«FaMiGlia»: Forschungs­schwer­punkt verlängert

Seit fünf Jahren befassen sich Forschende der Universität Luzern mit den Auswirkungen von Migration und Globalisierungsprozessen auf unterschiedliche Familienformen. Nun wurde der Forschungsschwerpunkt bis Ende 2022 verlängert.

Ein Kind zeichnet eine Familie
(Symbolbild; ©️istock.com/Anna Derzhina, Bearbeitung: Universität Luzern)

Ob neue familiäre Lebensformen wie jene von gleichgeschlechtlichen Elternpaaren oder moderne Reproduktionstechnologien wie die Leihmutterschaft: Die vertrauten Konzepte von Verwandtschaft und Familie werden durch die Globalisierung, die wachsende internationale Mobilität und den technologischen Fortschritt zunehmend auf den Prüfstand gestellt. Wie sich familiäre Beziehungen und verwandtschaftliche Praktiken dadurch verändern und welche religiösen, gesellschaftlichen und rechtlichen Fragestellungen diese Entwicklungen aufwerfen, ist seit 2016 Gegenstand des universitären Forschungsschwerpunkts «Wandel der Familie im Kontext von Migration und Globalisierung» (FaMiGlia). Dieser steht unter der Leitung von Prof. Dr. Bettina Beer (Kultur- und Sozialwissenschaftliche Fakultät) und Prof. Dr. Martina Caroni (Rechtswissenschaftliche Fakultät). Bis zu ihrer Emeritierung Anfang dieses Jahres gehörte auch Prof. em. Dr. Stephanie Klein (Theologische Fakultät) zu den Leiterinnen. «FaMiGlia» soll unter anderem den fakultätsübergreifenden Austausch anregen, den wissenschaftlichen Nachwuchs fördern und die Universität national und international weiter vernetzen.

Ideal und Realität

Im Verlauf der letzten fünf Jahre wurden im Rahmen von «FaMiGlia» diverse Seminare, Tagungen, Ringvorlesungen sowie Forschungsprojekte durchgeführt. Dazu gehörte beispielsweise die interdisziplinäre Ringvorlesung «Familienvorstellungen im Wandel. Biblische Vielfalt, kirchengeschichtliche Entwicklungen, gegenwärtige Herausforderungen»: In dieser stand aus einer theologischen und historischen Perspektive im Fokus, welche Entwicklungen zu unseren heutigen «Normal-» und Idealvorstellungen von Ehe und Familie geführt haben. Dass manche dieser Vorstellungen im Zuge moderner Familienkonstellationen und neuer Reproduktionstechnologie mittlerweile nicht mehr der Realität entsprechen, war ebenfalls Gegenstand des Forschungsschwerpunkts. So befasste sich etwa eine ethnologische Lehrveranstaltung mit Vaterschaft im 21. Jahrhundert, eine Podiumsdiskussion widmete sich der Frage der Eizellspende und in einem Habilitationsprojekt wurde die Leihmutterschaft im deutschsprachigen Raum behandelt. Was die neue Fortpflanzungsmedizin in Zeiten von Globalisierung für das Schweizer Recht, insbesondere für das Migrationsrecht, bedeutet, war ausserdem Thema des Forschungsprojekts «Familiennachzug in Zeiten bunter Familienformen sowie moderner Reproduktionstechnologien».

Laufende Projekte

Per Anfang dieses Jahres wurde «FaMiGlia» um 12 Monate verlängert. Für das aktuelle Jahr sind weitere Veranstaltungen und Projekte geplant. So startete am Ethnologischen Seminar kürzlich das vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) geförderte Forschungsprojekt zu Kontaktabbrüchen. Demnächst, am 7. April, findet zudem die interdisziplinäre Tagung «Strafbarkeit der Knabenbeschneidung?» statt. Die Tagung sieht eine rechtliche Würdigung der medizinisch nicht notwendigen Knabenbeschneidung vor. Gleichzeitig werden Expertinnen und Experten das Thema aus medizinischen, anthropologischen und theologischen Blickwinkeln beleuchten. Die Tagung erfolgt im Anschluss an «Ehre in Familie, Recht und Religion», einem weiteren Forschungsprojekt, welches die juristische, theologische und anthropologische Bedeutung von Ehre, Scham und Schuld untersuchte.