Soziologischer Standpunkt: «Das Kaffee-Paradox»
Kaffee ist aus unserer Gesellschaft nicht wegzudenken: morgens, unterwegs oder irgendwann mit Freund*innen – Kaffee gibt uns ein gutes Gefühl und eröffnet Momente des Zusammenseins. Auch die Auswahl scheint unbegrenzt und wird genutzt. Weshalb also spüren die, die den Kaffee anbauen, so wenig von diesem Kaffee-Boom?
Überall finden sich Cafés mit unterschiedlichsten Mischungen und Kaffeebohnen – und sie sind, zurecht, beliebt. Wir zahlen gerne etwas mehr für guten Kaffee und bekommen dafür ein leckeres Getränk, eine gute Stimmung und schöne Momente. Mit dem Kaffee wird auch ein bestimmter Lifestyle verkauft: Markenimage, Atmosphäre im Café oder die Geschichte hinter den und Nachhaltigkeit der Bohnen – all das kauft man gleich mit. Doch diejenigen, die die Kaffeebohnen anbauen, merken davon wenig: Unter standardisierten Vorgaben und hohem Preisdruck leisten sie ihre Arbeit, während der Grossteil des Profits in den Konsumländern bleibt. Über dieses Phänomen forschen die Soziologen Benoît Daviron und Stefano Ponte – und nennen es passend «Kaffee Paradox». Anja Wohlgemuth beleuchtet diesen Widerspruch in der Kolumne «Soziologischer Standpunkt»: Wie es dazu kommt, welche Rolle das mitverkaufte Feeling spielt und welche Lösungen für dieses Paradox möglich sein könnten, werden dabei aufgezeigt. Zur Kolumne!
