Aufarbeitung der Murianer Klostergeschichte

Im Jahr 2027 wird das Benediktinerkloster Muri-Gries sein tausendjähriges Bestehen feiern. Dies gibt Anlass zur Erforschung seiner Geschichte in einem gross angelegten Projekt u.a. mit Luzerner Beteiligung.

Die 1966 erbaute Kirche des Benediktiner-Kollegiums in Sarnen. (Bild: Karin Gauch, Fabien Schwartz)

Die Benediktiner-Abtei Muri im Freiamt (AG) wird als Habsburger Gründung traditionell auf das Jahr 1027 datiert, so dass in zehn Jahren das erste Jahrtausend vollendet sein wird. Gemeinsam mit den beiden Kantonen Aargau und Obwalden gab das Kloster bei einer eigens dafür errichteten Stiftung eine breit angelegte Erforschung seiner Geschichte in Auftrag. Für das Projekt ist der Stiftungsrat (Peter Hägler) zusammen mit je einer Vertretung des Staatsarchivs Aarau (Dr. Jeannette Rauschert), des Historischen Seminars der Universität Zürich Zürich (Dr. Thomas Meier) und der Theologischen Fakultät Luzern (Prof. Dr. Markus Ries, Professor für Kirchengeschichte) verantwortlich. Die Aufgabe ist umfassend: Es geht um die Erarbeitung einer vierbändigen Klostergeschichte, die Vergabe von Dissertationen und Forschungsprojekten, die Organisation von Archiverschliessungen und die Publikation einer Reihe von Themenheften. Das Vorhaben erstreckt sich auf die Jahre 2009 bis 2026, die Gesamtkosten sind auf acht Millionen Franken veranschlagt.

Zu den Besonderheiten der Murianer Geschichte gehört die kulturelle Vielfalt: Das seit 1083 nachweisbare Doppelkloster wurde Ende des 12. Jahrhunderts geteilt und bestand seither an zwei Standorten: der männliche Zweig in Muri, der weibliche in Hermetschwil AG. Nach den Aufhebungen 1841 und 1876 lebten die Frauen in Habsthal bei Sigmaringen (DE), die Männer in Gries bei Bozen (IT) und in Sarnen OW; hier führten sie ein Gymnasium mit einem Internat. Aus Rücksicht auf damals geltende Bestimmungen der Bundesverfassung wurde das Haus nicht als "Kloster", sondern als "Professorenheim" bezeichnet. Heute ist der Konvent wieder – und noch – an allen fünf Orten präsent. Das Projekt schafft Gelegenheit zur Auseinandersetzung mit einer geistlichen Institution, die gleichzeitig in sehr unterschiedlichen politischen und kulturellen Kontexten bestand. Es lassen sich kirchen-, wirtschafts- und sozialgeschichtliche Befunde aus dem Freiamt mit solchen aus Obwalden, dem Tirol und Württemberg vergleichen.

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Quelle: Jahresbericht der Universität Luzern 2016, Mai 2017, S. 23.
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