Ethik und die digitale Transformation der menschlichen Arbeit

Was passiert, wenn die sogenannte «Künstliche Intelligenz» (KI) unsere Jobs übernimmt? In seinem neuen Buch analysiert Peter G. Kirchschläger die digitale Transformation menschlicher Arbeit aus ethischer Sicht.

Sogenannte «KI» eröffnet neue Horizonte für innovative Geschäftsmodelle und Wirtschaftssysteme. Sie schafft neue Formen der Arbeit und Arbeitsplätze. Gleichzeitig verdient die disruptive  Wirkung der digitalen Transformation auf die menschliche Arbeit eine genaue ethische Betrachtung. Mit seinem neuesten Buch knüpft Prof. Dr. Peter G. Kirchschläger an sein 2021 erschienenes Buch «Digital Transformation and Ethics» an. Darin argumentiert er, sogenannte «KI» als «datenbasierte Systeme» (DS) zu definieren, um deren tatsächliche Funktionsweise und Wirkung angemessen zu bezeichnen.

Schaffung oder Vernichtung von bezahlten Arbeitsplätzen?

Werden die digitale Transformation und «DS» zu einem Rückgang der bezahlten beruflichen Tätigkeiten für Menschen führen? Peter G. Kirchschläger hebt hervor, dass es im Gegensatz zu früheren Innovationsschüben bei der digitalen Transformation und der «DS» in erster Linie nicht darum gehe, die Arbeit für Menschen zu erleichtern, sondern Menschen zu ersetzen. Die digitale Transformation und die «DS» strebe danach, dass immer weniger, bis gar kein menschlicher Input mehr benötigt werde. Hervorzuheben bei diesem technologischen Umbruch sei, dass alle beruflichen Tätigkeiten (z.B. Roboterchirurgen, Roboteranwälte usw.) davon betroffen seien und nicht nur solche, die geringe oder keine Qualifikationen erfordern. Den zu erwartenden, massiven Rückgang von bezahlter Arbeitstätigkeit unterzieht der Autor einer ethischen Bewertung.

Das Ende des Strebens nach Vollbeschäftigung

Wie soll mit einem möglichen Ende der Vollbeschäftigung umgegangen werden? Peter G. Kirchschläger fordert eine Lösung, die eine «systemische Antwort» auf eine «systemische technologiebasierte Transformation» hervorbringt. Als Grundlage für seine Betrachtung des gesellschaftlichen Stellenwerts von Arbeit identifiziert er 40 Funktionen bezahlter beruflicher Tätigkeiten, die weit über die Gewährleistung finanzieller Sicherheit, physischen Überlebens oder die Finanzierung des Sozialsystems hinausgehen.

Neuer Umgang mit Arbeit: Bedingtes Grundeinkommen – das SERT-Modell

In der Folge betrachtet Peter G. Kirchschläger den Ansatz des bedingungslosen Grundeinkommens aus ethischer Sicht und kommt zum Schluss, dass dieses allein nicht ausreiche, um alle bisherigen Funktionen einer bezahlten Arbeit abzudecken. Er schlägt stattdessen das «SERT-Modell» (Society-, Entrepreneurship-, Research-Time-Model) vor, welches auf einer bedingten Entkopplung von Einkommen und Arbeit beruht: Jede Person leistet in einem frei gewählten Bereich einen Beitrag zum Wohl der Gesellschaft. Gleichzeitig beinhaltet das Modell Anreize für Innovation und fördert die gerechte Verteilung wirtschaftlicher Gewinne. Abschliessend enthält das Buch den Aufruf zu einer globalen, auf Menschenrechten basierenden Regulierung von «datenbasierten Systemen» (DS) und zur Schaffung einer «Internationalen Agentur für datenbasierte Systeme» (IDA) bei der UNO, um die menschenrechtsbasierte globale Regulierung durchzusetzen.

Peter G. Kirchschläger
Ethics and the Digital Transformation of Human Work: 
The Society-, Entrepreneurship-, Research-Time Model (SERT)
Palgrave Macmillan, London 2025 Link zur Verlagsseite

Medienberichterstattung zum Buch