Luzerner Universitätsreden mit fünf Festreferaten

Die 36. Ausgabe der Luzerner Universitätsreden umfasst fünf Festreferate vergangener Dies Academici. Gehalten wurden sie von den Prorektorinnen und Prorektoren Markus Ries, Martin Baumann, Martina Caroni, Alexander H. Trechsel sowie Regina E. Aebi-Müller.

Drei Exemplare der Luzerner Universitätsreden liegen auf dem Treppengeländer des Uni/PH-Gebäudes

Die erste Festrede dieser Zusammenstellung datiert aus dem Jahr 2014 und trägt den Titel «Vierhundert Jahre Bologna-Reform». In ihr verglich Prof. Dr. Markus Ries die Bologna-Reform mit einem früheren Versuch, eine einheitliche Studienarchitektur für ganz Europa zu schaffen: Am 8. Januar 1599 und damit 400 Jahre vor Bologna liess der fünfte General der Gesellschaft Jesu, P. Claudio Aquaviva SJ, für alle Jesuitenkollegien in Europa eine neue, einheitliche Studienordnung publizieren.

Am Dies Academicus im Jahr darauf plädierte Prof. Dr. Martin Baumann in seiner Rede «Ungenannt und unbedeutend? Zur gesellschaftlichen Relevanz geistes- und sozialwissenschaftlicher Forschung» dafür, die eigenen Forschungen stärker sichtbar zu machen. Obwohl in der Öffentlichkeit oft weniger hochgeschätzt als die naturwissenschaftliche Forschung, seien geistes- und sozialwissenschaftliche Forschungen gerade in ihren gesellschaftlichen Analysen und dem Erarbeiten von Lösungsoptionen relevant und damit nützlich. 

Mit Fragen rund um die Rechte und Pflichten von Staaten bezüglich der Aufnahme von Schutzsuchenden beschäftigte sich Prof. Dr. Martina Caroni in ihrer Festansprache zum Thema «Borderline Decisions» aus dem Jahr 2017. Den Schwerpunkt legte sie dabei auf das extraterritoriale Management von Migrationsströmen durch Unterstützung und Finanzierung von Drittstaaten. Durch solche Praktiken werde indirekt Beihilfe zu Menschenrechtsverletzungen geleistet, weshalb die daran beteiligten Staaten – darunter auch die Schweiz – zur Verantwortung gezogen werden könnten.

Prof. Dr. Alexander H. Trechsel widmete sich in seiner Festansprache von 2019 dem Thema «Forschung in der digitalen Welt». Untermauert mit Beispielen aus der aktuellen Forschung, stellte er Thesen zu den Opportunitäten und Chancen solchen zu den Hindernissen und Gefahren der Digitalisierung für die geistes- und sozialwissenschaftliche Forschung gegenüber.

Der letztjährige Dies Academicus wurde nicht nur organisatorisch, sondern auch inhaltlich durch die Corona-Pandemie geprägt: In ihrer Ansprache «Triage auf Intensivstationen» beschäftigte sich Prof. Dr. Regina E. Aebi-Müller mit der Frage, welche Patientinnen und Patienten Vorrang haben, wenn die Intensivpflegeplätze zu knapp sind. Dies wurde vom Gesetzgeber offengelassen. Mit Hilfe der in solchen Fällen anzuwendenden Methodik «modo legislatoris» kam Aebi-Müller zum Schluss: «Die Erfolgsaussichten der Behandlung dürfen entscheidend sein, ja sie müssen sogar entscheidend sein.»

Die Luzerner Universitätsreden enthalten öffentliche Vorträge, die an der Universität Luzern gehalten wurden. Damit sollen wissenschaftliche Inhalte an eine breite Öffentlichkeit vermittelt werden. Die Publikationsreihe, die durch private Mittel finanziert wird, erscheint in unregelmässigen Abständen. In gedruckter Form sind die Luzerner Universitätsreden kostenlos beim Rektorat erhältlich.