Die Bibliothek im Uni/PH-Gebäude mit ihrem Bestand von rund 300'000 Medien ist eine immense Weltensammlung, in der man sich regelrecht verlieren kann. Das weiss Campus-Bloggerin Denise Donatsch (41) aus eigener Erfahrung.

Illustration mit einer klein dargestellten Person in einer riesigen futuristisch-fantastischen Bibliothek
(Bild: ©istock.com/Grandfailure)

Bücher, wohin das Auge reicht! Die Bibliothek im ersten Stock des Uni/PH-Gebäudes ist ein Paradies für all jene, die dem physisch gedruckten Wort hingebungsvoll zugeneigt sind. Doch eben diesem reichen Angebot an Lesestoff wohnt auch eine gefährliche Verlockung inne.

Eigentlich wollte ich an jenem Nachmittag, ich glaube, es war ein Mittwoch, nur noch schnell einen Abstecher in die Bibliothek machen, bevor ich mich auf den Heimweg begab. Ich hatte vor, schnurstracks zum Gestell «CI 1400–CI 4217» zu eilen (selbstverständlich möglichst geräuscharm), mir das Buch «CI 2357», «Mimesis and Reason» über Habermas’ politische Philosophie, zu schnappen, es auszuleihen und wieder zu verschwinden.

Magische Bücher

Ungefähr zwei Minuten nach Betreten der Bibliothek stand ich denn auch vor besagtem Gestell, im Visier das Objekt meiner Begierde. Ich hätte nur noch meine Hand ausstrecken, das Buch herausziehen und Richtung Tresen marschieren müssen, um die angestrebte Mission zu erfüllen. Und dann ab zum Bahnhof und nach Hause.

Doch ich liess mich einmal mehr von diversen Buchtiteln, welche über, unter und neben «CI 2357» eingereiht waren, in den Bann ziehen. Obwohl ich es langsam besser hätte wissen müssen. Immerhin war ich ja nicht zum ersten Mal in der Bibliothek und kannte diese  Situation dementsprechend gut. «Nicht nachgeben», ertönte eine warnende Stimme in meinem Kopf, die, nachdem ich nicht darauf reagiert hatte, noch einen Zacken energischer wurde: «Fokus, Denise, Fokus! Du weisst doch, dass du noch haufenweise Arbeit herumliegen hast! Raus aus der Biblio!»

Bücherbaden

Doch es war zu spät. Die Verlockung hatte ihre Tentakel längst nach mir ausgestreckt, mich umschlungen. Hätte ich mich doch bloss – wie einst Odysseus – an einen Mast binden lassen, um den Lockrufen all dieser Bücher widerstehen zu können! Leider unmöglich, da ich ja zu diesem einen Buch, «CI 2357», hinmusste. Sich mit einer Augenbinde blind zum gewünschten Buch vortasten? Dies käme bei den anderen Leuten in der Biblio aber wohl etwas schräg an.

So passierte es mir auch an diesem Nachmittag, dass ich, anstatt mir «CI 2357» zu Gemüte zu führen, viel, sehr viel Zeit mit Herumschmökern in anderen Büchern verbrachte. Nach Stunden des glückseligen Bücherbadens, bei dem ich frei und lustbetont zwischen den Gestellen hin und her schlenderte, konnte ich mich schliesslich doch wieder losreissen und den Heimweg antreten.

Nicht selten nach solchen Bibliotheksaufenthalten verlasse ich das Gebäude mit neuen Denkimpulsen und einem geistigen Wunschzettel, welche Bücher ich unbedingt noch lesen möchte. Und auch nicht selten fällt mir erst im Zug auf dem Heimweg nach Olten auf, dass ich just jenes Buch, weswegen ich überhaupt erst in die Biblio gegangen bin, schlicht vergessen habe.

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Denise Donatsch

Bachelorstudentin der Philosophie mit dem Nebenfach Politikwissenschaft.