Abschiedsvorlesung von Prof. Dr. Verena Lenzen

Einblicke in die Welt des osteuropäischen Judentums

Datum: 22. September 2022
Zeit: 18.15 Uhr
Ort: Hörsaal 1, Universität Luzern oder digital via Zoom

Der Chassidismus ist eine mystisch-religiöse Erneuerungsbewegung im osteuropäischen Judentum, die von dem charismatischen Prediger und Wunderheiler Israel ben Eliezer (ca. 1700–1760), genannt Baal Schem Tow, ins Leben gerufen wurde, sich bis ins 20. Jahrhundert verbreitete und in verschiedenen Strömungen entfaltete. Sie entstand als mystische und volkstümliche Gegenbewegung zur rabbinischen Gelehrsamkeit und zur jüdischen Aufklärung. Die Nähe zu Gott, Ekstase, Freude und Humor prägten die Lebenswelt des Schtetls trotz Armut und Leid.

Im Mittelpunkt des Vortrags steht die Wirkung der ostjüdischen Spiritualität auf die moderne Kultur des Judentums. Die chassidischen Legenden blieben lebendig in den Deutungen von Martin Buber, Abraham Joshua Heschel, Joseph Roth, Marc Chagall oder Paul Celan und erzeugten ein dialogisches Denken, das sich der jüdisch-christlichen Begegnung öffnete. Auch das Leben und die Kunst des israelischen Malers und Holocaust-Überlebenden Jehuda Bacon (1929) ist geprägt von seiner chassidischen Erziehung. Ethos, Gottvertrauen und Lebensfreude retteten ihn in der Zeit der Verfolgung und Vernichtung: «Wer in der Hölle war, weiss, dass es zum Guten keine Alternative gibt.» Meine Vorlesung ist eine Hommage an diesen eindrucksvollen Menschen.

Flyer zum Anlass