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Brennende Kerzen in der Kathedrale von Reims
Bild: Marc-Mjollnir / Pixabay

Der Gegenstand der Liturgiewissenschaft ist kein anderer als der eine Gegenstand der Theologie überhaupt: der Glaube. Die Besonderheit der Liturgiewissenschaft besteht darin, daß sie den Glauben im Medium seiner gottesdienstlichen Realisierung reflektiert (Reinhard Meßner).

Während lange die Liturgiewissenschaft nicht zum Fächerkanon der Theologie gehörte, erlangte sie mit dem Zweiten Vatikanum (SC 16) eine Eigenständigkeit und etabliert sich heute als ein Hauptfach innerhalb der praktischen Theologie. Der Ursprung der Liturgiewissenschaft liegt allerdings nicht im universitären, sondern im monastischen Bereich.

Bevor die Theologie an den Universitäten der Städte betrieben wurde, zuvorderst um intellektuelles Wissen (scientia) durch begriffliche Klarheit und kritische Prüfung mithilfe philosophischer Methoden zu mehren, hatte die Theologie ihren Platz in den Mönchsgemeinschaften, die sich um geistliche Erfahrung (experientia) bemühten und vom Glauben aus nach der geistigen Wahrheit (sapientia) trachteten.

Somit ist der Gegenstand der Liturgiewissenschaft dabei nicht nur der Gottesdienst der Kirche, der Gläubigen, der Menschen, sondern das Thema der Liturgiewissenschaft ist der Glaube der Kirche, der sich in gottesdienstlichen Feiern realisiert. Über eine Reflexion der anthropologischen Notwendigkeit zu Ritualität und zu den Gesetzmäßigkeiten solchen rituellen Handelns hinaus fragt die Liturgiewissenschaft danach, wie sich das Glaubensgeschehen, also das Begegnungsgeschehen zwischen Gott und Mensch, aus der Quelle der gottesdienstlichen Versammlung erschließen lässt.

Mit wissenschaftlichen Methoden, die das ganze Spektrum geisteswissenschaftlicher und theologischer Methodik umfassen können, reflektiert die Liturgiewissenschaft den gestalteten in Gebet und rituellen Handlungen verleiblichten Glauben.