 in Wien statt.

Das diesjährige Resultat ist das beste, welches ein Team der Universität Luzern am Willem C. Vis Moot in den letzten neun Jahren erreichen konnte. Entsprechend gross ist auch die Freude bei Prof. Dr. Daniel Girsberger, an dessen Lehrstuhl die Luzerner Teilnahme angesiedelt ist: «Das Team hat gezeigt, was mit dem richtigen Team- und Mootspirit erreicht werden kann. Ich bin sehr stolz auf das ganze Team und die Coaches.»

Der Willem C. Vis Moot Court ist ein jährlicher Grossanlass in Wien, auf den sich Jus-Studierende von Universitäten aus der ganzen Welt über Monate vorbereiten: In einem fiktiven Streitfall vertreten sie im Team ihre Mandanten, und zwar sowohl auf der Klägerseite als auch auf der Seite der Beklagten. Der Wettbewerb unterteilt sich in eine schriftliche und eine mündliche Phase: Zuerst werden eine Klageschrift und eine Klageantwort verfasst und eingereicht, darauf folgen mündliche Plädoyers vor dem fiktiven Schiedsgericht in Wien. Inhaltlich liegt der Fokus auf dem internationalen Handelsrecht und der Schiedsgerichtsbarkeit. Ziel des Wettbewerbs ist es, juristische Argumentation, Ausdrucksweise, Teamarbeit und Auftrittskompetenz in einem realitätsnahen Rahmen zu fördern.

Vertrag über die Herstellung einer Produktionsanlage von Wasserstoff

Der diesjährige Fall handelte von einem staatlich beherrschten Unternehmen – der Beklagten –, das einen geeigneten Hersteller suchte, der eine Produktionsanlage von nachhaltigem Wasserstoff bauen kann. Die Beklagte fand in der Klägerin – einer auf diesem Gebiet spezialisierte private Gesellschaft – den idealen Partner für ein solch komplexes Bauprojekt. Kurz daraufhin schlossen die Parteien einen Vertrag. Schnell kippte jedoch das gute Verhältnis: Die Klägerin übergab die ersten Baupläne für die Produktionsanlage zu spät. Die Beklagte kündigte daraufhin den Vertrag. Dies liess die Klägerin nicht auf sich sitzen und leitete ein Schiedsverfahren ein. Doch war dieses Schiedsverfahren rechtmässig eingeleitet worden, ohne dass zuvor – wie im Vertrag vorgesehen – ein Mediationsverfahren durchgeführt worden war? Und ist es zulässig, eine präjudizielle Offerte («Without Prejudice Offer») als Beweismittel im Schiedsverfahren einzureichen? Wie kann der Vertrag qualifiziert werden? Wo befindet sich die massgebende Niederlassung der Klägerin? Und haben die Parteien womöglich die Anwendbarkeit des Wiener Kaufrechts in ihrer vertraglichen Rechtswahlklausel ausgeschlossen? Diese und weitere spannende Fragen aus dem Wiener Kaufrecht und der internationalen Schiedsgerichtsbarkeit hatte das Team zu beantworten.

Von Luzern nach Helsinki und via Lissabon und Belgrad nach Wien

Unter der Leitung von Prof. Dr. Daniel Girsberger und Rechtsanwältin Roxane Schmidgall sowie mit Unterstützung der Co-Coaches, Rechtsanwalt Dario Schönbächler und Rechtsanwältin Alina Krebs, verfassten die sechs Studierenden in intensiver Arbeit von Oktober 2024 bis Februar 2025 eine Klageschrift und eine Klageantwort. Für die mündliche Phase wurde das Coaching-Team zudem durch Linus Bättig verstärkt.

Neben vielen Trainingsrunden bei Schweizer Kanzleien durfte das Team an drei sogenannten «Pre-Moots» im Ausland teilnehmen. In Helsinki, Lissabon und Belgrad hatten die «Mooties» Gelegenheit, Juristinnen und Juristen aus aller Welt kennenzulernen, Freundschaften zu knüpfen und das jeweilige lokale Ambiente etwas zu geniessen. Vor allen Dingen konnte das Team aber seine Argumente vor erfahrenen Praktikern aus der internationalen Schiedsgerichtbarkeit prüfen, bevor es anfangs April für das Finale nach Wien reiste.

Die Finalrunde bildete dann den krönenden Abschluss: Die einzelnen Teammitglieder präsentierten vor einem Dreier-Gremium von Schiedsrichtern die Position ihrer Klienten und verteidigten sie gegenüber dem Standpunkt der Gegenpartei. Während der Finalaustragung in Wien bot sich erneut die Chance, sich mit den rund 2500 für den Event angereisten Studierenden und ihren Coaches auszutauschen, bevor der 32. Willem C. Vis Moot Court mit der Award-Zeremonie für das Luzerner Team erfolgreich zu Ende ging.

Im Interview blicken die Studierenden und ihre drei Coaches auf das Erfolgserlebnis am 32. Willem C. Vis Moot Court zurück und geben Einblick in den Wettbewerb.

Mehr Informationen zur Teilnahme am Willem C. Vis Moot Court.