Veronika Kanf, Mag.ª theol.
Wissenschaftliche Assistentin an der Professur
+41 41 229 52 99
veronika.kanf @ unilu.ch
Frohburgstr. 3, Raum 3.B29
CV
Veronika Kanf, geboren 1998, wuchs in Dachau auf. Nach dem Abitur studierte sie ab 2017 Theologie an der Universität Regensburg. Das Studium schloss sie 2022 mit der Magisterarbeit zum Thema „‚Ein starker Geist, ein wahrer Prophet und Prediger unseres Vaterlandes‘ – Lutherbild und frühnationale Identitätsbildung bei Johann Georg Hamann (1730-1788) und Johann Gottfried Herder (1744-1803)“ ab. Während des Studiums arbeitete sie als Studentische Hilfskraft zunächst am DFG-Forschungsprojekt „Jenseits des Kanons. Heterotopien religiöser Autorität im spätantiken Christentum“ und ab 2019 an der Professur für Fundamentaltheologie.
Seit Januar 2023 ist sie als wissenschaftliche Assistentin am Lehrstuhl für Kirchengeschichte an der Universität Luzern tätig.
Ihre Dissertation verfasst sie zum Thema "Volksmissionen in der Schweiz".
Forschung
"Die Anfänge der Volksmission in der Schweiz" (Arbeitstitel)
Volksmissionen entstanden als als Reaktion auf die prekäre kirchliche Lage im 16. Jahrhundert, geprägt durch die Ausbreitung der Reformation in ganz Europa und den damit einhergehenden Druck auf die katholische Kirche. Die internen Missstände innerhalb der Kirche, insbesondere das divergierende Verhalten der Geistlichen im Vergleich zum Evangelium, verdeutlichten die dringende Notwendigkeit von Reformen sowohl auf Ebene der kirchlichen Leitungsstrukturen als auch der pastoralen Verhältnisse der Pfarreien. Als eine Initiative, die aus den Reformorden der Societas Iesu und des Ordo Fratrum Minorum Capuccinorum hervorging und durch das Konzil von Trient unterstützt wurde, fungierten die Volksmissionen als Antwort auf diese Herausforderungen. Die Volksmissionen richteten sich daher an die bereits getaufte Bevölkerung und hatten das Ziel, jene zurückzugewinnen, die sich vom christlichen Glauben abgewandt hatten oder alternative Glaubenspraktiken verfolgten.
Das Projekt steht an der Schnittstelle von Religions-, Ordens- und Sozialgeschichte der Frühen Neuzeit: Volksmissionen bieten Einblicke sowohl in die Entwicklung der Ordensgemeinschaften als auch in die religiös geprägte Alltagswelt der Gläubigen.
Zugleich wird aber auch die soziale und pastorale Ambivalenz einbezogen: Die Effizienz der Volksmissionen beruhte auf dem Zusammenwirken von theologischen Inhalten und ihrer Inszenierung, die die Gläubigen durch emotionale Erweckung zum Glauben zurückführen sollten. Diese Methode birgt aus heutiger Forschungsperspektive Elemente pastoralpsychologischen Missbrauchs, deren Auswirkungen bis in die Gegenwart reichen. Die Analyse dieser Ambivalenz kann nicht nur vergangene Praktiken besser verorten, sondern auch zur Reflexion über moderne pastorale Ansätze beitragen.
Das Forschungsprojekt wurde am Dies Academicus 2023 vorgestellt. Link zur Aufzeichnung
Aktivitäten
- Von franziskanischen Wanderpredigern zur eigenständigen Ordensgemeinschaft. Die Volksmission des Kapuzinerordens als Schnittstelle zwischen Seelsorge und spiritueller Identität. Referat, “Die zweite Generation. Person und Institution, Krise und Narrativ im Prozess der Entstehung von Orden und religiösen Gemeinschaften“, Technische Universität Dresden (Prof. Dr. Andrea Riedl); Università Cattolica del Sacro Cuore (Prof. DDr. Marco Rainini), Villa Vigoni, Loveno di Menaggio, 2023
- Volksmissionen in der Schweiz. Poster, PRO ORIENTE Summer Course: Reception & Ecumenism, PRO ORIENTE, Wien, 2023