Verhaltens­wissen­schaftliches Labor nimmt Betrieb auf

Die Universität Luzern erweitert ihre Infrastruktur für empirische Forschung und Lehre: Die modern ausgestattete neue Forschungseinrichtung bietet vielfältige methodische Möglichkeiten – von Virtual-Reality-Experimenten bis hin zur Hirnstimulation.

Eine studentische Hilfsassistentin beim Austesten von Labor-Equipment (Bild: Roberto Conciatori)

Das neue Verhaltenswissenschaftliche Labor ist ein wichtiger Bestandteil des neu gegründeten Instituts für Verhaltensforschung (IVFO) an der Fakultät für Verhaltenswissenschaften und Psychologie (VPF) und ist im Uni/PH-Gebäudetrakt «EG West» angesiedelt. Die Inbetriebnahme erfolgt schrittweise: Erste Teile des Labors sind bereits in Nutzung; im Herbst 2025 folgt der Einsatz in der Lehre sowie in weiteren Forschungsprojekten. Auch die technische Ausstattung des Labors wird fortlaufend ausgebaut.

Drei spezialisierte Laborbereiche 

Die Infrastruktur des Labors ist auf empirische Forschung mit Studienteilnehmenden ausgerichtet und deckt ein breites Spektrum an Methoden ab. Das Labor besteht aus drei räumlich getrennten Bereichen, die jeweils über spezifische Ausstattung und Nutzungsformen verfügen.

Das Labor 1 ist primär auf die Erfassung neurophysiologischer und wahrnehmungsbezogener Daten ausgelegt. Es verfügt etwa über Geräte für Elektroenzephalografie (EEG), um Hirnaktivitäten zu messen, Eye-Tracking-Systeme und ermöglicht auch Hirnstimulation (z.B. transkranielle Magnetstimulation, TMS), um die Aktivität von Nervenzellen im Gehirn gezielt zu beeinflussen.

Im Labor 2 stehen Kameras, Mikrofone und spezielle Software zur Verfügung, um Kommunikations- und Interaktionsprozesse detailliert aufzuzeichnen und zu analysieren. In diesem Labor können beispielsweise Gespräche in unterschiedlichen Settings untersucht werden – etwa in forensischen Simulationen oder therapeutischen Interviews.

Das Labor 3 ist ein flexibel gestaltbarer Raum für vielfältige experimentelle Studien. Hier lassen sich sowohl computergestützte Kooperations- und Wettbewerbsaufgaben (z.B. ökonomische Entscheidungsspiele) als auch Virtual-Reality-Experimente mit räumlicher Interaktion durchführen. Zudem bietet eine leistungsfähige IT-Infrastruktur im Labor Unterstützung für Simulationen und umfangreiche Datenanalysen.

Aktuelle Forschungsprojekte 

Ein erstes Forschungsprojekt im neuen Labor unter der gemeinsamen Leitung von Prof. Dr. Matthias Ertl und Ass.-Prof. Dr. Helen Wyler befasst sich mit dem Aussageverhalten nach Scheindelikten, die in Virtueller Realität (VR) begangen wurden. Untersucht werden soll, ob sich typische Aussagemuster, wie sie nach in der Realität begangenen Scheintaten  beobachtet werden, auch bei in VR begangenen Taten zeigen. Hierbei arbeitet das Team eng mit dem Immersive Realities Research Lab der Hochschule Luzern zusammen. Das Projekt wird von der Forschungskommission der Universität Luzern gefördert.

Ein weiteres Forschungsprojekt im Labor ist die Studie «LIFDI», die die Wirkung eines individualisierten Rückentrainingsprogramms auf Rückenschmerzen und die alltägliche Funktionsfähigkeit untersucht. Unter der Leitung von Dr. Andrea Aegerter, Prof. Dr. Claudio Perret und Prof. Dr. Gerold Stucki wird sie vom Forschungszentrum Gesundheit und Gesellschaft in Zusammenarbeit mit der Fakultät für Gesundheitswissenschaften und Medizin, dem Zentrum für klinische Forschung am LUKS sowie dem Hochschulsport Luzern durchgeführt. Die Studie wird von der Stiftung Universität Luzern gefördert.

Rahmenbedingungen und Nutzung 

Organisatorisch ist das Verhaltenswissenschaftliche Labor dem neu gegründeten Institut für Verhaltensforschung (IVFO) angesiedelt. Die Nutzung steht Forschenden der gesamten Universität Luzern sowie der Partnerhochschulen offen, wobei VPF-Forschende und -Studierende, bei denen experimentelle Praxisstunden fester Teil ihres Studiums sind, Vorrang haben. Auch externe Nutzungen sind möglich. Voraussetzung für Experimente im Labor ist ein bewilligter Ethikantrag. Die Rahmenbedingungen der Nutzung sind im Organisationsreglement des Instituts für Verhaltensforschung festgehalten, das am 1. Juni 2025 in Kraft getreten ist.