Livia Vogel (30) ist Absolventin des Masters Gesellschafts- und Kommunikationswissenschaften mit Schwerpunkt Medien und Netzwerke. Die gebürtige Obwaldnerin, die bei Roche arbeitet, rät Studierenden, breit interessiert und offen zu sein.

Livia Vogel, International Communications Leader Clinical Development & Medical Affairs bei Roche Diagnostics International, Rotkreuz; Absolventin Master Gesellschafts- und Kommunikationswissenschaften. (Bild: Silvan Bucher)

Livia Vogel, wie sah Ihr beruflicher Weg und Werdegang seit dem Abschluss aus?

Livia Vogel: Mein beruflicher Weg begann lange vor meinem Masterabschluss. Ich habe 2013 in Fribourg mein Bachelordiplom in Medien- und Kommunikationswissenschaft erhalten und direkt im Anschluss eine spannende Anstellung in einem Start-up gefunden. In den drei Jahren lernte ich, was es heisst, kundenzentriert zu arbeiten und grosse Verantwortung zu übernehmen. Als das Unternehmen verkauft wurde, zog es mich zurück an die Universität. Während des Masterstudiums in Luzern habe ich ein Praktikum im Bereich der Radio- und Fernsehforschung absolviert und anschliessend eine Teilzeitanstellung bei Siemens angetreten. Die Herausforderungen der Arbeitswelt und des beruflichen Alltags haben mich somit nach meinem Masterabschluss nicht unvorbereitet getroffen.

Wie hat sich die Jobsuche gestaltet?

Ich denke, ich verrate kein Geheimnis, wenn ich sage, dass die Jobsuche als Absolventin bzw. als Absolvent eine emotionale Achterbahnfahrt ist. Man ist voller Tatendrang, kann es kaum erwarten, «es allen zu zeigen» und findet die exakte Beschreibung des eigenen Profils in einigen Inseraten wieder. Mit den ersten Absagen folgt dann der erste Dämpfer: Die Rückmeldungen geben einem zu verstehen, dass man entweder überqualifiziert sei oder dass man zwar ein tolles Profil habe, jemand anderes aber noch ein wenig besser zur Stelle passe. Oder, für mich noch schlimmer, man erhält gar keine Antwort. Ich habe mich davon nicht entmutigen lassen – und die Ausdauer wurde belohnt: Schliesslich konnte ich zwischen mehreren Angeboten auswählen und arbeite nun seit Mai 2020 als International Communications Leader im Bereich «Clinical Development & Medical Affairs» bei Roche Diagnostics International in Rotkreuz.

Was alles umfasst Ihr derzeitiges Aufgabengebiet, was ist das Spannende daran?

Ich bin erste Ansprechpartnerin für alle Anliegen rund um die Kommunikation für einen Funktionsbereich mit 650 Leuten. Die Teamkolleginnen und -kollegen beindrucken mich täglich mit ihrem Engagement, ihrer Leidenschaft und allem voran ihrer Expertise. Während der aktuellen Pandemie steht Roche Diagnostics besonders im Fokus der Öffentlichkeit, und mit meiner Tätigkeit stelle ich in erster Linie den internen Informationsaustausch sicher. Das vernetzte wissenschaftliche Arbeiten, die Tatsache, dass ich Kolleginnen und Kollegen rund um den Globus habe und dass kein Tag dem anderen gleicht sowie die Gewissheit, dass ich zu etwas Grossem beitrage, sind die Hauptgründe, weshalb ich gerne arbeite.

Einer der grössten Pluspunkte – neben der Lage am schönsten See der Schweiz – ist die Nähe der Dozierenden zu den Studierenden.

Wie haben Sie Ihr Studium in Erinnerung? Was hat Ihnen besonders gut gefallen? Gab es ggf. auch weniger positive Punkte, bei denen Ihres Erachtens Verbesserungspotenzial besteht?

Da ich den Entscheid für ein Masterstudium sehr bewusst fällte, nahm ich mir vor, die Studienzeit in Luzern so intensiv wie möglich auszukosten und habe deshalb fast ausschliesslich gute Erinnerungen daran. Die von vielen Studierenden geschätzte angenehme Grösse der Seminare kann ich nur bestätigen. Einer der grössten Pluspunkte der Universität Luzern – neben der Lage am schönsten See der Schweiz – ist die Nähe der Dozierenden zu den Studierenden. Im Seminar wird man mit Namen angesprochen, schnell entstehen hitzige Diskussionen, und die eigenen Ansichten werden schonungslos hinterfragt. Die oft langen und etwas schwerfälligen wissenschaftlichen Texte liest man deshalb gerne, weil nicht einfach PowerPoint-Folien runtergerattert werden, sondern sich in der Diskussion und Interpretation das Gelesene zu Gelerntem entwickelt. Die Seminare mit Professorin Sophie Mützel sind mir dabei in besonders lebendiger Erinnerung geblieben. Der von mir zunächst kritisch kommentierte Umstand, dass in vielen Seminaren Bachelor- und Masterstudierende zugelassen sind, hat sich letztlich als äusserst wertvoll erwiesen. Daraus ist auch mein Wunsch entstanden, als Tutorin für die Studierenden der Soziologie im ersten Studienjahr zu agieren und meine Begeisterung für das Fach weiterzugeben. Die Fakultät belohnt ein solches Engagement zusätzlich mit «Social Credit Points», was definitiv ein weiterer Anreiz ist.

Gab es einen bestimmten Grund für den Entscheid, an der Universität Luzern zu studieren? War für Sie die Studienrichtung sofort klar oder wie kamen Sie dazu?

Bereits beim Entscheid für das Bachelorstudium stand die Universität Luzern auf meiner Liste. Damals war der Studiengang noch etwas jünger, und ich wollte ortstechnisch ein wenig weiter weg. In Luzern zu studieren, hätte bedeutet, zuhause wohnen zu bleiben, und zur damaligen Zeit wollte ich mich lieber als Mitbewohnerin einer Studenten-WG ausprobieren. Als es nun aber darum ging, ein Masterstudium zu beginnen, kam für mich nur noch Luzern in Frage. Den wissenschaftlichen Ansatz in Fribourg kannte ich bereits, und ich brauchte frische Ideen, noch unbekannte Dozierende und den Vierwaldstättersee beim Blick aus dem Bibliotheksfenster. Die Frage der Studienrichtung hat sich für mich ein für alle Mal beantwortet, nachdem ich im Berufsleben feststellte, dass ich absolut im richtigen Bereich bin.

Inwiefern hat Sie dieses Studium auf den Beruf vorbereitet?

Natürlich lässt sich nicht jede Theorie nahtlos in die Praxis umsetzen. Startet man jedoch das Studium mit dieser Erkenntnis, öffnen sich einige Türen. Ich persönlich habe mein Masterstudium überwiegend dazu genutzt, um wissenschaftliches Arbeiten zu lernen. Dazu gehört an erster Stelle das Formulieren von Fragen. Die Soziologie beschäftigt sich vor allem mit Fragen nach Prozessen, also mit der Frage nach dem «Wie». Im Berufsalltag orientiert sich die Fragestellung zunächst eher am Zweck, also dem «Wozu». Persönlich habe ich gelernt, beim Beantworten jeder «Wozu»-Frage bereits die «Wie»-Frage anzugehen – ein ziemlich erfolgsversprechender Ansatz. Da wir in einer schnellen Zeit leben, fehlt uns häufig die Kapazität und auch die Lust, uns lange in eine Thematik zu vertiefen. An der Uni habe ich diese Fähigkeit wieder für mich entdeckt: Die Langatmigkeit und die Ausdauer, die ich mir beim Verfassen der Masterarbeit angeeignet habe, nützen mir, im Berufsalltag hartnäckig zu bleiben und auch bei schwierigeren Themen die Lust nicht zu verlieren.

Gibt es einen Tipp, den Sie Studierenden mit auf den Weg geben mögen, gerade auch im Hinblick auf den Einstieg ins Berufsleben?

Lasst euch nicht von Jobinseraten abschrecken. Dabei handelt es sich meistens um die Beschreibung eines imaginären Wunschkandidaten durch den Arbeitgeber. Wenn ihr das Gefühl habt, dass euch der Job Spass machen könnte, bewerbt euch auch, wenn euer Profil nicht zu hundert Prozent den angegebenen Kriterien entspricht. Ich durfte bereits in den unterschiedlichsten Branchen kommunikativ tätig sein, weil ich selbst meine Interessensgebiete nie klein gehalten habe und stets offen dafür war, meinen Horizont zu erweitern. Hätte jemand mein 20-jähriges Ich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, auf den Gebieten Gebäudetechnik und Diagnostik tätig zu sein, hätte ich wahrscheinlich gefragt: «Wie kommst du denn auf so eine verrückte Idee, ich studiere Kommunikation und Medien, ich werde etwas mit Medien machen.» Das Studium der Kommunikationswissenschaften ist extrem vielfältig, und genauso vielfältig sind die möglichen Berufswege. Legt euch selbst keine Steine in den Weg, sondern seid offen – auch für Dinge, die ihr zunächst vielleicht nicht in Betracht zieht.

Informationen zum Masterstudiengang Gesellschafts- und Kommunikationswissenschaften

Das Interview wurde im Rahmen des Jahresberichts 2020 der Universität Luzern von Dave Schläpfer, stv. Leiter der Universitätskommunikation, geführt. Der Bericht steht unter dem Motto «Absolventinnen und Absolventen im Fokus».