Die Story einer Operationalisierung - Empirische Wissenschaftssoziologie mit Latour und White

Dipl.- Soz. Tobias Philipp (Universität Luzern), Öffentlicher Vortrag im Rahmen des Forschungskolloquiums Soziologie

Datum: 16. Dezember 2014
Zeit: 17.30 Uhr
Ort: Universität Luzern, Frohburgstrasse 3, Seminarraum 3.A05

Schon bei nur oberflächlicher Beschäftigung mit Latours Actor-Network-Theory (ANT) und Whites Theorie von Identität und Kontrolle (TIK) kann man sich schwer des Eindrucks erwehren, dass sich diese beiden Ansätze gegenseitig ergänzen könnten. Eine empirische Kombinationsmöglichkeit demonstriere ich im Genre der Wissenschaftssoziologie. Dabei nähere ich mich zunächst aus konstruktivistischer ANT-Perspektive der prozesshaften Hervorbringung von Wahrheitsansprüchen als Actor-Networks in der Wissenschaftspraxis. Mein Beobachtungsobjekt ist dabei die interdisziplinäre Netzwerkanalyse selbst, aus der ich eine beispielhafte Übersetzungskette über mehrere Publikationen hinweg herausarbeite. Es zeigt sich, dass die methodologisch starke ANT schnell an Grenzen stößt, wenn das Interesse in der über Einzelfälle hinaus gehenden, konsistenten Operationalisierung von Übersetzungsprozessen liegt. Genau diese Grenzen lassen sich jedoch durch Einbezug der von White angebotenen Konzepte von „story“, „switching“ und verschiedenen Relationierungskontexten und einer Kombination qualitativer und quantitativer Verfahren überwinden. Im Gegenzug eröffnet der von A-prioris freie Blick der ANT auch der TIK den Zugang zu einer Vielzahl bislang unsichtbarer Phänomene.