Antrittsvorlesungen an der Fakultät für Gesundheits-wissenschaften und Medizin

Ass. Prof. Dr. Christian Baumgartner, Ass. Prof. Dr. Thekla Brunkert, Ass. Prof. Dr. Nora Fritschi und Ass. Prof. Dr. Adrian Martinez de la Torre hielten am 7. Mai 2025 ihre Antrittsvorlesungen.

Nora Fritschi, Christian Baumgartner, Adrian Martinez de la Torre, Thekla Brunkert (v.l.)

Die Fakultät für Gesundheits­­wissen­schaften und Medizin wurde 2024 um vier Assistenz­­professuren erweitert. Ihre Antritts­vorlesungen hielten die neuen Assistenz­­professor­innen und -professoren unter dem Motto «Four perspectives – one vision. Shaping the future of health sciences and medicine». Die präsentierten Themen standen im Zeichen der Vielfalt an innovativer und inter­disziplinärer Forschung zu aktuellen und dringlichen Fragen im Gesundheits­bereich. In vier Kurzreferaten erhielten die Anwesenden spannende Einblicke in aktuelle Projekte sowie Erkenntnisse aus Forschung und Gesundheits­praxis.

Dr. Nora Fritschi, Assistenzprofessorin für Personenzentrierte Medizin des Kindes- und Jugendalters

Nora Fritschi geht ihren akademischen Tätigkeiten im Rahmen einer Brückenprofessur nach. Nebst ihrer Tätigkeit als Assistenz­professorin an der Universität Luzern arbeitet sie als Oberärztin am Kinderspital Zentral­schweiz am Luzerner Kantonsspital. In ihrem Referat zum Thema «Enhancing Person-Centered Medicine of Children and Adolescents through the Integration of Research into Clinical Care» stellte sie eine klinische Studie vor, welche die Prävalenz (Verbreitung) von Borreliose-Antikörpern bei Kindern und Jugendlichen in einem Spital-Setting untersuchte. Speziell an der Studie war, dass die Gewinnung der dafür notwendigen Blutproben in die Arbeits­prozesse des Spitals integriert werden konnten. Blut, welches im Zuge anderer Untersuchungen entnommen wurde, konnte mit dem Einverständnis der Eltern systematisch auf Borreliose-Antikörpern untersucht werden. Auch in ihrer zukünftigen Forschung wird sich Nora Fritschi Fragestellungen an der Schnittstelle zwischen klinischer Praxis und akademischer Forschung widmen wie beispielsweise die Auswertung von Impfdaten oder die Beschreibung der klinischen Präsentation von Kindern mit seltenen Infektions­krankheiten.

Dr. Christian Baumgartner, Assistenzprofessor für Health Data Science

In seinem Referat «From Pixels to Patients: Bridging the Gap Between AI and Clinical Practice» verschaffte Christian Baumgartner den Anwesenden einen Überblick über den aktuellen Einsatz von KI-Anwendungen in der Medizin sowie über seine Forschungsprojekte in diesem Bereich. Der Trend hin zum Einsatz von KI manifestiert sich derzeit vorwiegend bei den bildgebenden Verfahren der Radiologie. Als Beispiel wurde eine Anwendung vorgestellt, welche beim Einsatz von Ultraschall bei einer Schwangerschaft live aufzeigt, welches Körperteil gerade angezeigt wird. Christian Baumgartner betonte die Wichtigkeit der Schaffung von Interfaces zwischen Mensch und Technik, durch welche genseitige Kommunikation und Interaktion stattfinden kann. Beispielsweise, damit beim Einsatz einer KI-Anwendung die letzte Entscheidung von einem Menschen getroffen werden kann. Seine zukünftige Forschungs­arbeit wird sich weiter darum drehen, wie Künstliche Intelligenz in der Medizin effektiver und sicherer eingesetzt werden kann.

Dr. Adrian Martinez de la Torre, Assistenzprofessor für Functioning Epidemiology

«Functioning Epidemiology in the Age of AI: novel methods to improve people’s well-being» -  Adrian Martinez de la Torrre führte in die Materie ein, indem er erläuterte, was es mit seinem Fachgebiet der «Functioning Epidemiology» genau auf sich hat. Eine wachsende Zahl von Forschenden setzt sich dafür ein, neben Morbidität und Mortalität, das Konzept der Funktionsfähigkeit, englisch «functioning», als neuen Indikator für Gesundheit in die Gesundheits­systeme zu integrieren (siehe dazu diese Newsmeldung). Die Epidemiologie untersucht die Verbreitung, die Ursachen und die Folgen von Krankheiten in der Bevölkerung. In seinem Feld geht es um die Erforschung der Zusammen­hänge und Wechsel­wirkungen zwischen dem Grad der Funktions­fähigkeit der Bevölkerung und dem Auftreten von Krankheiten. In seinen aktuellen und zukünftigen Arbeiten wird er diese Fragen durch die statistische Analyse großer Datensätze und die Anwendung neuer Methoden untersuchen.

Dr. Thekla Brunkert, Assistenzprofessorin für Interprofessional Primary Care

Der Vortrag «Breaking silos, building bridges: Interprofessional approaches to strengthen primary care» drehte sich um «Silos» in der Grundversorgung und wie diese überwunden werden können. Der Begriff des Silos steht dabei einerseits für getrennte Denkweisen oder berufliche Perspektiven, andererseits aber auch für strukturelle Barrieren, wie etwa fragmentierte Patienten­daten, die nicht über Institutions­grenzen hinweg zugänglich sind. Auch unterschiedliche Finanzierungs­modelle im Gesundheits- und Sozialwesen tragen zur Entstehung solcher Silos bei. Das Gute an diesen Silos ist laut Thekla Brunkert, dass diese menschgemacht und deshalb grundsätzlich überwindbar sind. Ein neuer Ansatz für die Versorgung von älteren Menschen mit mehreren Krankheiten (Multimorbidität) durch inter­professionelle Teams wird zurzeit im Forschungsprojekt AdvantAGE untersucht. Unter Einbezug von Advanced Practice Nurses bietet die Studie viel­ver­sprechende Ansätze für die Behebung von Versorgungs­lücken, wie sie unter anderem in der kritischen Phase nach einem Spital­aufenthalt entstehen. Gerade bei älteren Menschen in fragilem Gesundheits­zustand ist in diesen Phasen eine intensive Nach­betreuung essenziell.

Zwischen den Vorträgen wurden die rund 100 Anwesenden via Mentimeter nach ihren Meinungen und Einschätzungen zu den vorgestellten Themen gefragt: Wie stehen sie zum Einsatz von KI in der Medizin? Was erhoffen sie sich für die zukünftige Gesundheits­versorgung im Jahr 2045? Die Antworten darauf waren so vielfältig wie die Hintergründe der Zuhörenden selbst. Beim anschliessenden Apéro konnten diese in angeregten Diskussionen vertieft werden.