Neuberufen: Dario Cazzoli im Gespräch

Seit über hundert Tagen ist Dario Cazzoli ausserordentlicher Professor für Neuropsychologie an der Fakultät für Verhaltenswissenschaften und Psychologie. Im Interview berichtet er, wie er seinen Start in Luzern erlebt hat und was ihn in Lehre und Forschung beschäftigt.

Dario Cazzoli,  wie haben Sie sich an der Universität eingelebt?

Dario Cazzoli: Ich habe mich sehr gut eingelebt. Besonders schätze ich die kollegiale Kultur, den lebendigen fachlichen Austausch und die kurzen Wege – auch über die eigene Fakultät hinaus. Die enge Vernetzung innerhalb der Universität und mit Luzerner Institutionen schafft ein Umfeld, das Forschung und Lehre spürbar inspiriert.

Was war bisher Ihr Highlight?

An unserer Fakultät tut sich derzeit viel; entsprechend gab es bereits zahlreiche Highlights. Besonders schätze ich den direkten Austausch mit Studierenden – vor allem in interaktiven Lehrformaten mit lebendigen Diskussionen und gemeinsamem Lernen. Ein weiteres Highlight ist die Arbeit in unserer Forschungsgruppe: Gemeinsam mit neuen und ehemaligen Kolleginnen und Kollegen entwerfen wir Studien und setzen sie um – im Verhaltenswissenschaftlichen Labor der Universität Luzern sowie am Luzerner Kantonsspital (LUKS). Diese Vielfalt an Impulsen und Kooperationen macht den Start besonders spannend und bereichernd.

Welche Lehrveranstaltung führen Sie im Herbstsemester durch, und worum geht es dabei?

Im Herbstsemester beteilige ich mich weiterhin an der Vorlesung «Biologische Psychologie», die die Zusammenhänge zwischen Gehirn, Verhalten und Erleben beleuchtet. Neu engagiere ich mich ich ausserdem an der Vorlesung «Experimentelle Übungen», in der Studierende unter Anleitung von Forschenden der Universität sowie externen Expertinnen und Experten eigene Experimente durchführen. Zudem leite ich ein Proseminar zur Neuropsychologie neurovisueller Störungen, das sich mit den Auswirkungen von Hirnschädigungen auf visuelle Wahrnehmungsprozesse und deren Mechanismen beschäftigt. Besonders reizvoll finde ich es, in der Lehre so unterschiedliche Perspektiven miteinander zu verknüpfen – von theoretischen Grundlagen über experimentelle Methoden bis hin zu klinischen Anwendungen.

Woran forschen Sie momentan?

Unsere Forschungsgruppe arbeitet derzeit an mehreren Projekten. Ein Schwerpunkt liegt auf der sogenannten «kognitiven Reserve» – also den geistigen Fähigkeiten und Erfahrungen, die Menschen im Laufe ihres Lebens aufbauen und die möglicherweise helfen, sich nach einem Schlaganfall besser zu erholen. Ausserdem untersuchen wir, wie Denken und Bewegung während der Rehabilitation zusammenwirken: Wir wollen verstehen, wie geistige Prozesse die motorische Erholung unterstützen – und umgekehrt. In weiteren Studien mit gesunden Teilnehmenden erforschen wir, wie sich Signale im Gehirn ausbreiten und ob sich daraus Hinweise auf gesundes Altern ableiten lassen.
Besonders spannend finde ich, dass wir in unserer Forschung Brücken schlagen können: von grundlegenden neurowissenschaftlichen Fragen bis hin zu konkreten Anwendungen in der Klinik. Die Brückenprofessur zwischen der Universität Luzern und dem Luzerner Kantonsspital (LUKS) schafft dafür ideale Bedingungen.

Und was steht in Zukunft an?

Ein wichtiger nächster Schritt ist die gemeinsame Entwicklung und Planung des Masters in Psychologie mit meinen Kolleginnen und Kollegen der Fakultät. Besonders freue ich mich auf die Gestaltung der Mastervertiefung «Experimentelle Rehabilitationswissenschaft und Neuropsychologie» zusammen mit Prof. Dr. Matthias Ertl – ein innovatives und schweizweit einzigartiges Angebot für Studierende der Psychologie. Auch auf unsere baldige gemeinsame Antrittsvorlesung freue ich mich sehr.