Digitales Bezahlen wird persönlicher

Wie digitales Bezahlen gleichzeitig persönlicher wird und Beziehungen pflegt, ist Untersuchungsgegenstand eines Forschungsprojekts unter Leitung von Prof. Dr. Sophie Mützel, Professorin für Soziologie mit Schwerpunkt Medien und Netzwerke. Das Projekt wird vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) mit rund einer Million Franken unterstützt.

(Symbolbild: unsplash.com/Jonas Leupe)

Zahlungs-Apps, wie z.B. twint, sind zentrale Instrumente in der digitalen Wirtschaft. Sie sorgen für Ströme von nutzergenerierten Transaktionsdaten einschliesslich Konsumpräferenzen, ausgegebenem Betrag sowie Ort und Zeit des Konsums. Die Apps produzieren weiter Transaktionsdaten, die mit anderen Strömen von Datenspuren auf den Smartphones verknüpft werden können. Solche Transaktionsdaten rücken die Beziehungen zwischen den Nutzerinnen und Nutzern, Einzelhandel, Banken, Fintech-Intermediären und Marketingagenturen in den Fokus. Eine zentrale These des Projekts ist, dass digitale Zahlungen bestehende Beziehungen verändern und neue Beziehungen erschaffen.

Datenbasierte Personalisierung

Für Unternehmen können Zahlungs-Apps als das bisher fehlende Prisma dienen, das es erlaubt, ganze Transaktionsketten zu erkennen, was wiederum verbesserte «personalisierte Empfehlungen» ermöglicht. Für die Nutzerinnen und Nutzer bieten Zahlungs-Apps ähnliche Möglichkeiten, wie sie von sozialen Netzwerken bekannt sind, etwa Mitteilungen über ein Konsumerlebnis. Die Apps können zudem den Konsum erleichtern und steigern. Sie bilden auch ein weiteres Element in den wechselseitigen Beziehungen von Daten, die von Nutzerinnen und Nutzern gegeben werden, um Dienstleistungen zu erhalten.

Digitaler Zahlungsverkehr im internationalen Vergleich

Um Einblicke in die sich verändernden und neuen Beziehungen zu erhalten, wird der digitale Zahlungsverkehr in der Schweiz, wo dessen Nutzung gering ist, und in Schweden, wo digitale Zahlungen allgegenwärtig sind, empirisch untersucht. Dabei konzentriert sich das Projekt auf Praktiken und Zukunftsvorstellungen verschiedener Akteure beider Länder. Basierend auf Interviews und ethnographischer Feldforschung sowie auf der Sammlung von Textdaten werden hierfür neue Datensätze erstellt. Die so erhobenen Daten werden sowohl anhand systematischer «close readings» als auch mit Hilfe grösserer computergestützter Textanalysen auf Muster hin ausgewertet.

  • Originaltitel des Projekts und Übertragung ins Deutsche: «Digital payments: Making payments personal and social» («Digitales Bezahlen: wie Bezahlen gleichzeitig persönlicher wird und Beziehungen pflegt»)
  • Leitung: Prof. Dr. Sophie Mützel, Professorin für Soziologie mit Schwerpunkt Medien und Netzwerke
  • Projektbeteiligte und Mitarbeitende: Markus Unternährer, Doktorand am Soziologischen Seminar; zwei Doktorierende (noch zu bestimmen)
  • Projektdauer: 48 Monate
  • Bewilligte Fördersumme des Schweizerischen Nationalfonds (SNF): CHF 1'013'000 (gerundet)