Religion und Tourismus: geförderte Forschung

Wie nehmen Touristinnen und Touristen aus nicht-christlichen Kontexten Räume und Orte mit christlichen Inhalten wahr? Mit dieser Frage beschäftigt sich Anna-Lena Jahn im Rahmen ihrer entstehenden Dissertation.

«Ort des Gebets»: internationale Verständlichkeit der Verhaltensregeln mittels Piktogrammen. Infotafel beim Kloster Müstair. (Bild: Anna-Lena Jahn)

In den letzten Jahren kann eine Zunahme von Angeboten beobachtet werden, welche das zunächst gegensätzlich scheinende Begriffspaar «Religion» und «Tourismus» vereinen. Für viele Touristinnen und Touristen gehören Kirchenbesuche zum touristischen Standardprogramm: Immer mehr Menschen begeben sich auf alte und neue Pilgerwege, und touristische Angebote, die zugleich spirituelle Fragen zu beantworten versuchen, boomen. Der «United Nations World Tourism Organization» (UNWTO) zufolge kann der Tourismus einen Beitrag zum gegenseitigen Verständnis von Menschen und Gesellschaften leisten. Trotz dieser formulierten Grundsätze sind die Phänomene Interkulturalität und Interreligiosität im Tourismus wenig erforscht. 

Doktorandin Anna-Lena Jahn

Diese Forschungslücke möchte Anna-Lena Jahn mit ihrem Dissertationsprojekt schliessen. Dieses wird von Prof. Dr. Christian Preidel, Professor für Pastoraltheologie an der Universität Luzern, betreut und ist Teil des übergreifenden Projekts «Religion – Kultur – Tourismus» unter der Leitung von Prof. Dr. Christian Cebulj, Professor für Religionspädagogik und Katechetik an der Theologischen Hochschule Chur. Dieses Gesamtprojekt läuft bis Ende 2025 und wird durch Drittmittel finanziert (jährlicher Unterstützungsbeitrag des Kantons Graubünden an die Hochschule und Stiftung Freunde der Theologischen Hochschule Chur). Auch ihre bereits gestartete Doktorarbeit kann Jahn so in einem teilweise geförderten Rahmen realisieren. Sie ist Absolventin des interuniversitären Masterstudiengangs «Religion – Wirtschaft – Politik», der von Luzern aus koordiniert wird.

Im Rahmen ihrer qualitativen Studie beschäftigt sich Anna-Lena Jahn exemplarisch mit dem Benediktinerinnenkloster St. Johann in Müstair. Von der UNESCO in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen, zieht das im Kanton Graubünden an der Grenze nach Südtirol liegende Kloster Gäste aus nah und fern an. Vor diesem Hintergrund erforscht Jahn, wie Touristinnen und Touristen aus nichtchristlichen Kontexten Räume und Orte mit christlichen Inhalten wahrnehmen. Dabei fällt der Fokus zum einen auf internationale Touristinnen und Touristen, beispielsweise aus Asien, zum anderen auf solche, die zwar in einem christlich geprägten Land wohnhaft sind, sich selbst aber nicht der christlichen Religion zugehörig fühlen. Anna-Lena Jahn arbeitet mit der Analyse von eigenen, systematisch gewonnenen Vor-Ort-Eindrücken, von Interviews mit Touristinnen und Touristen sowie von hochgeladenen Fotos auf Instagram, welche das Kloster St. Johann zeigen. Ein weiteres Ziel ist es, herauszuarbeiten, welches neue Verständnis von interreligiöser und interkultureller Begegnung im Tourismus möglich ist.

Website-Bereich «Religion – Kultur – Tourismus» (TH Chur)