Roxane Bründler (26) arbeitet als Business Development Coordinator bei der Gonser AG. Die Luzernerin ist eine der ersten Absolvierenden des Bachelors in Wirtschaftswissenschaften. Dies sei bei der Jobsuche überhaupt kein Nachteil gewesen.

Roxane Bründler

Roxane Bründler, Sie arbeiten bei Gonser, einem Online-Versandhändler mit Sitz in der Zentralschweiz. Was machen Sie da genau?

Roxane Bründler: Die Gonser AG ist ein junges, familiäres und wachsendes Unternehmen, bei dem überall mit angepackt werden kann. Zu Beginn habe ich als Praktikantin E-Commerce vor allem im Bereich Einkauf gestartet. Offerten einholen und prüfen, Bestellungen erstellen, Produktdesign finalisieren und Preise verhandeln gehörten zu meinem Daily Business. Anschliessend lernte ich im Produktmanagement, wie ein Produkt im Webshop aufgesetzt wird und wie wir den Absatz steigern können. Nebst attraktiven Preisen und guten Kundenbewertungen sind vor allem qualitativ hochwertige Bilder für einen Onlineshop essenziell. Mittlerweile bin ich hauptsächlich in der Unternehmensentwicklung und im Marketing tätig. Stetig neue Herausforderungen und vielfältige Projekte führen zu einem sehr spannenden und abwechslungsreichen Arbeitsalltag.

Wie ist die Arbeit bei einem Start-up, wenn man Gonser, 2009 gegründet, so nennen darf?

Für mich hat Gonser ganz klar noch die Unternehmenskultur eines Start-ups, auch wenn wir durch die Corona-Situation erfreulicherweise bedeutend gewachsen sind. Die Arbeit in einem jungen und agilen Unternehmen hat definitiv viele Vorteile. Wie vorhin bereits erwähnt, erhält man einerseits einen ganzheitlichen Einblick in die Organisation und kann in diversen Themengebieten Erfahrungen sammeln. Ausserdem ist es möglich, Inputs schnell einzubringen und umzusetzen. Andererseits hat es natürlich den Nachteil, dass wenig verankerte Strukturen existieren. Gute, etablierte Strukturen würden den Arbeitsalltag sicher in gewissen Dingen erleichtern. 

Sie gehören zum ersten Jahrgang, der den Bachelor im neuen Studienprogramm Wirtschaftswissenschaften abgeschlossen hat. War es schwierig, eine Stelle zu finden?

Nein, es war sicherlich kein Nachteil, mit dem Bachelor eines neuen Studienganges die Arbeitssuche anzutreten. Eher im Gegenteil: In der Zentralschweiz ist die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät nach der Abstimmung, durch die sie ermöglicht wurde, und der Medienresonanz in den Köpfen der Unternehmerinnen und Unternehmer. Viele Arbeitgeber zeigten grosses Interesse für den Abschluss und die Studienzeit an der Uni in Luzern. Ich war insofern positiv überrascht, als ich nach nur wenigen Bewerbungen und mehreren Vorstellungsgesprächen sehr schnell meine Praktikumsstelle fand. 

Der allgemeine Ansatz des Studiums hilft, Probleme ganzheitlich und aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten.

Hat Sie das neue Studium gut auf den Job vorbereitet?

Natürlich muss man erst einmal in der Berufswelt ankommen und anfangs noch viel lernen. Im Studium habe ich primär gelernt, wie man lernt oder an komplizierte Aufgaben herangeht, um effizient und konzeptionell zu arbeitet. Inhaltlich weist der Bachelor aufgrund seiner verschiedenen Bereiche – Betriebswirtschaft, Volkswirtschaft und Recht – einen allgemeinen Ansatz auf, der hilft, Probleme ganzheitlich und aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Mein Interesse im Studium lag hauptsächlich in den betriebswirtschaftlichen Fächern. Volkswirtschaft hilft jedoch für einen ganzheitlichen Blick auf die Wirtschaft. Ein Grundwissen in Rechtswissenschaft ist aufgrund gewisser Berührungspunkte im Arbeitsalltag, beispielsweise bei der Anwendung von Produktrecht, nützlich und half mir, richtig an die Projekte heranzugehen.

Sie sprechen sehr positiv von Ihrem Studium an der Universität Luzern. Würden Sie sich bei der Studienwahl nochmal gleich entscheiden?

Ja, ohne zu zögern. Dazu beigetragen hat unter anderem die Überschaubarkeit der Fakultät und die direkte Kommunikation der Universität im Allgemeinen. Die Fächer waren vielseitig und konnten im Wahlbereich je nach Interessen noch weiter vertieft werden. Man wird in Luzern als Studierende wahrgenommen und hat durch die interaktiven Vorlesungen Spass an der Aneignung von Wissen.
 
Haben Sie Tipps für gegenwärtige oder künftige Studierende, damit auch sie so viel Spass daran haben?

Baut euch schnellstmöglich ein Netzwerk auf. Es muss nicht gross sein, aber das Studium ist definitiv einfacher, wenn man Freundinnen und Freunde hat. Zusammen lernen und sich austauschen hat einen grossen Multiplikatoreffekt auf das in den Vorlesungen Gelernte. Aber auch das gemeinsame Abschalten ausserhalb des Studiums war für mich immer sehr wichtig. Da tun mir die gegenwärtigen Studienanfängerinnen und -anfänger wirklich etwas leid. Via «Zoom» braucht es wohl noch mehr Mut, Freunde zu finden. Nehmt ausserdem auch die Möglichkeit wahr, ein Austauschsemester zu absolvieren, ich war an der englischen Bournemouth University; es ist eine einmalige Chance und lohnt sich definitiv! Als Letztes empfehle ich auch, sich während des Studiums einen Nebenjob zu suchen. Diese Einblicke sind wertvoll für das spätere Berufsleben und garantieren eine gewisse finanzielle Unabhängigkeit während des Studiums.

Auch Sie haben neben dem Studium gearbeitet, bei der Migros plus ein Praktikum bei der CSS Versicherung. Gleichzeitig engagierten Sie sich in der Studierendenorganisation WiLu. Wurde Ihnen das nicht alles zu viel?

Nein, es hat mir im Gegenteil eine abwechslungsreiche Balance ermöglicht. Das Engagement im Vorstand der WiLu hat mir Spass gemacht und ausserdem geholfen, ein Netzwerk aufzubauen und meine Kommilitoninnen und Kommilitonen besser kennenzulernen. Meine Abschlussnote wäre vielleicht etwas besser, wenn ich mich komplett auf das Studium konzentriert hätte. Ich bezweifle aber, dass es mir im selben Masse Spass bereitet hätte und meine Chancen auf dem Arbeitsmarkt jetzt besser wären.

Roxane Bründler hat im Frühjahrssemester 2019 ihren Bachelor in Wirtschaftswissenschaften abgeschlossen. Nach dem einjährigen Praktikum bei Gonser ist sie seit dem vergangenen Herbst nun regulär dort beschäftigt. Berufsbegleitend absolviert sie einen MBA-Studiengang an der Hochschule Luzern.

Yves Spühler
Sektionsvorsteher Wirtschaftswissenschaften der ALUMNI Organisation, Abschluss des Masterstudiums in Wirtschaftswissenschaften im Herbstsemester 2020; zurzeit absolviert Yves Spühler ein Hochschulpraktikum beim Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco).