Does matter even matter – hat Materie überhaupt eine Bedeutung? Diese Frage steht an der Wurzel des Neuen Materialismus. Gespeist aus den sichtbaren Folgen der ökologischen Krise, aber auch aus der zunehmenden Abhängigkeit des menschlichen Lebens von Technik sucht der Neue Materialismus nach einer neuen, relationalen Art des Denkens. Der Mensch soll nicht mehr Massstab aller Dinge sein, sondern in seinen Vernetzungen begriffen werden. Das stellt auch theologische Denkgewohnheiten vor eine grosse Aufgabe: Immer wieder wurde gegen das Christentum der Vorwurf erhoben, sich auf das Geistige zu konzentrieren und das Weltliche zu vernachlässigen.

In Ihrer Forschung versucht PD Dr. Franca Spies, eine relational-materialistische Wende auch für die Theologie zu denken. Sie befasst sich dabei vor allem mit dem Verständnis der Welt als Schöpfung und dem christlichen Denken der «Fleischwerdung» (Inkarnation) Gottes. Schöpfungs- und Inkarnationstheologie erhalten eine konkrete, auch praktische Kontur – mit starken Auswirkungen auf Politik und Ökologie. Dadurch ergeben sich neue Möglichkeiten, über Gott, die Welt und den Menschen nachzudenken.

Die Habilitationsschrift wurde von Prof. Dr. Margit Wasmaier-Sailer betreut und im Herbst 2023 von der Theologischen Fakultät angenommen. Sie vereint erkenntnistheoretische Überlegungen (Fundamentaltheologie) mit der Arbeit an konkreten Inhalten des christlichen Denkens (Dogmatik). Die nun erschienene Publikation ist die erste deutschsprachige Monografie zum Verhältnis von Theologie und Neuem Materialismus. Dank der Förderung durch den Schweizerischen Nationalfonds (SNF) steht sie auch Open Access zur Verfügung.

Interview mit Franca Spies zu ihrer Forschung im universitären Jahresbericht 2022

Franca Spies
Das Materielle in Schöpfung und Inkarnation. Theologische Erkundungen im Dialog mit Karen Barads Agentiellem Realismus
transcript, Bielefeld 2025
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