Sri Rajarajeswary Amman Tempel
Anfang Juni 2017 eröffnete der Sri Rajarajeswary Amman Tempel in Emmenbrücke seine Tore. Der tamilisch-hinduistische Tempel ist der Göttin Rajarajeswary (Sanskrit Rājarājeśvarī) geweiht, der gemäss Eigenname «Königin der Könige», die Hindu-Glauben zufolge weltliche und überweltliche Kräfte in sich vereint, die gütige Herrscherin, die über alles regiert. Der Tempel befindet sich in einem grossflächigen Raum im Industriegebiet von Emmenbrücke, knapp 300 Meter von der bosnischen Moschee entfernt. Hauptpriester ist der in interreligiösen Kreisen sehr bekannte Priester Sasithareen Ramakrishna Sarma. Ihm wurde mit der Eröffnung des Tempels der Titel eines «Kurukkal», eines «ehrwürdigen Gurus» verliehen. Der Titel bezeichnet ein Priesteramt, für das bestimmte Schulungen und Weihungen notwendig sind und das berechtigt, den Titel eines «(Shiva) Srī», eines «geehrten» Priesters in der hinduistischen Tradition des Gottes Shiva zu tragen. Entsprechend nennt sich der Priester nunmehr Sivasri R. Sasitharakkurukkal.
Die Eröffnung des neuen Sri Rajarajeswary Tempels am Pfingstsonntag (4.6.2017) fand weitgehend zur astrologisch berechneten Zeit zwischen 10.47 und 11.55 Uhr statt: Die Priester gossen geheiligtes Wasser aus Gefässen über die Spitzen der elf Götterschreine und setzten das Einweihungsritual mit dem Übergiessen der Götterstatuen mit geheiligtem Wasser fort. Diese zentrale Zeremonie, das Weihebad mittels - nach Hinduglauben - mit heiliger Kraft aufgeladenem Wasser aus besonderen Gefässen (Sanskrit kumbha-abhișeka) begleiteten der aus Toronto (Kanada) eingeflogene staatliche Hauptpriester und die weiteren sechs Priester aus Deutschland und der Schweiz mit der Rezitation von Mantren (kraftgeladene Silben) und Verehrungslitanei. Zahlreiche tamilische Gläubige waren an diesem «glücksverheissenden» Tag anwesend, um erstmals die durch aufwendige Rituale inthronisierte Göttin Sri Rajarajeswary in ihrem grossen Schrein zu sehen und von ihr «segnend» gesehen zu werden. Die Rituale, die die Priester vier Tage zuvor mit der Zeremonie der Augenöffnung, feierlichen Feuerzeremonien (Skt. homa) und Einlegen von Silberplättchen mit eingeritzten symbolischen Darstellungen der Göttin (Skt. śrīyantra) begonnen hatten und noch weitere zehn Tage bis Mitte Juni andauern, haben im Verständnis der Hindus das Göttliche in die neue «Wohnstätte» herbeigerufen. Dieses Göttliche manifestiert sich nun in der Göttinnenfigur Sri Rajarajeswary und den weiteren zahlreichen Göttern und Göttinnen. Allein weitere zehn Schreine für wichtige hindu-tamilische Götter wie Ganesha, Vishnu, Murugan, Ayappan, die neun Planetengötter und den Wächtergott Bairava sind in ihren je eigenen Schreinen als metallene Figuren inthronisiert. Sie werden nun täglich mit Licht, Klang, Blumen, Mantren und weiterem durch Priester Sivasri R. Sasitharakurukkal verehrt und «versorgt».
Zugehörig zum Tempel ist eine eigene Küche, um dort Speisen für die Götter zuzubereiten und ihnen im Verehrungsritual zu opfern. Träger des Tempels ist der Sri Mahaa Shaktii Verein. Mit dem Sri Rajarajeswary Amman Tempel ist damit ein zweiter tamilischer Hindu-Tempel im Raum Luzern eingerichtet worden, neben dem schon seit dem Jahr 2000 in Gisikon-Root bestehenden Sri Thurkkai Amman Tempel. Damit gibt es in Nachbargemeinden von Luzern nunmehr zwei Göttinnentempel. Viele Gläubige werden beide Tempel aufsuchen, da Tempel nicht nach einem «Gemeindeprinzip» organisiert sind, sondern Gläubige aufgrund individueller Bindungen zu den Göttinnen und Göttern kommen. Zur Gründung des Sri Rajarajeswary Tempels kam es, da der Vorstand des Thurkkai-Tempels und der von ihm für Ritualdienste angestellte Priester Sasithareen R. Sarma unterschiedliche Auffassungen zur Rolle eines Tempels in der Diaspora hatten. Der Tempelvorstand stellte einen neuen Priester aus London an, während Priester Sarma sich an die Gründung eines eigenen Tempels in neuen Räumen machte. Es wird sich zeigen, ob rein finanziell die zwei Tempel in der Region Luzern von den knapp 3000 tamilischen Hindus in der Zentralschweiz getragen werden können, zumal in Baar (Kanton Zug) ein dritter Hindu-Tempel besteht.














Sri Rajarajeswary Amman Tempel
Tempel Priester Sivasri R. Sasitharakurukkal
Emmenweidstrasse 58b
6020 Emmenbrücke
078 748 28 79
«Religionsvielfalt im Kanton Luzern» (www.unilu.ch/rel-LU) ist ein Projekt des Religionswissenschaftlichen Seminars der Universität Luzern.
Letzte Aktualisierung: 30. 9. 2019