Care Standards in Aktion

Fetomaternale Operationstechniken eröffnen neue Handlungsmöglichkeiten. Wie werden sie zum Standard in einem medizinischen Feld, was heisst es, einen Standard zu setzen und welches Normal entsteht dadurch für die Frauen und Familien?

Wird bei einem Ungeborenen im Ultraschall eine Spina bifida festgestellt, steht in der Schweiz seit 2010 die fetomaternale Operation als Behandlungsoption zur Verfügung. Das Besondere daran ist, dass der Eingriff zugunsten des Ungeborenen an einer ›gesunden‹ Frau durchgeführt wird. Mehr noch: Von medizinischer Seite wird die fetomaternale Praxis als neuer Behandlungsstandard angesehen. Wie aber wird dieser Standard in der klinischen Praxis konkret – in Aktion – hervorgebracht und konsolidiert? Und zu welchen Effekten führt er? Sandra Gratwohl geht diesen Fragen ethnografisch nach und arbeitet dabei die Vielschichtigkeit der fetomaternalen Praxis bei Spina bifida heraus.

Die Studie wurde durch ein doc.ch des Schweizerischen Nationalfonds gefördert und von der Professur für Wissenschaftsforschung betreut. 2024 erhielt Sandra Gratwohl für ihre Arbeit den Dissertationspreis des Universitätsvereins Luzern. Die Dissertation ist Open Access verfügbar.

Sandra Gratwohl, Care Standards in Aktion. Eine Ethnografie der fetomaternalen Praxis bei Spina bifida, Bielefeld: transcript Verlag, 2025.