Evidence-Based Policy

Das Verhältnis von Wissenschaft und Politik ist seit Jahrzehnten Gegenstand wissenschaftlicher und politischer Debatten. Diese drehen sich auch um die Frage, wie mit wissenschaftlichen Methoden generiertes Wissen der Politik helfen kann, Probleme zu antizipieren, die Entscheidungsfindung zu erleichtern und die Bewertung von Politiken zu unterstützen. Die Möglichkeiten und die Grenzen einer solchen Politikberatung wurden in den letzten Jahren intensiv diskutiert und haben unter dem Titel "evidenzbasierte Politikgestaltung" eine neue Aktualität erhalten. Andreas Balthasar beschäftigt sich seit Jahren mit dem Verhältnis von Wissenschaft und Politik. Im Rahmen des Nationalen Forschungsprogramm 60 "Gleichstellung der Geschlechter" untersucht er gegenwärtig mit einem Team aus Mitarbeitenden der Universität Luzern und von Interface Politikstudien Forschung Beratung, ob den kantonalen Politikerinnen und Politikern für Entscheidungen in der Steuer- und Transferpolitik evidenzbasierte und gendersensible Informationen zur Verfügung standen und welchen Einfluss diese auf die Politikgestaltung hatten. Methodisch beinhaltet das Projekt sowohl quantitative als auch qualitative Untersuchungsteile. Als Ausgangspunkt für die quantitative Analyse wird zuerst ein Inventar relevanter familienpolitischer Entscheidungen auf kantonaler Ebene erstellt. Danach wird untersucht, ob sich die Politikgestaltung auf evidenzbasierte Informationen stützte und ob sich Unterschiede zwischen den Kantonen durch den sprachkulturellen Kontext, gesetzliche Vorgaben, politische Kräfteverhältnisse oder andere Faktoren erklären lassen. Zusätzlich werden ausgewählte Entscheidungsprozesse in sechs Kantonen als Fallstudien vertieft untersucht, um die Wirkungszusammenhänge im Detail zu analysieren.

Projekte und Veröffentlichungen zu diesem Schwerpunkt

Binder, Claudia R.; Fritz, Livia; Balthasar, Andreas; Hansmann, Ralph; Roose, Zilla (im Erscheinen): Increasing the relevance of science for practice & practice for science: Quantitative empirical insights. Science and Public Policy.

Balthasar, Andreas; Schalcher, Hans-Rudolf (2020): Forschung für die Schweizer Energiezukunft : Resümee des Nationalen Forschungsprogramms «Energie». Hrsg.: Leitungsgruppen der Nationalen Forschungsprogramme «Energiewende» (NFP 70) und «Steuerung des Energieverbrauchs» (NFP 71). Schweizerischer Nationalfonds, Bern.

Balthasar, Andreas; Müller, Franziska (2016): Gender equality and evidence-based policy making: Experiences from social transfer and tax policy reforms, in: Liebig, Brigitte; Gottschall, Karin; Sauer, Birgit (Hrsg.): Gender equality in context : policies and practices in Switzerland (pp. 87–108). Opladen, Berlin, Toronto: Barbara Budrich Publishers

Projekt: Balthasar, Andreas; Müller, Franziska; Maisenbacher, Julia (2010): Wie evidenzbasiert und gendersensibel ist die Politikgestaltung in Schweizer Kantonen? Das Beispiel der Steuerpolitik und der Sozialtransfers zugunsten von Familien. Soziale Sicherheit CHSS, Nr. 6/10, S. 305–309.

Projekt: Balthasar, Andreas; Müller, Franziska; Maisenbacher, Julia (2010): Wie evidenzbasiert und gendersensibel ist die Politikgestaltung in Schweizer Kantonen? Das Beispiel der Steuerpolitik und der Sozialtransfers zugunsten von Familien. Soziale Sicherheit CHSS, Nr. 6/10, S. 305–309.

Artikel: Balthasar, Andreas; Rieder, Stefan (2009): Wo ist evidenzbasierte Politik möglich? Die Verbreitung von Evaluationen auf kantonaler Ebene. In: Vatter, Adrian; Varone, Frédéric; Sager, Fritz (Hrsg.): Demokratie als Leidenschaft: Planung, Entscheidung und Vollzug in der schweizerischen Demokratie (Festschrift für Prof. Dr. Wolf Linder). Haupt Verlag, Bern/Stuttgart/Wien, S. 403–429.

Projekt: Science and Politics – What policy actors believe in.