Grosseltern und Kinderkrebs

Sie spielen eine wichtige, aber oft übersehene Rolle, wenn ein Kind an Krebs erkrankt: Grosseltern. Erhalten sie verlässliche Informationen und emotionale Unterstützung, kommt dies der ganzen Familie zugute, wie eine Studie zeigt.

Ältere Frau mit schlafendem krebskrankem Kind auf dem Arm
(Symbolbild; ©istock.com/FatCamera)

Bei «GROKids» handelt es sich um die erste umfassende Untersuchung zu den psychosozialen Auswirkungen von Kinderkrebs auf Grosseltern. Gefördert vom Schweizerischen Nationalfonds, wurde das mittlerweile abgeschlossene Forschungsprojekt von Prof. Dr. Gisela Michel, Professorin für Gesundheits- und Sozialverhalten, und Prof. Dr. Katrin Scheinemann, Titularprofessorin für klinisch-medizinische Wissenschaften, geleitet.

Zwischen 2020 und 2024 hatten diese mit ihrem Team mit Grosseltern von Kindern in Behandlung sowie solche von Überlebenden interviewt. Michel führt aus: «Wir wollten mehr darüber erfahren, was Grosseltern in dieser belastenden Situation durchmachen und welche Unterstützung sie benötigen.» Denn obgleich Grosseltern oftmals ebenfalls im Spital mit dabei und hier anzutreffen seien, sei wissenschaftlich bislang erstaunlich wenig über ihre Rolle bekannt gewesen.

Starke Belastung, aber auch Resilienz

Die unter anderem in den Fachjournalen «EJC: Paediatric Oncology» und «Psycho-Oncology» veröffentlichten Ergebnisse zeigen: Grosseltern stellen eine wichtige emotionale und praktische Stütze für ihre Familien dar, erleben aber selbst erhebliche Belastungen – insbesondere rund um die Zeit der Stellung der Diagnose. Viele berichten von grosser Sorge und sogar Symptomen einer posttraumatischen Belastung. Mit der Zeit gelingt den meisten jedoch eine gute Anpassung, vor allem, sofern sich der Gesundheitszustand des Kindes verbessert. Diese Resilienz hilft nicht nur den Grosseltern selbst, sondern stärkt auch ihre Fähigkeit, die Familie zu unterstützen.

Gleichzeitig äussern Grosseltern klar den Wunsch nach Unterstützung. Sie schätzen verständliche und verlässliche Informationen, die Ängste reduzieren und ihre Widerstandskraft fördern. Die Forschenden stellen fest: Während die meisten Grosseltern von einer guten eigenen psychischen Gesundheit berichten, gibt es auch solche, die ihre eigene Gesundheit schlechter einschätzen und stärker unter Stress leiden. Diese könnten von gezielten Angeboten wie Selbsthilfegruppen und Informationsmaterial profitieren. Gisela Michel fasst zusammen: «Es hat mich überrascht – und gefreut –, wie resilient die meisten Grosseltern sind. Und wir haben gesehen: Bereits mit besserer Information lässt sich viel bewirken.»

Die Studie macht deutlich: Wer Grosseltern unterstützt, stärkt das gesamte Familiensystem – was in extrem schwierigen Zeiten einen entscheidenden Unterschied machen kann. Auf der Basis der «GROKids»-Daten sind weitere Forschungsarbeiten am Laufen. Diese befassen sich mit den indirekten sozioökonomischen Kosten von Kinderkrebs und untersuchen, wie sich Stress innerhalb der Familie verteilt.

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