Mailboxen als frühe Form virtueller Vernetzung
Im Sammelband Screen Cultures 1970s–1990s in Basel and Beyond analysiert Loredana Bevilacqua die Entwicklung und Nutzung von Mailboxen (1985–1995) als frühe digitale Kommunikationsräume. Der Artikel zeigt, dass Dezentralität und technologische Aneignung «von unten» nicht nur historische, sondern im Kontext gegenwärtiger digitaler Vernetzungspraktiken aktuelle Relevanz hat.
Briefkasten, E-Mail-Posteingang oder Abhören von Voicemails? Beileibe nicht nur: Zwischen 1985 und 1995 sind Mailboxen digitale schwarze Bretter, über die Heimcomputernuzter:innen über die Telefonleitung erstmals chatten. Und ein Paradebeispiel für den «bottom up»-Gebrauch von Technologie und dezentralisierter Vernetzung. Der Artikel «Almost an Ordinary Mailbox. BBSs and Virtual Networking Before and at the Beginning of the Internet Era with a Focus on Switzerland, 1985-1995» zeichnet ihre relativ kurze aber bedeutsame Geschichte als Raum für Vernetzung (digital und analog), Austausch und Aktivismus, aber auch für die Verbreitung von problematischen Inhalten. Oder, wie es etwa der US-Forscher Kevin Driscoll formulierte, als Vorgeschichte von Social Media.
Der Sammelband «Screen Cultures 1970s-1990s in Basel and Beyond. Video and Net Initiatives» (Open Access verfügbar) ist im Oktober erschienen. Der Begriff «Screen Cultures» wurde dabei von verschiedenen Autor:innen als Schnittpunkt von Video- und Netzkunst sowie - Aktivismus erforscht und geht der zentralen Frage nach, mit welchen technologisch ermöglichten Praktiken soziale Räume für den Austausch geöffnet wurden.
