Eine Faust umklammert den Planeten Erde
(Bild: ©istock.com/Mellutto)

Der Begriff wurde populär, nachdem der Atmosphärentechniker Paul Crutzen 2000 bei der Jahrestagung des «International Geosphere-Biosphere Programme» gerufen haben soll: «Stop using the word Holocene. We’re not in the Holocene anymore. We’re in the … the … the Anthropocene!» Ein neues Erdzeitalter. Benannt nach dem Menschen, der zum massgeblichen Faktor geworden ist, weil er tiefgreifend und unumkehrbar den Planeten, das Klima und das gesamte Ökosystem verändert hat. Damit ist das Anthropozän mehr als nur ein geochronologischer Begriff für eine neue erdgeschichtliche Epoche oder ein naturwissenschaftlicher Forschungsgegenstand. Es ist wie bei Crutzen ein Zwischenruf, ein Weckruf. Der Begriff beschreibt keine Krise, die irgendwann vorbeigeht, sondern einen Bruch mit unseren bisherigen Lebensbedingungen. Als Gegenwartsdiagnose ist das Anthropozän damit in erster Linie eine Herausforderung: Wie soll unser Verhältnis zur Welt – zum Boden, auf dem wir stehen, zur Luft, die wir atmen, zur Atmosphäre, die uns umgibt, zur Mitwelt, von und mit der wir leben – künftig aussehen?

Anna Maria Riedl

Doktorin der Theologie; Lehr- und Forschungsbeauftragte für Theologische Ethik am Institut für Sozialethik (ISE)