Populismus: Ressentiment der Peripherie?

Wird Populismus vom Ressentiment der Peripherie gegenüber den städtischen Eliten angetrieben? Stellt er eine Gefahr für unsere Demokratie dar oder ist er ihr gar nützlich? Diese Fragen sind Gegenstand eines vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) geförderten Forschungsprojekts, welches unter der Leitung von Prof. Dr. Joachim Blatter, in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Martin Hartman, durchgeführt wird.

(Bild: unsplash.com/Franz Wender)

Ob Trump, Bolsonaro, der Brexit oder die AfD: Demokratische Gesellschaften suchen nach Antworten darauf, warum eine zunehmend radikalisierte Wählerschaft sich von den traditionellen Parteien abwendet. Ob dies unsere Demokratien gefährdet oder ob ein gewisses Mass an Kritik «von aussen» für eine zunehmend homogenisierte Parteienlandschaft nicht auch wichtig und gesund sein kann, ist Thema eines Projekts unter Leitung von Joachim Blatter, Professor für Politikwissenschaft mit Schwerpunkt Politische Theorie. Darin soll die These untersucht werden, dass populistische Wählerinnen und Wähler die Verlierer eines Urbanisierungsprozesses sind, der die Welt in zwei Gruppierungen einteilt: Auf der einen Seite stehen zunehmend wohlhabende, kosmopolitisch denkende und politische einflussreiche Metropolbewohnerinnen und -bewohner. Diesen gegenübergestellt finden sich die kulturell, wirtschaftlich und politisch abgehängten Bewohnerinnen und -bewohner eines peripheren «Hinterlandes».

Stadt vs. Peripherie im internationalen Vergleich

Dass im wiederkehrenden Populismus das Ressentiment einer abgehängten Peripherie Ausdruck findet, hat in vielbeachteten ethnographischen Studien eine gewisse Bestätigung erfahren, erklärt Joachim Blatter. Das neue Projekt untersucht die These des peripheren Ressentiments in der Schweiz, Grossbritannien und Deutschland sowohl theoriegeleitet als auch qualitativ mit Hilfe von Interviews und Fokusgruppen. Es verbindet zwei bisher unverbundene wissenschaftliche Forschungsfelder: die Debatten zu politischen Emotionen in der Philosophie und die empirischen Debatten zu Populismus und politischer Geographie.

Dabei wird zum einen die Ausgestaltung von «Ressentiments» im Populismus als Ausdruck politischer Emotionen analysiert. Zum anderen wird ergründet, inwiefern sich Populistinnen und Populisten tatsächlich auf das Narrativ einer abgehängten Peripherie beziehen.

  • Originaltitel des Projekts und Übertragung ins Deutsche: «Populism as Peripheral Resentment?» (Populismus als Ressentiment der Peripherie?)
  • Leitung: Prof. Dr. Joachim Blatter, Professor für Politikwissenschaft; Prof. Dr. Martin, Hartmann, Professor für Philosophie
  • Mitarbeitende: Dr. des. Johannes Schulz, Oberassistent am Lehrstuhl von Prof. Dr. Joachim Blatter; Dr. Selk Veith, Technische Universität Darmstadt, Deutschland; ein Post-Doktorand oder eine Post-Doktorandin (noch zu bestimmen)
  • Projektdauer: 48 Monate
  • Bewilligte Fördersumme des Schweizerischen Nationalfonds (SNF): CHF 715'000 (gerundet)