Elina Hovakimyan (25) studiert Weltgesellschaft und Weltpolitik im Master und hat ein Semester an der Universität Florenz verbracht. Mit nach Hause genommen hat sie mehr Selbstständigkeit, verbesserte Italienischkenntnisse und kleine Statuen historischer Persönlichkeiten.

Blick in Richtung Ponte Vecchio (z. Dt. «Alte Brücke»). Das Bauwerk aus dem 14. Jahrhundert ist eines der Wahrzeichen von Florenz und zugleich die älteste Brücke über den Fluss Arno in der Stadt.

Elina Hovakimyan, was hat Sie an der Gastgeber-Uni, der Università degli Studi di Firenze, am meisten überrascht?

Elina Hovakimyan:Trotz zahlreichen ausländischen Studierenden gab es nur eine kleine Auswahl an englischsprachigen Lehrveranstaltungen. Viele Vorlesungen, die ich sehr spannend fand, wurden leider nur auf Italienisch durchgeführt.

Welche Lehrveranstaltung hinterliess einen bleibenden Eindruck?

«European Union Law» – eine Lehrveranstaltung zum EU-Recht – war höchst interessant und hat mir sehr viel gebracht, da ich mich in meinem Master-Schwerpunkt ebenfalls mit dem europäischen und internationalem Recht beschäftige. Rein aus Interesse habe ich die Vorlesung «Storia militare», also Militärgeschichte, besucht, weil dieser Kurs an der Universität Luzern nicht angeboten wird.

Was würden Sie am liebsten an die Universität Luzern importieren?

Ich würde mir in Luzern auch so viele Cafeterias mit Rabatten für Studierende wünschen. Mir ist zudem aufgefallen, dass die Universität Florenz mehr Partys für Studierende organisiert als die Universität Luzern.

Was schätzen Sie an der Universität Luzern nun mehr denn je?

Im Vergleich zur Gastuniversität habe ich gemerkt, dass die Organisation und Verfügbarkeit des Dekanats bzw. der Studienberatenden viel besser sind. In Luzern habe immer sehr schnell eine Rückmeldung bekommen, während ich an meiner Gastuniversität oft sehr lange auf eine Antwort warten musste.

Im Hintergrund: eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Stadt: Der Dom von Florenz, die «Cattedrale di Santa Maria del Fiore».

Was ist die wichtigste Erkenntnis, die Sie mit nach Hause genommen haben?

Spontaneität und Lebensgenuss: Ich habe festgestellt, dass die Leute in Florenz viel Wert auf ihre Freizeit legen und das Leben geniessen. Sowohl am Wochenende als auch unter der Woche trifft man sich mit Freunden auf einen Kaffee oder Aperitif. So kann man ein wenig aus dem Alltagstrott ausbrechen.

Wo haben Sie Ihre erste Freundschaft geschlossen?

Ich habe alle meine Freunde an Veranstaltungen verschiedener Erasmus-Organisationen kennengelernt. Diese organisierten für Austauschstudierende viele Ausflüge, Partys und andere Events. Die meisten Studierenden, die ich getroffen habe, kamen aus Deutschland, Griechenland, Tschechien und Italien.

Was erwies sich als komplizierter oder aber einfacher als gedacht?

Eine geeignete und zugleich bezahlbare Unterkunft in Florenz zu finden, war fast unmöglich. Die Universität verfügt über eigene Unterkünfte auf dem Campus, diese sind aber grösstenteils unter regulären italienischen Studierenden oder Austauschstudierenden aufgeteilt, die mindestens ein Jahr in Florenz bleiben.

«Eine geeignete und zugleich bezahlbare Unterkunft in Florenz zu finden, war fast unmöglich.»
Elina Hovakimyan

Welches war das grösste kulturelle Missverständnis?

Die Kaffeekultur in Italien ist sehr ausgeprägt. Es ist jedoch unüblich, später als 12 Uhr mittags einen Cappuccino zu bestellen. Wenn man dies tut, kann es passieren, dass man komische Blicke auf sich zieht.

Was haben Ihre Eltern durch Ihr Auslandsemester gelernt?

Dies war meine erste Austauscherfahrung, und bis dahin hatte ich nie in einer WG gewohnt. Meine Eltern merkten, dass ich selbstständiger und unabhängiger geworden bin. Darüber hinaus haben sie auch die Verbesserung meiner Italienischkenntnisse festgestellt.

«Meine Eltern merkten, dass ich selbstständiger und unabhängiger geworden bin.»

Welchen Ratschlag würden Sie zukünftigen Austauschstudierenden mit auf den Weg geben?

Italienischkenntnisse sind auf jeden Fall von Vorteil, wenn man ein Austauschsemester in Italien machen möchte. Englisch wird in Italien – auch an der Universität – weniger gesprochen.

Haben Sie mehr oder weniger Geld ausgegeben als gedacht?

Ich habe fast so viel ausgegeben, wie ich im Voraus geschätzt hatte. Die Mietkosten für die Unterkunft waren der grösste Kostenpunkt. Der Lebensunterhalt in Italien ist jedoch bezahlbar.

Welches war Ihr prägendstes Erlebnis abseits des Uni-Alltags?

Allgemein die von den Erasmus-Organisationen veranstalteten Ausflüge. Das Erlebnis, das mir am meisten in Erinnerung geblieben ist, war der Ausflug nach Apulien, wo wir vier Tage verbrachten. Dort habe ich die meisten meiner Freunde getroffen, mit denen ich immer noch in Kontakt bin.

Was ist ein wirklich originelles Mitbringsel?

Kleine Statuen von verschiedenen Philosophen, Künstlern und Schriftstellern, die mit Florenz in Verbindung stehen, zum Beispiel Büsten von Dante Alighieri oder Niccolò Machiavelli. Diese Geschenke sind eine schöne Erinnerung an die reiche kulturelle Geschichte der Stadt und eignen sich perfekt als Souvenir für Freunde und Familie.

Überblick zum Studiengang Master in Global Studies. Dieser hiess bis im Herbstsemester 2022 «Weltgesellschaft & Weltpolitik».

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