Programm PGZ
Eigentum aus postkolonialer, rechtshistorischer und östlich-philosophischer Perspektive
Werden Eigentumsansprüche erst dann hinfällig, wenn regenerative Lebensgrundlagen und Ressourcen sowie lebenserhaltende Reproduktionszyklen vollständig unterbunden sind? Wohin führt uns die Dekadenz des kapitalistischen Eigentumsanspruchs eines Marktliberalismus? Individuelle Eigentumsrechte konzipieren Verfügungsgewalt; betonen die Herrschaft über Sachen, Dinge, Menschenleben und deren Körper; bestimmen die Regulierung des Familienlebens, die Ehe, das Erbe, die Sexualität und die Reproduktionsphänomene; exkludieren längerfristige, in die Zukunft reichende Verantwortlichkeiten und irreparable Schäden am Ökosystem. Liesse sich Eigentum nicht auch als keinen Aneignungsmythos oder Ausbeutungsmythos erzählen? Eigentum als philosophisches Konzept erlaubt uns, denkend diverse Perspektiven einzunehmen.
Veranstaltungen
«Mir gehört die Welt, aber wem gehöre ich?» (Mrunmayee Sathye, Universität Tübingen)
Mittwoch, 10. Januar 2024, 19.15–21 Uhr | Universität Luzern, Raum 3.B57 (3. OG)
Wenn wir die Begriffe «Feminismus» und «Eigentum» in einem Atemzug zusammendenken, stellt sich heute eine wichtige Frage: Ist «der Feminismus» das Eigentum einzelner westlichen Frauenbewegungen, einer Gruppe weißer Frauen, oder gar der Frau? Wem gehören Identitäten überhaupt und wie gehen wir mit Differenz um? In einer Reise durch verschiedene historische Meilensteine feministischer Diskurse und mit Eindrücken aus postkolonialen und queeren Theorien wird sich der Vortrag mit der Frage auseinandersetzen: Was bedeutet es, Eigentum über das eigene Leben zu haben und Subjekt der eigenen Geschichte zu sein?
Die Grundlage liberaler Eigentumsrechte: Selbsteigentum oder Selbstachtung? (Christian Neuhäuser, Universität Dortmund)
Mittwoch, 31. Januar 2024, 19.15–21 Uhr | Universität Luzern, Raum 3.B57 (3. OG)
Der Vortrag konzentriert sich auf liberale Eigentumstheorien im Gegensatz zu sozialistischen Theorien, die keine grundlegenden Eigentumsrechte kennen, und konservativen Theorien, die Eigentumsrechte auf partikulare Werte wie Familie, Gottes Willen oder die tradierte Ordnung gründen. Ich werde argumentieren, dass es in der liberalen Tradition zwei unterschiedliche Grundlagen für Eigentumsrechte gibt. Sie beruhen entweder auf dem Konzept des natürlichen Selbsteigentums oder dem Konzept der Selbstachtung. Der Ausgangspunkt des Selbsteigentums führt zu starken individuellen Eigentumsrechten und einem individualistischen Marktliberalismus. Der Ausgangspunkt der Selbstachtung führt zu nur beschränkten Eigentumsrechten und einem stärker sozialen Liberalismus.
Eigentum im islamischen Recht (Rebecca Sauer, Universität Zürich)
Mittwoch, 7. Februar 2024, 19.15 - 21 Uhr | Universität Luzern, Raum 3.B57 (3. OG)
Mālik (wörtlich «Besitzer») ist einer der Namen Gottes und gleichzeitig auch eines der Gott zugeschriebenen Attribute in der islamischen Theologie. Die Basis dieser Bezeichnung ist die naheliegende Auffassung, dass Gott allein der letztendliche Eigentümer des gesamten Universums ist. Welche praktischen Konsequenzen hat die Grundannahme der alleinigen Eigentümerschaft durch Gott für die Rolle des Menschen in der realen Welt? Und was bedeutet dies für rechtmethodologische Diskussionen, aber auch für rezente Debatten um Nachhaltigkeit und die Verantwortung des Menschen für die Zukunft des Planeten?
VERSCHOBEN: Die Gewalt des Eigentums: Familie, Körper, Kinder (Hannah Vögele, Universität Brighton)
BISHER: Mittwoch, 24. Januar 2024
NEU: Mittwoch, 14. Februar 2024, 19.15–21 Uhr | Universität Luzern, 3.B55 (3. OG)
Absolute Verfügung. So lautet das Versprechen modernen Eigentums. In diesem Vortrag wird herausgearbeitet, was das bedeutet. Welche Beziehungsweisen sind in einem auf Eigentum basierenden System möglich? Denn, auch wenn dieses Versprechen in der Realität nicht vollends ausgefüllt ist, prägt die Exklusivität und Verfügungsgewalt des Eigentums alle unsere sozialen und intimen Beziehungen. Besonders klar zeigt sich dies bei der Institution der Familie. Sie ist zentral für die Fortschreibung von bestehenden Eigentumsverhältnissen. Und so sind auch familiäre Beziehungen nicht losgelöst von der Gewalt des Eigentums. Der Vortrag zeigt auf, wie sich diese unter anderem in der Regulierung eines bestimmten Familienlebens, der Ehe, des Erbes, der Sexualität und der Reproduktion zeigt. Ein besonderes Augenmerk wird auf dadurch entstehende eigentumsförmige Verhältnisse zu Körper und Kind gelegt.
Feministische Philosophie (2022)
Feministische Philosophie untersucht Geschlecht in seinen zahlreichen Wirkungsformen. Sie fragt danach, was Geschlecht ist und wie geschlechterspezifische Verhältnisse unsere Wahrnehmungs-, Denk- und Handlungsweisen beeinflussen. Philosophie ist auch dann feministisch, wenn sie bestehende philosophische Positionen aus einer eministischen Perspektive untersucht. Wie prägt unser Denken über Geschlecht unsere Vorstellungen von Wissen, Wahrheit, Logik oder moralischem Handeln? So fragt sie zum Beispiel danach, inwiefern geschlechterstereotypische Ideen den philosophischen Kanon geprägt haben. Indem sie diese Fragen formuliert, stellt sie nicht zuletzt das Selbstverständnis der Philosophie, eine universale und objektive Wissenschaft zu sein, auf den Prüfstand. Und Feministische Philosophie verfolgt feministische Ziele, indem sie philosophische Theorien und Werkzeuge benutzt, um gesellschaftliche Macht- und Unterdrückungsverhältnisse zu analysieren und zu beeinflussen. Die aktuelle Reihe der Philosophischen Gesellschaft bietet Einblicke in die feministische Philosophie und lädt zum Nach- und Weiterdenken ein.
Referentinnen und Referenten: Katrin Wille, Deborah Mühlebach, Stephanie Deig, Fiona Wachberger.
Wahrheit und Politik (2020)
Der Wahrheit auf den Grund gehen: Wenn die Philosophie sich im Rahmen von Wahrheitstheorien auf ein solches Unterfangen begibt, gelangt sie meist ins Abstrakte. Wir gehen in unserer diesjährigen Vortragsreihe einen anderen Weg und beschäftigen uns mit Wahrheit in verschiedenen Kontexten.
Referentinnen und Referenten: Romy Jaster, Katia Saporiti, Thomas Strässle.
Künstliche Intelligenz (2018)
Künstliche Intelligenz. Zwei Begriffe, die nicht ohne Reibung zusammengehen: «Intelligenz» und «künstlich». Intelligenz beansprucht der Mensch zuerst einmal für sich selbst und glaubt, dass dieses Vermögen ihm einen ausgezeichneten Platz unter den Lebewesen verschafft. Im 21. Jahrhundert soll sie künstlich reproduzierbar sein. Was ist denn aber Intelligenz überhaupt, wenn sie nicht in den Bereich des Lebendigen gehört? Oder schliessen sich «künstlich» und «lebendig» gar nicht aus? Und was bedeutet es für unser Verständnis von Bewusstsein und Moral, wenn wir mit Maschinen konfrontiert sind, die sich intelligent verhalten?
Referentinnen und Referenten: Francesco Basile, Catrin Misselhorn, Peter Rudin, Emmanuel Baierlé, Heinrich Weingartner.
Demokratie (2017/18)
Demokratie ist gut. Demokratie ist eine Tyrannei. Demokratie ist in Gefahr. Demokratie ist eine Überforderung. Keine Zukunft ohne Demokratie. Demokratie ist tot. In der aktuellen Vortragsreihe wird an fünf Abenden die Frage nach der Demokratie gestellt und unsere demokratische Praxis in Frage gestellt. Die aktuelle Reihe entstand in Zusammenarbeit mit dem politikwissenschaftlichen und dem philosophischen Seminar der Universität Luzern.
Referentinnen und Referenten: Prof. Francis Cheneval, Adrienne Fichter, Andreas Cassee, Prof. Dr. Christine Abbt, Dr. Nenad Stojanovic, Alice El Wakil.
Film und Philosophie (2017)
Film und Philosophie ist eine Reihe der Philosophischen Gesellschaft Zentralschweiz (PGZ) in Zusammenarbeit mit dem Stattkino Luzern. Mit grosszügiger finanzieller Unterstützung durch den FUKA Fonds und die Josef Müller Stiftung.
Referentinnen und Referenten: Josel Früchtel, Johannes Binotto, Richard Heinrich, Pierfrancesco Basile, Maria-Sibylla Lotter.