Wissenschaft trifft auf Kunst am Jubiläumsanlass
Der Tag der offenen Tür bietet über 60 Gelegenheiten, sich mal spielerisch, mal staunend und mal nachdenklich mit Themen der Universität Luzern auseinanderzusetzen. Die Ausstellung «Re-Bhut-ing» verbindet Kunst mit Ethnologie und lässt traditionelle Geistererzählungen mit modernen Kontexten verschmelzen.

Eine der Ausstellungen, die am Jubiläumsanlass am 25. Oktober zu sehen sein werden, zeigt eine Comic-Geschichte. Ihr Titel «Re-Bhut-ing» ist eine Kombination aus dem bengalischen Wort für Geist «Bhut» mit dem englischen Wort für das Neustarten eines Computers, «Rebooting». Was aber haben jetzt bengalische Geister mit Computern zu tun und wie kommt es zu dieser ungewöhnlichen Kombination?
«Der Comic basiert auf meiner ethnographischen Forschung zu digitalen Technologien im Gesundheitswesen in Indien», erklärt Sandra Bärnreuther, Assistenzprofessorin für Ethnologie. Sie habe untersucht, wie digitale Technologie in ländlichen Gesundheitszentren erlebt wird. Im öffentlichen Gesundheitssystem in Indien herrsche ein erheblicher Ärztemangel, weshalb gerade in abgelegenen Gebieten Lösungen im Bereich Telemedizin eingesetzt würden – also, dass etwa Ferndiagnosen via Internet über eine Software gestellt werden. Dabei sei es aber oft schwierig, so Bärnreuther, Ärztinnen und Ärzte zu erreichen, und oft fehle die direkte Interaktion mit ihnen. Dies führe bei der Patientenschaft und dem Gesundheitspersonal zu Frustration, Unbehagen und manchmal einem Gefühl einer fast geisterhaften Abwesenheit. Ein Zustand, der sich, so die Ethnologin, gut durch Geistergeschichten abbilden liesse, ein in Bengalen weit verbreitetes Erzählgenre, das immer wieder dazu gedient habe, gesellschaftliche Veränderungen zu reflektieren.
Der Comic wurde 2025 in Kolkata gestaltet, erläutert Bärnreuther: «Darin spekulieren wir, wie bengalische Geister im digitalen Zeitalter aussehen könnten.» Die beteiligten Künstlerinnen und Künstler aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Kontexten Kolkatas hätten ihre eigenen Perspektiven in das Projekt eingebracht. «Einige von uns kennen sich seit Jahren und wollten schon lange zusammenarbeiten», erklärt Bärnreuther und fügt an, der Comic sei das erste Projekt eines neuen Kollektivs namens «Karkhana», das Wissenschaft und Kunst zusammenbringen möchte.
Die Bilder sowie der bengalische Text in den Sprechblasen werden in der Ausstellung von erklärenden Tafeln auf Deutsch begleitet. Hinter jeder Seite schwebt das Porträt eines Geistes gedruckt auf transparentem Papier im Raum, begleitet von einer Klanglandschaft. Der Comic soll zudem Ende Jahr auf Sandra Bärnreuthers Website veröffentlicht werden.
«Re-Bhut-ing: Bengalische Geister im digitalen Zeitalter»
10.00 – 18.00 Uhr, Raum 3.B47, empfohlen ab ca. 10 Jahren