David Neuhold über das Konzil von Nizäa und die Suche nach dem gemeinsamen Ostertermin der Kirchen
David Neuhold spricht im Theologischen Feuilleton feinschwarz anlässlich des Jubiläums "1700 Jahre Konzil von Nizäa" über das Konzil und die Frage nach einem gemeinsamen Ostertermin der Kirchen.
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Zum 1700-jährigen Jubiläum des Konzils von Nizäa nimmt David Neuhold das historische Ereignis aus einer Perspektive in den Blick, die politische, kirchliche und kulturelle Zusammenhänge gleichermaßen berücksichtigt – jenseits rein theologischer Fragestellungen. Nizäa (325 n. Chr.) gilt als Startpunkt der ökumenischen Konzilien, doch entscheidender als der historische Moment ist seine Rezeption in der Wirkungsgeschichte. Im Zentrum des Textes steht die Rolle Kaiser Konstantins, der das Konzil nicht nur initiierte und organisierte, sondern maßgeblich mitprägte – sowohl in logistischer als auch inhaltlicher Hinsicht.
Ein besonderes Augenmerk legt der Beitrag auf die Festlegung des Ostertermins, die – weit über liturgische Details hinaus – Ausdruck eines kirchlichen Selbstverständnisses wurde, das sich zunehmend von jüdischen Wurzeln emanzipierte. Die Entscheidung, Ostern künftig am Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond zu feiern, markierte eine bewusste Abgrenzung von der jüdischen Quartodezimaner-Tradition und entsprach gleichzeitig Konstantins solargeprägter Frömmigkeit. Einheit – im Reich wie in der Kirche – wurde zum Leitmotiv.
Der Text hinterfragt die Vorstellung vom «unschuldigen Konzil» und zeigt, wie kirchenpolitische und machtstrategische Interessen ineinandergriffen. Innovation und Abgrenzung sind dabei zentrale Beweggründe, die sowohl bei der Debatte um den Ostertermin als auch im Streit um die Wesensgleichheit Jesu (Arius-Kontroverse) sichtbar werden. In der zeitgemässen Reflexion wird das Jubiläum von Nizäa so nicht nur als Feier des Vergangenen verstanden, sondern als Anlass zur Auseinandersetzung mit Fragen von Autorität, Erinnerungskultur und religiöser Identität.
