Digitalisierung und politischer Konflikt

Was sind die gesellschaftspolitischen Folgen der digitalen Revolution? Dieser Frage geht Prof. Dr. Alexander Trechsel in einem vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) unterstützen Projekt am Politikwissenschaftlichen Seminar nach.

(Symbolbild: pixabay.com/Gerd Altmann)

Die Digitalisierung hat einen tiefgreifenden Einfluss auf die Gesellschaft. Wie spiegelt sich aber die digitale Revolution in der öffentlichen Meinung, im politischen Verhalten und in der Parteipolitik wider? Eine Erwartung ist, dass verschiedene Effekte der digitalen Revolution zu einem strukturellen Konflikt zwischen «Gewinnern» und «Verlierern» der Digitalisierung führen werden. Eine Studie unter Leitung von Prof. Dr. Alexander Trechsel, Professor für Politikwissenschaft an der Universität Luzern, untersucht die mögliche Entstehung einer langfristigen gesellschaftlichen Kluft, die durch die digitale Revolution verursacht wird. 

Verlierer und Gewinner im digitalen Wandel

Traditionell haben sich Parteiensysteme aufgrund von grossen Prozessen wie etwa der industriellen Revolution oder in jüngerer Zeit der Globalisierung verändert. Ähnlich tiefgreifend stellt die Digitalisierung einen technologischen Wandel dar, mit Einfluss auf Gesellschaft und Politik – ein Wandel, der bereits nahezu weltweit zu unzähligen Regulierungen, rechtlichen Rahmenbedingungen und Rechtsprechungen geführt hat. Neue Herausforderungen und Chancen der Digitalisierung dringen zunehmend in die politische Arena vor. Die teils heftigen Reaktionen von Bürgerinnen und Bürgern auf die 5G-Einführung, z.B. durch Angriffe auf Sendemasten, und auf die in der Covid-19-Krise eingesetzten Werkzeuge, z.B. durch die Verweigerung der Nutzung von Corona Apps, sind zwei Beispiele dafür. Es ist jedoch unbekannt, wie die Einstellungen der Menschen zu solchen Themen strukturiert sind.

Folgen für Gesellschaft und Politik

Das Forschungsprojekt analysiert, inwieweit in der Gesellschaft ein Konflikt zwischen Gewinnern und Verlierern der Digitalisierung beobachtet werden kann. Dabei werden objektive und subjektive Einstellungen und Bedingungen einander gegenübergestellt. Das Forschungsprojekt soll nicht nur helfen, die gesellschaftlichen Herausforderungen der Digitalisierung besser zu identifizieren, sondern auch neue Erkenntnisse über die Einstellungen der Bürgerinnen und Bürger zu Fragen der Digitalisierung liefern. 
Weiter wird untersucht, inwieweit sich dieses Konfliktpotenzial politisch manifestiert, wie politische Akteure und Parteien mit solchen Themen umgehen und wie Wählerinnen und Wähler auf das politische Angebot reagieren.

  • Originaltitel des Projekts und Übertragung ins Deutsche: «Digitalization and political conflict: parties, voters, and electoral alignment (DIGIPOL)» (Digitalisierung und politischer Konflikt: Parteien, Wähler und Wahlausrichtung (DIGIPOL))
  • Leitung: Prof. Dr. Alexander Trechsel, Professor für Politikwissenschaft mit Schwerpunkt Politische Kommunikation
  • Mitarbeitende: Dr. Mathilde van Ditmars, Postdoc-Forscherin
  • Projektdauer: 48 Monate
  • Bewilligte Fördersumme des Schweizerischen Nationalfonds (SNF): 880’000 CHF