Der Gedanke der Unsterblichkeit in der Ethik des Aristoteles

Vortrag von Prof. Dr. Maria Liatsi

Datum: 2. Mai 2013
Zeit: 13.15 Uhr bis 15.00 Uhr
Ort: Universität Luzern, Frohburgstrasse 3, 6002 Luzern; Hörsaal 3

Der Gedanke der Unsterblichkeit gehört zweifellos nicht zu den zentralen Themen der Aristotelischen Philosophie. Aber gleichwohl bleibt der Unsterblichkeitsgedanke bei Aristoteles auch nicht unerörtert. Im Protreptikos (B108, 3) bemerkt er, dass im Menschen nur der Geist (nous) unsterblich sein könne und entsprechend meint er in De anima, dass die Unsterblichkeit die Abtrennbarkeit der Seele vom Körper zur Voraussetzung habe. Den vom Körper abgetrenntennous bezeichnet er als ewig (De an. III 5. 430 a 23). Unklar bleibt, ob damit der göttliche nous gemeint sein könnte. Umso klarer begegnet uns in der Aristotelischen Ethik die Forderung, sich zum Noetischen zu erheben, d.h. ein an der Vernunft orientiertes Leben zu führen, um auf diese Weise durch Teilhabe am Noetischen unsterblich zu werden (vgl. NE X 7. 1177 b 30-34). Unvergleichlich grössere Beachtung als dieser Art von Unsterblichkeit im noologischen Sinne lässt Aristoteles dem Phänomen der irdischen Unsterblichkeit im biologischen und biographischen Sinne zukommen. Diese Art von Unsterblichkeit rückte aber unter der Dominanz des Begriffes der "Unsterblichkeit der Seele" im Platonismus und im Christentum in den Hintergrund.