Die Heilige Schrift in der katholischen Kirche
Zu diesem interdisziplinären und internationalen Projekt, das sich mit der Rolle der Heiligen Schrift in Theologie, Kirche und Politik auseinandergesetzt hat, ist nun ein zweisprachiger Sammelband erschienen.
Nach Dei Verbum haben Exegeten eine doppelte Aufgabe: Sie müssen versuchen, die Bedeutung der biblischen Texte in ihrem historischen Kontext zu bestimmen. Aber sie müssen die Schrift auch «in dem Geist lesen, in dem sie geschrieben wurde», also die «Einheit der ganzen Schrift», die «Analogie des Glaubens» und die «lebendige Tradition der ganzen Kirche» beachten. Die Verknüpfung dieser Aufgaben berührt grundlegende Aspekte der Hermeneutik und der Ekklesiologie: Kirche, Wahrheit, Inspiration, Kommunikation, Bedeutung, Rezeption. Diese Aufgabe erfordert den Dialog zwischen Exegese und Systematik. Sie führt die katholische Theologie in den ökumenischen Dialog. Sie verlangt auch eine Orientierung im interreligiösen und politischen Feld.
Nebst der Mitherausgeberschaft von Dr. Aleksandra Brand von der Professur für Exegese des neuen Testamentst haben mehrere Forschende der Theologischen Fakultät Beiträge für diesen Sammelband geschrieben oder anderweitig mitgewirkt.
Prof. Dr. Robert Vorholt hat mit seinem Beitrag «The Truth of Freedom» eines der Hauptthemen paulinischer Theologie mit Blick auf hermeneutische und ekklesiologische Fragen aufgenommen: die Freiheit aller Gläubigen. Es ist bezeichnend, dass fast alle Verwendungen des Begriffs eleutheria und seiner Verwandten im Neuen Testament in den authentischen proto-paulinischen Briefen vorkommen. Dennoch entwickelt und bewegt sich das Denken des Apostels nicht in einem Vakuum. Die theologischen und kulturellen Hintergründe seiner Freiheitskonzepte sind alttestamentliche und hellenistische Traditionen, die Paulus natürlich in seiner spezifisch christozentrischen Perspektive modifiziert. Das Zeugnis der Heiligen Schrift über Gott und das Wesen seiner Kirche , so die Argumentaion, muss dieser Freiheit verpflichtet bleiben.
Dr. Aleksandra Brands Beitrag zur «Hermeneutik des Zeugnisses» nimmt die geschichtliche Dimensionen der Bekenntnisbildung in den Blick und stellt die exegetische Analyse des Begriffes in den Kontext von geschichtstheoretischen Perpektiven eines Rekonstruktionsbegriffes.
Der Band ist unter dem Titel «Die Heilige Schrift in der katholischen Kirche/Holy Scripture in the Catholic Church» im Herderverlag in der Reihe Herders Biblische Studien (Bd. 102) erschienen. Es handelt sich um ein interdisziplinäres und internationales Projekt, welches die Rolle der Heiligen Schrift in Theologie, Kirche und Politik spielt. Auch ein weiteres Mitglied der Fakultät, Prof. Dr. Ursula Schumacher wirkte an diesem Projekt mit, das auf eine Konferenz im Jahr 2021 zurückgeht.
Aleksandra Brand, Aaron Pidel, Thomas Söding (Hrsg.)
Die Heilige Schrift in der katholischen Kirche/Holy Scripture in the Catholic Church
Herder, Freiburg i. Br. 2025
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