Mobilitätsbeiträge für sechs Doktorierende

Erneut profitieren sechs Doktorierende von Mobilitätsstipendien, die von der Graduate Academy der Universität Luzern vergeben werden. Die Beiträge ermöglichen es den Nachwuchsforschenden, Teile ihrer Dissertation im Ausland zu realisieren.

Die von der Graduate Academy vergebenen «UniLU Doc.Mobility»-Beiträge für Forschungsaufenthalte im Ausland können zweimal jährlich in Form einer Pauschale beantragt werden. Die Mittel leisten einen Beitrag an die Lebenshaltungskosten sowie Reise- und Forschungskosten der Doktorierenden. Bei der letzten Ausschreibung einen Zuschlag erhalten haben (in alphabetischer Reihenfolge):

Dario Affronti

Dario Affronti doktoriert im Fach Philosophie an der Theologischen Fakultät der Universität Luzern unter der Betreuung von Prof. Dr. Giovanni Ventimiglia. Seine Dissertation mit dem Titel «Assent, Certainty and Doubt in the Act of Faith according to Thomas Aquinas» untersucht die Natur des religiösen Glaubens, insbesondere die Spannung zwischen Gewissheit auf der einen und der Unerkennbarkeit Gottes auf der anderen Seite. Dank einer Förderung der Graduate Academy in Höhe von rund 39'300 Franken wird Dario Affronti von November 2025 bis Juni 2026 einen Forschungsaufenthalt am Centre for Philosophy of Religion and Theology der University of Leeds (UK) unter der Leitung von Prof. Simon Hewitt verbringen. Das Projekt umfasst eine historische und textliche Analyse der lateinischen Texte von Thomas von Aquin und einen Vergleich mit der zeitgenössischen Philosophie, insbesondere mit der Philosophie Wittgensteins, für die Hewitt ein international anerkannter Experte ist. Die Analyse des Glaubens aus der Sicht eines zeitgenössischen Philosophen ist ein völlig origineller Ansatz. Die Forschung über die Art der Glaubensgewissheit, die oft Ursache für Verzerrungen wie Fanatismus ist, besitzt etwa im Hinblick auf religiös motivierte Konflikte hohe Aktualität.

Hintergrundbericht zum Projekt

Katharina Dölp

In ihrer kumulativen Dissertation «Three Essays on Contemporary Branding», die von Prof. Dr. Leif Brandes betreut wird, beschäftigt sich Katharina Dölp mit aktuellem Marktgeschehen und den Beziehungen zwischen Konsumentinnen und Konsumenten und Unternehmen – dies an der Schnittstelle zwischen Branding und Konsumverhalten. Dabei untersucht sie die negativen Auswirkungen von Marketing auf individuelles und kollektives Wohlbefinden, wie Kommunikation zu gesellschaftlich relevanten Themen das Markenvertrauen positiv beeinflussen kann sowie Chancen und Risiken für Unternehmen beim Einsatz von «Non Fungible Tokens» (NFTs) – auf einer Blockchain gespeicherten digitalen Zertifikaten. Für ihren Forschungsaufenthalt von Anfang Juni bis Ende August an der EDHEC Business School in Lille, Frankreich, erhält sie einen Mobilitätsbeitrag von 14'700 Franken. Während ihres Aufenthalts wird sie von Prof. Dr. Paolo Antonetti betreut. Dieser ist – passend zu Katharina Dölps Forschungsschwerpunkt – Experte für Marketing-Ethik.

Céline Lenherr

In ihrem Dissertationsprojekt befasst sich Dr. med dent. Céline Lenherr mit «Funktionsfähigkeit». Dieses Konzept zur Messung von Gesundheit ermittelt anhand unterschiedlicher Faktoren, inwieweit eine Person an verschiedenen Lebensbereichen teilnehmen kann. In diesem Verständnis geht Gesundheit also über die reine An- oder Abwesenheit von Krankheit oder Beeinträchtigung hinaus und bezieht auch den gelebten und gefühlten Gesundheitszustand mit ein. Im Rahmen ihrer Dissertation im Bereich Gesundheitswissenschaften entwickelt Céline Lenherr, betreut von Prof. Dr. Carla Sabariego, «ClinFIT Oral Health», ein standardisiertes Instrument zur Erfassung der Funktionsfähigkeit von Patientinnen und Patienten mit mundgesundheitlichen Erkrankungen. Es soll die Erfassung der Funktionsfähigkeit im zahnmedizinischen Alltag ermöglichen und so fundierte klinische Entscheidungen sowie weiterführende Forschung unterstützen. Für die methodische Weiterentwicklung des Projekts und die Vorbereitung der Pilotstudie mit 200 Patientinnen und Patienten verbringt Céline Lenherr im Juli und August 2025 einen Forschungsaufenthalt an der Harvard T.H. Chan School of Public Health in Boston. Sie erhält dafür einen Mobilitätsbeitrag in der Höhe von 9’800 Franken.

 

Natalie Messerli

Natalie Messerli doktoriert am «Competence Center for Learning Health Systems», wo ein evidenzbasierter Ansatz zur Verbesserung der Gesundheitssystems unter Einbezug von Forschung, Politik und Praxis verfolgt wird. Das Gesundheitssystem soll fortlaufend «dazulernen», also von neuen Erkenntnissen profitieren und diese direkt nutzen können. Für ihr Dissertationsprojekt «Knowledge Translation für evidenzinformierte Entscheidungen in einer gerechten Gesundheitspolitik und -praxis», das von Prof. Dr. Stefan Boes und Dr. Sarah Mantwill betreut wird, verbringt Natalie Messerli einen Forschungsaufenthalt von Anfang September 2025 bis Ende Januar 2026 an der University of Michigan. Dort wird sie einen Kurs zum Thema Gesundheitsgerechtigkeit, also dem Prinzip von Chancengleichheit in Bezug auf Gesundheit und Gesundheitsversorgung über alle Bevölkerungsgruppen und -schichten hinweg, durchführen und auswerten. Natalie Messerlis Ziel dabei ist, herauszufinden, wie Lehrpläne für angehende Forschende im Hinblick auf Gesundheitsgerechtigkeit gemeinsam mit Partnern aus Praxis, Politik und Gesellschaft so gestaltet werden können, dass sie klinische und politische Entscheidungen wirksam unterstützen. Der Mobilitätsaufenthalt ermöglicht ihr, in einem neuen Kontext Vergleiche zu einem ähnlichen bereits in Luzern durchgeführten Kurs zu ziehen, um international vergleichbare Erkenntnisse zu gewinnen. Sie erhält einen Mobilitätsbeitrag in der Höhe von rund 23’000 Franken.

Nils Widmer

Nils Widmer befasst sich in seiner geschichts­wissenschaftlichen Dissertation, betreut von PD Dr. Michael Jucker, mit der Biografie der 1906 geborenen und 2000 verstorbenen Schweizer Sportfunktionärin, Skirennfahrerin und Skilehrerin Elsa Roth. Anhand ihrer Biografie erforscht Nils Widmer dabei verschiedene Aspekte des Skisports in der Schweiz des 20. Jahrhunderts. Dabei werden geschlechter-, sozial- und organisationshistorische Fragen untersucht – etwa, ob und inwiefern der Skisport eine Männerdomäne war, welchen Handlungsspielraum Frauen wie Elsa Roth darin hatten und inwiefern sie diesen nutzen konnten. Das Projekt soll einerseits einen historischen Blick auf Debatten über Chancengleichheit und Geschlechtergleichgewicht, die heute gerade auch im Bereich der Sportverbände geführt werden, bieten und andererseits zur Erforschung des zum Schweizer Nationalsport stilisierten Skisports beitragen. Seinen Forschungsaufenthalt verbringt Nils Widmer von Mitte August bis Mitte Dezember am Departement für Sportwissenschaften der Universität Malmö, Schweden, wo interdisziplinär zu sozialen Aspekten des Sports und dessen Rolle in der Gesellschaft geforscht wird. Er erhält einen Mobilitätsbeitrag in der Höhe von rund 19'700 Franken.

Seit der letzten Meldung zu Mobilitätsbeiträgen der Graduate Academy ebenfalls einen Zuschlag erhalten hat:

Etienne Petermann

In seinem Dissertationsprojekt, betreut durch Prof. Dr. Anna Coninx, untersucht Etienne Petermann die rechtshistorische Entwicklung und die gegenwärtige Bedeutung des bedingten Strafvollzuges im schweizerischen Sanktionenrecht. Im Zentrum seiner Untersuchung steht neben der Frage der Schuldangemessenheit von bedingten Strafen auch die Legalprognose, also die rechtlich gebundene Einschätzung, welche das entscheidende Kriterium für die Aussetzung von Strafen zur Bewährung bildet. In diesem Kontext beleuchtet er den weiterhin unbefriedigenden Stand der Prognoseforschung und untersucht die Einsatzmöglichkeiten von künstlicher Intelligenz zur Optimierung der Genauigkeit und Transparenz bei Prognoseentscheidungen in Bezug auf die Rückfallgefahr von Straftätern. Für seine Forschung hat Etienne Petermann ab Januar 2025 sechs Monate an der Waseda Universität in Tokio, Japan, verbracht und erhielt hierfür einen Mobilitätsbeitrag in Höhe von 29'400 Franken.