LIFE B. Braun Lecture: Nationale Strategie Querschnittlähmung
Heidi Hanselmann, Präsidentin der Schweizer Paraplegiker-Stiftung, zeigte in ihrem Vortrag, wie Menschen mit Querschnittlähmung mehr Selbstbestimmung und Inklusion ermöglicht werden soll. Die Veranstaltung bildete den Auftakt zur neuen Vortragsreihe «LIFE B. Braun Lectures» an der Universität Luzern.
Nach der Begrüssung und Einführung durch Rektor Martin Hartmann und Gerold Stucki, Professor für Gesundheitswissenschaften und Gesundheitspolitik an der Universität Luzern und Direktor der Schweizer Paraplegiker-Forschung (SPF), stellte Heidi Hanselmann die «Nationale Strategie Querschnittlähmung 2025–2033» vor. Die unter ihrer Leitung erarbeitete Strategie verstehe sich als «Kompass», sie solle ein Wegweiser für Versorgung, Selbstbestimmung und Teilhabe sein, so Hanselmann. Ihr Ziel sei ein selbstbestimmtes Leben für Betroffene in allen Lebensbereichen bei bestmöglicher Gesundheit.
Hanselmann betonte, dass Inklusion nicht erst bei der Umsetzung beginne, sondern bereits bei der Planung: «Eine klare Richtung ist wichtig, besonders bei einem komplexen Thema.» Neun Handlungsfelder und 32 konkrete Massnahmen decken Themen von medizinischer Nachsorge über Arbeitsmarktintegration bis zu barrierefreier Mobilität ab. Die Strategie verbindet Medizin, Rehabilitation, Bildung und gesellschaftliche Teilhabe und setzt auf einen verbindlichen Zeitplan mit Etappenzielen.
Gemeinsam planen und umsetzen
Entwickelt wurde die Nationale Strategie Querschnittlähmung in enger Zusammenarbeit von Betroffenen, Fachpersonen, Politik, Verwaltung und Forschung. Sie ist ein Gemeinschaftsprojekt der Vereinigung Paraplegikerzentren Schweiz, der Schweizer Paraplegiker-Stiftung, der Schweizer Paraplegiker-Vereinigung und der Schweizer Paraplegiker-Forschung. Für die Umsetzung der Strategie wurde eine Koordinationsstelle unter Leitung von Dr. Claudia Zanini geschaffen, ein Lenkungsausschuss legt jährlich Prioritäten fest. Für jede Massnahme wird eine eigene Arbeitsgruppe gebildet, in der relevante Fachpersonen, Menschen mit Querschnittlähmung und Forschende zusammenkommen und diese umsetzen. Der prozessorientierte Ansatz erlaubt es, Fortschritte zu prüfen, Massnahmen anzupassen und den Kompass immer wieder neu auszurichten. Entscheidend ist, dass mit den Betroffenen und nicht über deren Köpfe hinweg gearbeitet wird.
Inklusion als Haltung
Heidi Hanselmann machte deutlich, dass Inklusion nebst Planung auch strukturelle Beteiligung verlangt. Die Strategie zeige, wie Partizipation mehr sein kann als Methode, nämlich eine Haltung, die Veränderung antreibt. Stiftungen und Forschung, so Hanselmann, schafften Räume, in denen diese Haltung gelebt und in gesellschaftliche Prozesse überführt werde.
Signal für eine inklusivere Schweiz
«Damit Inklusion nicht nur ein Wort bleibt, sondern gelebte Realität, braucht es Engagement von allen», unterstrich Hanselmann. Die Referentin verwies auf positive Signale wie beispielsweise die Einladung von Rollstuhlfahrenden zur Schweizer Modewoche 2023, machte aber auch auf fortbestehende Barrieren in öffentlichen Einrichtungen und bei privaten Angeboten aufmerksam. «Die Nationale Strategie ist ein starkes Signal, ihre Wirkung entfaltet sie, wenn wir sie gemeinsam Schritt für Schritt umsetzen», fasste Hanselmann zusammen.
Impressionen






Neue Veranstaltungsreihe
Die am 18. September erstmals durchgeführte «LIFE B. Braun Lecture» hat zum Ziel, Forschung, Praxis und Gesellschaft zu verbinden. Sie ist Teil der «Luzerner Initiative für Funktionsfähigkeit, Gesundheit und Wohlbefinden (LIFE)» des Universitären Forschungszentrums (UFZ) Gesundheit und Gesellschaft, welche Forschung in diesen Themenbereichen vernetzen und koordinieren möchte. LIFE zielt darauf ab, Gesundheit und Wohlbefinden bei Krankheit, Verletzung und beim Altern zu verbessern - Themen, die auch die Kooperation mit dem Medizintechnikunternehmen B. Braun prägen.
