Nina Wick verbrachte in der Zeit ihres Jus-Masterstudiums ein Semester an der Université du Québec à Montréal (UQAM). Mit der einheimischen Fast-Food-Spezialität wurde die 25-jährige Bielerin nicht so warm – dafür konnte sie viele neue Freundschaften schliessen.

Nina Wick vor Montrealer Szenerie. Im vergangenen August durfte sie an der Universität Luzern ihr Masterdiplom entgegennehmen.

Nina Wick, was hat Sie an der Gastgeber-Uni am meisten überrascht?

Nina Wick: In Kanada können Rechtsstudierende bereits ab dem BLaw das Anwaltspatent anstreben. Entsprechend waren meine Mastervorlesungen voller Anwältinnen und Anwälte, die aus ihrem beruflichen Alltag Erfahrungen in die Vorlesungen einbringen konnten.

Welche Lehrveranstaltung hinterliess einen bleibenden Eindruck?

«Stratégies de mobilisation du droit du travail et de la protection sociale». Die Professorin und die Mitstudierenden waren so motiviert und engagiert, dass ich mich für die Vorlesung begeistern konnte, obwohl das Rechtsgebiet sehr eng auf die Gesetze der Provinz Québec fixiert war – das ich natürlich überhaupt nicht kannte und wohl auch niemals anwenden werde.

Was würden Sie am liebsten an die Universität Luzern importieren?

Dass die Bibliotheken fast alle ihre Bücher auch online verfügbar hatten. Recherchieren war noch nie so einfach!

Was schätzten Sie an der Universität Luzern nach Ihrer Rückkehr mehr denn je?

Wie schnell Dozierende auf eine E-Mail antworteten und dass die Vorlesungen wieder in meiner Muttersprache waren – mein Hirn konnte wieder aufatmen!

Wo haben Sie Ihre erste Freundschaft geschlossen?

Als ich in meine WG eingezogen bin! Tag eins und schon zwei meiner besten Freundinnen von Montréal getroffen.

Was erwies sich als komplizierter oder aber einfacher als gedacht?

Kompliziert war, als Austauschstudentin einheimische Freunde zu finden. Während man selber unglaublich viel Zeit zur Verfügung hat, weder Jobs, Freunde und Familie noch feste Termine für Hobbys, sieht es bei Einheimischen anders aus. Entsprechend anders sind ihre Bedürfnisse in Sachen Freundschaften. Es war jedoch sehr einfach, mit anderen Austauschstudierenden solche zu schliessen und all die Freizeit mit ihnen zu geniessen.

Welches war das grösste kulturelle Missverständnis?

Dass das Französisch aus Frankreich das «richtige» Französisch ist – sag das keinem Québécois! Und natürlich die kanadische Fast-Food-Spezialität Poutine: Pommes mit Käseklumpen, ertränkt in Bratensosse – und die Kanadierinnen und Kanadier sind stolz darauf!

Wen oder was haben Sie während Ihres Aufenthalts am meisten vermisst?

Meinen Freund, das Schweizerdeutsch und die gute Qualität von Schweizer Nahrungsmitteln. In der Mensa bestand das warme Essen meist aus verkochten Pasta oder Pommes. Zum Glück gab es eine gute Auswahl an Sandwiches und eine grosse Salatbar.

Was haben Ihre Eltern durch Ihr Auslandsemester gelernt?

Sie können immer noch nicht glauben, dass ich zwei juristische Arbeiten auf Französisch geschrieben habe.

Was war der wichtigste und was der unnützeste Ratschlag im Vorfeld?

Wichtigster: «Have fun!» Unwichtigster: «Du lässt deinen Freund in der Schweiz zurück? Pass auf.»

Haben Sie mehr oder weniger Geld ausgegeben als gedacht?

Ich habe die geografische Lage richtig ausgenutzt und habe viel von Kanada und einiges von den USA erkunden können. Dies hat mein Budget intensiver ausgereizt als geplant. Das Leben an sich ist jedoch günstiger, und einige der tollsten Restaurants auf Erden locken einen zum Zmorge, Zmittag und Znacht! Zum Glück sind diese jedoch um einiges günstiger als in der Schweiz.

Was ist ein wirklich originelles Mitbringsel?

Originell nicht wirklich, jedoch was alle wollen: Ahornsirup.

Und die wichtigste Erkenntnis?

Dass die Persönlichkeit und das eigene Glück nicht geografisch fixiert sind.

Andrea Leardi
Outgoing Mobility Coordinator