Neuer Sammelband von Nachwuchsforschenden

«Neue Adressaten des Rechts» bespricht in einem interdisziplinären Ansatz den normativen Umgang mit neuen Formen der Rechtssubjektivität. Die Autorinnen und Autoren sind allesamt Nachwuchsforschende der Rechtswissenschaftlichen Fakultät.

Kürzlich bei Schulthess erschienen: «Neue Adressaten des Rechts».

Unter Rechtswissenschaftlerinnen und Rechtswissenschaftlern besteht weitgehend Konsens: Das «Rechtssubjekt», das im Rechtssystem Träger von Rechten und Pflichten sein kann, ist nichts anderes als eine juristische Konstruktion – eine Setzung des Rechts . Müsste aus einem solch normativ-konstruktiven Verständnis nicht auch folgen, dass neben Menschen auch anderen Entitäten wie Tieren, Naturentitäten oder künstlichen Agenten der Zugang zum Recht möglich ist? Mit dieser Auffassung gehen allerdings nicht alle Juristen einig. Auch einige Autorinnen und Autoren des vorliegenden Sammelbands stellen diesen Ansatz in Frage, weshalb der Band auch als eine differenzierte Auseinandersetzung mit dieser Konstruktionsprämisse gelesen werden kann.

Die Diskussion wird mit einigen grundlegenden Fragen zum Verhältnis von Recht und Mensch eröffnet. Zunächst werden rechtliche Inklusionsmechanismen von Individuen im Wandel der spätmodernen Gesellschaft untersucht. Weiter wird die rechtliche Qualifikation der geistigen und körperlichen Schöpfung ausserhalb der menschlichen Hautgrenze behandelt. Schliesslich geht der erste Teil der Frage nach, ob zukünftige Generationen als neue Rechtsadressaten gelten können.

Im zweiten Teil werden rechtliche Integrationsmöglichkeiten von Tieren und Naturentitäten besprochen. Es geht um eine Auseinandersetzung konkret mit der Rechtsfähigkeit der Tiere und des Regenwalds in den Disziplinen des Öffentlichen Rechts, Strafrechts und Privatrechts.

Unter der Überschrift «Digitale Disruption des Subjektbegriffs» setzt sich der dritte Teil mit dem Subjektbegriff vor dem Hintergrund der digitalen Revolution auseinander. Es werden die Rechtspersönlichkeit für KI-Systeme und die rechtliche Kategorisierung von sozialen Robotern besprochen. Ausserdem geht es um die Frage, ob Künstliche Intelligenz im Sinne des Patentrechts als Erfinder eingetragen werden kann.

Der vierte und letzte Teil beschäftigt sich mit dem Rechtsinstitut des Trusts gemäss dem Vorentwurf des Bundesrats für ein revidiertes Obligationenrecht (OR) unter besonderer Berücksichtigung von nachlassplanerischen Umständen.

Der Band ist von Rüya Tuna Toparlak und Suad Salihu, beide Doktoranden und Assistenten am Lehrstuhl für Rechtssoziologie, Rechtstheorie und Privatrecht, gemeinsam herausgegeben. Alle Autorinnen und Autoren sind aktuelle oder ehemalige wissenschaftliche Mitarbeitende der Rechtswissenschaftlichen Fakultät.

Suad Salihu / Rüya Tuna Toparlak (Hrsg.)
Neue Adressaten des Rechts
Luzerner Beiträge zur Rechtswissenschaft, Band 175
Schulthess, Zürich 2023

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