Adrian Derungs ist Direktor der Industrie- und Handelskammer Zentralschweiz (IHZ). Sein Jus-Masterabschluss erweise sich als sehr nutzbringend in Anbetracht der von Recht massgebend geprägten Gesellschaft, so der 41-jährige Krienser.

Adrian Derungs, Direktor der Industrie- und Handelskammer Zentralschweiz (IHZ). (Bild: Silvan Bucher)

Adrian Derungs, wie sah Ihr beruflicher Weg aus? 

Adrian Derungs: Während des Studiums hatte ich zunächst bei «Radio Pilatus» als Nachrichtenredaktor gearbeitet und wechselte dann zur IHZ, wo ich als wirtschaftspolitischer Mitarbeiter tätig war. Nach dem Studienabschluss stieg ich bei der Centralschweizerischen Kraftwerke AG (CKW) als Leiter Unternehmenskommunikation und Public Affairs ein. In diesen gut zweieinhalb Jahren erhielt ich einen Einblick in die Energiebranche, die bei der Bewältigung der Herausforderungen im Bereich Klima- und Energiepolitik eine Schlüsselrolle einnimmt. 

Seit Dezember 2019 sind Sie nun IHZ-Direktor, wie sieht Ihr Aufgabengebiet aus?

In dieser Position führe ich die achtköpfige Geschäftsstelle. Es handelt sich um eine der insgesamt 18 Industrie- und Handelskammern der Schweiz. Die IHZ ist das Zentralschweizer Kompetenzzentrum für Wirtschaftspolitik und Export. Wir setzen uns für Unternehmertum und wirtschaftsfreundliche Rahmenbedingungen ein und fördern dadurch die nationale und internationale Wettbewerbsfähigkeit der Zentralschweizer Unternehmen. Parteipolitisch unabhängig vertreten wir als wichtiges regionales Netzwerk über 700 Unternehmen in den Kantonen Luzern, Uri, Schwyz, Obwalden und Nidwalden. Neben Wirtschaftspolitik, Export und der Netzwerktätigkeit engagieren wir uns auch im Bildungsbereich, mit einem breiten Ausbildungsangebot im Bereich des Aussenhandels oder mit den Wirtschaftswochen an den Zentralschweizer Gymnasien. 

Was ist das Spannende an diesem Job, was gefällt Ihnen besonders?

Die Aufgabe ist aufgrund des breiten Tätigkeitsfeldes enorm interessant. Der Austausch mit den unterschiedlichen Branchen und den Zentralschweizer Unternehmen empfinde ich als spannend und bereichernd. Ich darf dabei erleben, mit wie viel Engagement die stark KMU-geprägte Zentralschweizer Wirtschaft, getragen von ihren Mitarbeitenden, funktioniert. Es gibt enorm viele innovative Unternehmen, die in ihren Branchen zu den Weltmarktführern gehören und die dazu beitragen, dass die Zentralschweiz nicht nur ein wunderbarer Ort zum Leben ist, sondern auch vielseitige Möglichkeiten bietet, um bei innovativen Unternehmen die Zukunft unserer Region mitzugestalten. Letztlich ist es der Austausch mit Menschen, den ich besonders schätze. Die IHZ operiert an der Schnittstelle zwischen Wirtschaft, Gesellschaft und Politik. Aber letztlich sind diese Grenzen fliessend und wir tun gut daran, uns wieder mehr auf die Zusammenhänge der Gesellschaft und den Zusammenhalt zu besinnen. Es geht nicht nur um unsere individuellen Interessen, Freiheiten, Wünsche und Ansprüche, sondern um eine funktionierende, nachhaltige Gesellschaft, die wir unseren Nachkommen weitergeben. 

Ich suchte nach einer Ausbildung, die mich persönlich weiterbringt und mir konkreten Mehrwert liefert.

Wie haben Sie Ihr Studium in Erinnerung? Was hat Ihnen besonders gut gefallen?

Die Ausbildung erlaubte mir wertvolle Einblicke in die unterschiedlichen Rechtsgebiete. Ich lernte die «Sprache» des Rechts kennen und wie man sie unterschiedlich interpretieren kann. Dabei habe ich nicht nur die fachliche Kompetenz der Professoren und Lehrenden geschätzt, sondern auch deren persönliches Engagement für die Studierenden. Ich habe viel von der Universität profitiert. In erster Linie von den Menschen, die sie prägen und formen, aber auch von der hochwertigen Infrastruktur im Universitätsgebäude. Das alles ist nicht selbstverständlich. 

Gab es einen bestimmten Grund für den Entscheid, an der Universität Luzern zu studieren? War für Sie die Studienrichtung sofort klar oder wie kamen Sie dazu?

Ich hatte bereits in Zürich ein Lizenziat in Allgemeiner Geschichte abgeschlossen und suchte danach im beruflichen Umfeld des Journalismus nach einer Ausbildung, die mich persönlich weiterbringt und mir konkreten Mehrwert liefert. Ich wollte mehr wissen über Rechtsstreitigkeiten und juristische Fragen, mit denen wir im Redaktionsalltag zu tun hatten. Dass die örtliche Wahl auf Luzern fiel, hatte auch praktische Gründe. Wir hatten damals unsere Familie gegründet und es war sinnvoll, nicht zusätzliche Wegstrecken in andere Universitätsstädte auf mich zu nehmen. 

Inwiefern hat Sie dieses Studium auf den Beruf vorbereitet, was daraus können Sie nun brauchen bzw. inwiefern sind Sie froh um diesen «Rucksack»?

Der Rucksack der Universität ist perfekt gepackt; nicht überladen, sondern genau mit dem richtigen Proviant in der richtigen Menge. Das Studium hat mich zwar nicht direkt auf den Beruf vorbereitet; ich arbeite ja nicht als Anwalt, was das «klassische» Ziel der juristischen Ausbildung darstellt. Aber ich profitiere täglich vom Studium, besonders etwa bei der Beurteilung von Gesetzestexten sowie in der Diskussion von öffentlich-rechtlichen oder politischen Fragen. Wir leben in einer von Recht geprägten Gesellschaft, die nach meinem Empfinden mittlerweile in einigen Bereichen zu stark reguliert und administriert wird. Hier hilft der juristische Hintergrund, um die damit verbundenen Prozesse, Deutungen und Probleme besser zu verstehen. 

Gibt es einen Tipp, den Sie Studierenden mit auf den Weg geben mögen, z.B. bezüglich Schwerpunktsetzung während des Studiums und gerade auch im Hinblick auf den Einstieg ins Berufsleben?

Die Studentinnen und Studenten haben ein grosses Privileg, sich an der Universität Wissen aneignen zu können. Ich empfehle ihnen, diese Zeit zu nutzen und die Schwerpunkte dort zu setzen, wo ihre Interessen liegen und sich nicht darauf zu fokussieren, was gerade «in» ist oder einfache Credits verspricht. Ich rate zudem, ein Auslandsemester oder gleich ein ganzes Jahr im Ausland zu absolvieren. Ich war während meines Erststudiums zwei Semester an der spanischen Universität von La Coruña (Galizien) – eine horizonterweiternde Erfahrung. Zudem macht es Sinn, bereits während des Studiums Berufserfahrung zu sammeln, am besten in einem Bereich, in dem man in Zukunft Fuss fassen möchte. Und die Studierenden sollen nicht nur an Prüfungen und Noten denken; sondern mit einem guten Mass zwischen Fleiss, Beharrlichkeit, aber auch Ruhepausen und Lebenslust die Möglichkeiten geniessen, die sich an der Universität Luzern bieten.

Adrian Derungs ist «Alumnus des Jahres 2020». Die von der ALUMNI Organisation vergebene Auszeichnung geht an Absolventinnen und Absolventen der Universität Luzern, die sich durch ihre Arbeit und ihr Wirken in Gesellschaft, Wissenschaft, Wirtschaft oder Kultur in besonderer Weise bemerkbar machen. Mehr Informationen

Überblick Studienangebot Rechtswissenschaft im Bachelor und im Master

Das Interview wurde im Rahmen des Jahresberichts 2020 der Universität Luzern von Dave Schläpfer, stv. Leiter der Universitätskommunikation, geführt. Der Bericht steht unter dem Motto «Absolventinnen und Absolventen im Fokus».