In weniger als einem Jahr startet an der neuen Fakultät der Bachelorstudiengang Psychologie. Romina Theiler arbeitet am Aufbau. Eine Mammutaufgabe – aber auch eine Chance, die sie sich nicht entgehen lassen konnte.

Romina Theiler, Fakultätsmanagerin der Fakultät für Verhaltenswissenschaften und Psychologie. (Bild: Philipp Schmidli)

Der Termin steht fest – und rückt immer näher. Mitte September 2024 beginnen die ersten Lehrveranstaltungen an der Fakultät für Verhaltenswissenschaften und Psychologie. Niemand ist sich dessen so bewusst wie Romina Theiler. Die 37-jährige Luzernerin ist damit beauftragt, den neuen Zweig der Uni bis auf diesen Termin hin Realität werden zu lassen. 

Alles auf der «To-Do»-Liste für den Aufbau der Fakultät Stehende zu thematisieren, würde den Rahmen dieses Artikels bei Weitem sprengen. Es gibt viel zu tun. Insbesondere müssen die Strukturen geschaffen werden, damit die Fakultät ihren Lehr- und Forschungsbetrieb aufnehmen kann. Curricula müssen definiert, Budgetierungen vorgenommen, Personalrekrutierungen unternommen und Raumplanungsfragen geklärt werden – um nur ein paar wenige Beispiele zu nennen.

«Verschiedenste Prozesse laufen parallel oder müssen simultan aufgegleist werden. Das bedeutet natürlich, dass wir uns nie nur einer Aufgabe widmen können», erklärt Fakultätsmanagerin Romina Theiler. Mit ihrem dreiköpfigen Team ist sie daran, die Voraussetzungen für den Betrieb zu schaffen. «Wir müssen stets die Gesamtentwicklung im Auge behalten und entsprechend weitsichtig planen.» Theiler verrät damit auch gleich die Quintessenz ihrer Aufgabe: jedes Detail berücksichtigen, ohne dabei das grosse Ganze aus den Augen zu verlieren.

Start auf der «grünen Wiese»

Ihr Talent dazu, den Überblick zu behalten, hat die studierte Biologin über die Jahre hinweg geschärft. Zunächst in der eigenen Forschung im Bereich der Molekularbiologie. Später wechselte Theiler von der Forschung ins Forschungsmanagement. In dieser neuen Rolle übernahm sie die Koordination grosser Forschungsprojekte – dies unter anderem an den Universitäten Zürich und Bern. Aus ihrer Zeit in der Hauptstadt kennt sie Professor Fred Mast, der das Mandat als Planungsbeauftragter für den Aufbau der neuen Fakultät erhalten hat. «Er hat mich angefragt, ob ich beim Aufbau mithelfen möchte», erinnert sich Romina Theiler.

Ein «No-brainer» sei die Entscheidung nicht gewesen, gesteht Theiler. «Ich brauchte in der Tat etwas Bedenkzeit.» Dies auch, weil ausser dem eigenen Bürotisch natürlich noch nichts von dieser neuen Fakultät existierte. «Man steht auf der grünen Wiese und muss alles von Grund auf planen – das ist schon mit vielen Ungewissheiten verbunden.» Zusammen mit der schieren Dimension des Projekts habe dies zunächst gemischte Gefühle ausgelöst, sagt Theiler. Stärker wogen jedoch die positiven Aspekte: «Es ist eine tolle Herausforderung und ein Angebot, das man definitiv nicht alle Tage bekommt.» Aus dieser Betrachtung heraus erwuchs das Selbstvertrauen, die Herausforderung anzupacken: «Ich habe in meiner vorherigen Tätigkeit immer gerne Strukturen aufgebaut und geschaffen.»

«Konstruktive Atmosphäre»

Im März 2022 nahm Theiler ihre Tätigkeit an der Uni Luzern auf. Seither sind bereits einige Meilensteine erreicht worden. So ist beispielsweise das Bachelorcurriculum definiert, und auch die zugrunde liegende Studienordnung ist realisiert. «Die Psychologiestudierenden werden zudem ein Nebenfach absolvieren können. Dieses Angebot steht nun ebenfalls fest», was Theiler besonders freut. Denn das Angebot ist nur möglich, weil sich alle anderen Fakultäten dazu bereit erklärt haben, Nebenfächer anzubieten. «Das ist keinesfalls selbstverständlich», betont Theiler. «Diese konstruktive Atmosphäre beflügelt unsere Arbeit immens.»

Ebenfalls zentral: Der Universitätsrat hat im Herbst für die ersten drei Berufungen grünes Licht gegeben. Damit werden voraussichtlich schon bald die Namen der Inhaberinnen bzw. Inhaber der Professur für Kinder- und Jugendpsychologie, der Professur für Klinische Psychologie und der Professur für Rechtspsychologie bekanntgegeben werden können. Neben diesen «grossen Brocken» müssen gegenwärtig noch eine Vielzahl kleinerer Aufgaben erledigt werden. Es gilt unter anderem, Stundenpläne zu erarbeiten, die Webseite zu erweitern, Broschüren und Newsletter zu erstellen.

Die konstruktive Atmosphäre beflügelt unsere Arbeit immens.
Romina Theiler

«Die grösste Herausforderung liegt darin, dass sämtliche Strukturen und Prozesse neu aufgegleist werden müssen», sagt Theiler und führt mit einem Lächeln hinzu: «Das Wort ‹Routine› hat bislang jedenfalls noch keinen Platz in unserer Fakultät.» Den nötigen Ausgleich zu diesem «routinelosen» Alltag findet Theiler in der Musik – sei es beim Besuch von Konzerten oder bei der kürzlich wiederentdeckten Liebe zum Klavierspiel. Um auch mal Dampf abzulassen, setzt Theiler auf Racket-Sportarten wie Tennis, Tischtennis und Badminton.

Strategisch gut positioniert

Romina Theiler und ihr Team arbeiten auf ein klares Ziel hin. Und sie wissen, was die Fakultät, die sie da aufbauen, von anderen in diesem Feld abheben soll. «Es wird eine vergleichsweise kleine Fakultät, die in der Breite aber ein komplettes universitäres Bachelorprogramm in Psychologie anbietet.» Im Masterprogramm, das 2027 starten soll, wird auf «strategisch wichtige Richtungen» gesetzt, wie Theiler erklärt. Dazu gehören etwa die Rechtspsychologie, die Kinder- und Jugendpsychologie und der Bereich der Rehabilitation. «Das ist sowohl aus der Sicht der Versorgung als auch aus der Sicht der Forschung interessant», weiss Theiler.

Auch soll im Uni/PH-Gebäude, im Teil der ehemaligen Räumlichkeiten der Post, ein Verhaltenslabor entstehen. Es wird voraussichtlich im nächsten Jahr betriebsbereit sein und sowohl allen Fakultäten als auch den anderen Luzerner Hochschulinstitutionen offenstehen. Das Labor könnte zum Beispiel für die Messung des Blickverhaltens oder computerisierte Gruppenexperimente genutzt werden. Auch für den Betrieb dieses Labors wird Romina Theiler und ihr Team die nötigen Strukturen ausarbeiten und schaffen. «Über mangelnde Aufgaben können wir uns definitiv nicht beklagen», sagt sie mit einem Lächeln. Dann steht bereits die nächste Sitzung an, denn wie schon erwähnt: Es gibt viel zu tun.

Website der Fakultät für Verhaltenswissenschaften und Psychologie