Forschungskolloquium in Einsiedeln

Das Forschungskolloquium der Professur für Kirchengeschichte fand in diesem Semester im Kloster Einsiedeln statt. Die Kirchenhistoriker:innen unter der Leitung von Prof. David Neuhold tauschten sich zu ihren aktuellen Projekten aus und bekamen von P. Meinrad Hötzel einen Einblick in das Klosterarchiv.

Führung durch die Klosterkirche
P. Meinrad erklärt die Struktur der benediktinischen Klosteranlage aus der Barockzeit
In der Stiftsbibliothek mit typisch barockem Bildprogramm
Sichtung der frühen Quellen zur Klostergeschichte
Die Forschungsgruppe in der Mitte mit Abt Urban Federer und Prof. David Neuhold

Am 29.11.2025 traf sich die Forschungsgruppe an der Professur für Kirchengeschichte im Kloster Einsiedeln zum Austausch über die laufenden Projekte. Die Teilnehmenden stellten ihre Masterarbeiten, Dissertations- und Habilitationsvorhaben vor und kamen über methodische Fragen in den Austausch. P. Meinrad Hötzel organisierte als Rahmenprogramm eine Führung durch die Räumlichkeiten des Klosters sowie einen Einblick in das Archiv.

Die Präsentation der Arbeiten zeigt die Vielfalt kirchengeschichtlicher Forschung in Luzern und gleichzeitig die thematischen Schwerpunkte, besonders im Bereich des Benediktinerordens. So werden derzeit zwei Biographien zu den Benediktinern P. Thomas Bossart (1858-1923) und P. Mauritius Gisler (1855-1940) erschlossen, ein weiteres Projekt thematisiert die nachkonziliare Zeit in der Benediktinerabtei Einsiedeln und dem Priorat Fahr. Zwei Arbeiten befassen sich mit Missionsgeschichte, einmal zur Rezeption des chinesischen Ritenstreits in der Jesuitenhistoriographie, einmal zur schweizerischen Volksmission. Als weitere Projekte sind eine neue Biographie zu Augustin Keller und eine kritische Edition der “Passio von Felix und Regula” in Arbeit. 

Der methodische Austausch bot die Möglichkeit, projektübergreifende Herausforderungen wie die Strukturierung und Planung historisch-kritischer Arbeiten zu diskturieren. Dr. Bodo Näf konnte mit einem Vortrag zur sprachwissenschaftlichen Analyse der Begriffsherkunft des Wortes “religio” einen Impuls zu begriffsgeschichtlichen Methode liefern.

Am Vormittag konnte die Gruppe zudem das bislang nicht öffentliche Naturalienkabinett des Klosters besichtigen, ebenso wie die Stiftsbibliothek, die etwa 20.000 Werke umfasst. 

P. Meinrad öffnete am Nachmittag die Türen des Archivs und gab einen Einblick in die dort aufbewahrten Unterlagen, begonnen bei Schenkungsurkunden aus dem 10. Jahrhundert. Damit konnte er zeigen, dass das Archiv nicht nur der Aufbewahrungsort für historisch bedeutsame Quellen ist, sondern zugleich selbst Geschichte der Dokumentation und Archivierung schreibt.

David Neuhold, der die meisten dieser Projekte betreut, sieht die Veranstaltung als grossen Gewinn für die Vernetzung kirchenhistorischer Forschung. Das Kolloquium soll der Auftakt für ein regelmässiges Diskursformat des erweiterten Lehrstuhl-Teams sein.

 

Bericht und Fotos: Mag. theol. Veronika Kanf