Früherkennung krebsbezogener chronischer Müdigkeit

Ein internationales Team unter Luzerner Co-Leitung hat Richtlinien für die Früherkennung von krebsbezogener Fatigue entwickelt. Diese werden helfen, die Gesundheit und Lebensqualität von Menschen zu verbessern, die im Kindes-, Jugend- oder jungen Erwachsenenalter an Krebs erkrankt waren.

Blick auf das entwickelte Diagramm (Detail)

In den letzten Jahrzehnten hat sich die Behandlung von Krebs im Kindes- und Jugendalter stark verbessert. Der Grossteil der Patientinnen und Patienten kann geheilt werden, aber viele ehemalige Patienten ("Survivors", "Überlebende", genannt) leiden auch Jahre und Jahrzehnte später noch an Spätfolgen. Krebsbezogene Fatigue (chronische Müdigkeit im Zusammenhang mit der Krebserkrankung und -behandlung) ist eine häufige Spätfolge. Deshalb werden regelmässige Nachsorgeuntersuchungen empfohlen, um die Spätfolgen frühzeitig erkennen und behandeln zu können. Richtlinien für das Screening von Spätfolgen sind wichtig, um die Nachsorge passend zu gestalten.

Die International Late Effects of Childhood Cancer Guideline Harmonization Group strebt eine Harmonisierung solcher Richtlinien an. Unter der Leitung von Prof. Dr. Gisela Michel, Professorin für Gesundheits- und Sozialverhalten (Universität Luzern), Prof. Dr. Jordan Gilleland Marchak (Emory University School of Medicine, USA) und Prof. Dr. Katrin Scheinemann (Kantonsspital Aarau) wurden bestehende Richtlinien für die Früherkennung von krebsbezogener Fatigue evaluiert und mit aktuellen wissenschaftlichen Befunden ergänzt. Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und pädiatrischer Onkologie haben gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der Survivors die neuen Empfehlungen formuliert. Neben Professorin Michel waren von der Universität Luzern Salome Christen, Dr. Katharina Roser und Anica Ilic an der Studie beteiligt.

Empfehlung: Untersuch bei jedem Termin

Es wurden vier bestehende Richtlinien und 70 in einer systematischen Literatursuche gefundene Studien berücksichtigt. Die Studie konnte zeigen, dass 10 bis 85 Prozent der Survivors an krebsbezogener Fatigue leiden. Ausserdem litten Survivors eher an Fatigue als Vergleichsgruppen. Risikofaktoren für Fatigue bei Survivors waren psychische Belastung, Spätfolgen, Schmerzen, eine Wiederkehr der Krebserkrankung und höheres Alter. In den neuen Richtlinien wird empfohlen, dass Survivors bei jedem Nachsorge- oder Arzttermin auf krebsbezogene Fatigue untersucht werden. Die Richtlinien machen zudem Empfehlungen, wie das Gesundheitspersonal dieses Screening durchführen kann und empfiehlt mögliche Behandlungsstrategien.

In der Grafik wird der Prozess für die Früherkennung von krebsbezogener Fatigue dargestellt:

Die Studie wurde von der Krebsliga Zentralschweiz mit gegen 72'000 Franken gefördert; zudem ermöglichten Beiträge des Departements Gesundheitswissenschaften und Medizin und der Forschungskommission der Universität Luzern eine "Open Access"-Publikation. Die Ergebnisse wurden im "Journal of Cancer Survivorship" publiziert, und zwar unter dem Titel "Recommendations for the Surveillance of Cancer-related Fatigue in Childhood, Adolescent, and Young adult Cancer Survivors: a Report from the International Late Effects of Childhood Cancer Guideline Harmonization Group". Die Autorinnen und Autoren sind Salome Christen, Katharina Roser, Renée L. Mulder, Anica Ilic, Hanne C. Lie, Jacqueline J. Loonen, Anneli V. Mellblom, Leontien C. M. Kremer, Melissa M. Hudson, Louis S. Constine, Roderick Skinner, Katrin Scheinemann, Jordan Gilleland Marchak und Gisela Michel.

Aufsatz "Recommendations for the Surveillance of Cancer-related Fatigue" (frei abrufbar)

Original-Diagramm (Englisch)