Wenn die eigenen vier Wände zum Vorlesungssaal werden - Unilu goes digital

Die Corona-Krise stellt aktuell alle vor grosse Herausforderungen, so auch die Studierenden der Wirtschaftswissenschaften an der Universität Luzern. Ich wollte herausfinden, wie die betroffenen Studierenden den Wandel hin zu dieser neuen Welt des digitalen Unterrichts erleben und wahrnehmen. Ich habe mich darüber mit meiner Mitstudentin Sophia Arnold unterhalten.

Wie weiter nach den einschneidenden Massnahmen?

Ich erinnere mich nur ungern an den 12. März zurück, als wir per Mail erfuhren, dass ab der nächsten Woche unsere Universität geschlossen und unser gewohntes, studentisches Leben vorerst beendet sein würde. Bei vielen, so auch bei mir, breiteten sich daraufhin Ängste und Unsicherheiten aus: Wie wird es nun in Zukunft weitergehen, was ist noch erlaubt und was nicht? Sophia erzählt mir, was sich in diesen Tagen in ihrem Kopf abspielte: «Gerade, weil alles so extrem schnell ging, war mir vieles unklar, speziell auch in Bezug auf meine Semesterarbeit, die ich aktuell schreibe. So bin ich dann noch am letzten Tag vor der Unischliessung in der Bibliothek herumgelaufen und habe überall nachgefragt wie es von nun an beispielsweise mit der Bücherausleihe weitergeht.»

Solche Fragen konnten zum Glück schnell geklärt werden. Die Universitätsleitung hält uns seit Beginn der Massnahmen mit regelmässigen Info-Mails auf dem Laufenden. Doch eine Universität lebt von ihrer Lehre und es stellt sich die berechtigte Frage, ob sie diesen Auftrag auch in Zeiten von digitalem Unterricht noch angemessen ausführen kann. Auch bei mir selbst gab es deshalb vor der ersten «Digital-Lecture» einige Sorgen und Zweifel: Würden die Netzwerke einem solch grossen Andrang standhalten, wenn sich hunderte Studierende gleichzeitig einloggen? Müssen grosse Abstriche in Sachen Qualität gemacht werden?

Nach mittlerweile über drei Wochen können wir eine erste Bilanz ziehen: Die Netzwerke halten bisher - allen Sorgen zum Trotz - stand. Zur Lehrqualität des Unterrichts äussert sich Sophia wie folgt: «Mir fällt auf, dass sich die Dozierenden nun oftmals viel mehr darum bemühen, die Inhalte noch besser und genauer zu erklären. Ich glaube sie tun dies, weil sie nun die Unklarheiten bei den Studierenden nicht mehr so direkt erkennen können. Dieses Verhalten kommt momentan vielen extrem zugute. »

Angekommen in der neuen Situation

Die neue Situation eröffnet auch einige Vorteile, wir mir Sophia erklärt: «Ich selbst profitiere zum Beispiel davon, dass ich nun ab und zu auch mal etwas länger schlafe oder mir den Tag selber nach meinen Bedürfnissen einteilen kann.» Trotz der Bemühungen seitens der Universität stellen sich den Studierenden auch ganz neue und persönliche Herausforderungen, wie mir Sophia verrät: «Gerade meine eigene Disziplin fordert mich mittlerweile jeden Tag aufs Neue heraus. Mir fällt die Trennung zwischen studentischem Arbeiten und der Freizeit in den eigenen vier Wänden oftmals schwer: Es ist als sollte ich in einem Wellnessbereich arbeiten. Der Anziehungskraft des gemütlichen Bettes oder einem Kaffee mit den Mitbewohnern auf dem Balkon zu wiederstehen ist hier nicht immer leicht. »

Auch die neuen Lehrformate wie Podcasts halten laut Sophia neben ihren vielen Vorteilen einige Tücken parat. «Ich persönlich bevorzuge die Vorlesungen, welche Live übertragen werden und zu denen es keine Aufnahmen im Nachhinein gibt. Nur bei diesen bin ich wirklich konzentriert bei der Sache. Bei den Podcasts hingegen lasse ich mich leider sehr leicht ablenken und denke mir stets, dass ich es ja im Nachhinein nochmals anschauen kann. »

Tipps und Tricks für den digitalen Lehralltag

Nichtsdestotrotz hat Sophia für all jene, welche mit diesen und ähnlichen Problemen zu kämpfen haben, ein paar Tricks zur Hand: «Man sollte versuchen, trotz der Umstände einen gewissen Tagesrhythmus zu schaffen und sich Strukturen aufzubauen. Ich starte inzwischen jeweils mit Sport in den Tag. Aber auch mal aus dem Haus zu gehen ist wichtig. Damit meine ich nicht unter Menschen, sondern eben für sich alleine. Die meisten von uns sitzen nun fast den ganzen Tag mit anderen Personen auf engem Raum zusammen, da muss man ab und zu auch mal den Kopf durchlüften. » Auch bezüglich der nachlassenden Disziplin gibt uns Sophia zum Schluss noch einen Tipp mit auf den Weg: «Ich tausche mich hierfür sehr gerne mit meinen Freunden aus und erkundige mich über deren Lernstand. Auf diesem Weg schaffen wir es, uns gegenseitig anzuspornen und können besser einschätzen, wo wir selbst aktuell stehen. »

Autor: Steven Wyss

Steven Wyss studiert Wirtschaftswissenschaften im vierten Semester.