Neuberufen: Assistenzprofessorin Sarah-Maria Schober im Gespräch
Seit hundert Tagen ist Sarah-Maria Schober Assistenzprofessorin für Geschichte mit Schwerpunkt Frühe Neuzeit. Im Interview berichtet sie, wie sie ihren Start in Luzern erlebt hat und was sie in Forschung und Lehre beschäftigt.
Sarah-Maria Schober, Sie haben Sie sich an der Universität Luzern eingelebt?
Sarah-Maria Schober: Sehr gut. Ich wurde sehr herzlich mit wunderschönen Blumen, Süssem und vielfältigen Gesprächsangeboten willkommen geheissen. Das Ankommen und Einleben wurde mir wirklich leicht gemacht. Kaum zu glauben, dass ich erst seit 100 Tagen hier bin!
Was ist bisher Ihr Highlight?
Mein Highlight ist definitiv die Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen allgemein und mit meinem – aktuell noch kleinen – Team im ganz Besonderen. Die Dynamiken, die hier entstehen, die Begeisterung und Kooperation beflügeln mich, und ich freue mich sehr darauf, das Team und unsere Netzwerke in Luzern und darüber hinaus weiter aus- und aufzubauen.
Welche Lehrveranstaltung führen Sie aktuell durch und um was geht es da?
Im Hauptseminar zum Bauernkrieg 1525 analysieren wir beispielsweise die Beweggründe der Aufständischen, aber auch das konkrete Zusammenspiel der Menschen der Reformationszeit mit Ressourcen, dem Land, Träumen und scheiternden Hoffnungen. Wir beschäftigen uns zudem mit der Frage, wie man heute an so ein Ereignis von vor 500 Jahren erinnert und es mitunter auch instrumentalisiert. Besonders im Gedächtnis blieben mir unsere intensiven Diskussionen zur Rolle von Fisch und Wein in den Klosterstürmen dieser bewegten Zeit – sowie der Kursausflug ins Staatsarchiv Obwalden.
Im Proseminar «Perücke parfümiert: Objekte der Frühen Neuzeit» entdecken wir die Epoche zwischen 1500 und 1800 über Fragestellungen, die wir an konkreten Objekten entwickeln: Wie können wir z.B. einen so europäisch anmutenden Gegenstand wie die Perücken der Aufklärungszeit auch globalhistorisch untersuchen? Oder was bedeutet es für unsere Vorstellungen von menschlichen Körpern, wenn sich Menschen in den Duft von Tieren wie der Zibetkatze hüllten (und hüllen)?
Woran forschen Sie momentan?
Ich gleise aktuell mein SNF-Starting-Grant-Projekt «Matter of Distinction: Hair, Race, Trade and Multispecies History, 1650–1820» – kurz «Modi.Hair» – auf. Daneben arbeite ich am Abschluss meines Buches «The Civet Cat: Producing Exotica in Early Modern Europe» sowie an einem Special Issue «Gemeines Land?», das 2027 in der Zeitschrift «traverse» erscheinen wird.
Und was steht in Zukunft an?
Sobald das Team komplett ist, starten wir mit einer Reihe gemeinsamer Projekte: einer Quellendatenbank, einem Blogprojekt, einer Tagung «Global Histories of Hair» und einer digitalen Ausstellung «Hairy Histories». Persönlich freue ich mich nun auch darauf, meine ersten Aufsatzprojekte im Rahmen des Modi.Hair-Projekts anzugehen. Dabei wird es um das frühneuzeitliche Perückenmachen und das Making von Race ebenso gehen wie um Wolle und Schafe.
