Wie heute Liturgie feiern? Gottesdienst und Gesellschaft

Prof. Dr. Birgit Jeggle-Merz

Als gesellschaftliches Ereignis steht Gottesdienst immer auch in einem Bezug zu der jeweiligen Gesellschaft, in der er seinen Ort findet. Die Bedingungen heutigen Liturgiefeierns haben sich in den letzten Jahrzehnten aufgrund der veränderten Rahmenbedingungen und ihrer Auswirkungen auf das Leben des einzelnen Menschen grundlegend verändert. Der Prozess gesellschaftlicher Differenzierung führte dazu, dass die christliche Religion ihrer Monopolstellung eines übergreifenden Sinnhorizontes und einer die Gesellschaft prägenden Kraft eingebüsst hat und zu einem Teilsystem neben anderen geworden ist. In der Komplexität und Unübersichtlichkeit der modernen Kultur suchen Menschen nach Orientierung und tiefer Verbundenheit. Kirche und Christentum können diesen Menschen auf ihrer Suche nach Sinn ein Angebot machen. Es gilt, im Resonanzraum der gegenwärtigen Kultur das Lebensdeutungsangebot des Glaubens neu ins Spiel zu bringen. Die Liturgiewissenschaft ist gefordert, den christlichen Glauben und das Glaubensleben in eben dieser Umwelt zu reflektieren, dazu gehört die Suche nach neuen Gestaltungsformen und die Auseinandersetzung mit neuen kulturellen Einrichtungen. Die Anfragen der zeitgenössischen Kultur an die Liturgie müssen aufgegriffen werden, so wie die Kultur selbst aufgrund dessen, was die Liturgie feiert, kritisch rückgefragt werden muss. 

Vorliegende Veröffentlichungen zum Thema

  • Birgit Jeggle-Merz, Eine veränderte Liturgie?! Das Konzil und die Situation der Liturgie in Zeiten pastoraler Großräume, in: BiLi 88 (2015) 196-205.
  • Birgit Jeggle-Merz, Den heutigen Menschen im Blick. Wie Kirche liturgiefähig wird, in: Herder-Korrespondenz Spezial 1: "Wie heute Gott feiern? Liturgie im 21. Jahrhundert. April 2013, 5-9.
  • Birgit Jeggle-Merz, Liturgie und Lebenswelt. Skizzen angesichts neuzeitlicher Strömungen und alter Sehnsüchte, in: Lebenswelt und Theologie. Herausforderungen einer zeitsensiblen Lehre und Forschung. Hg. v. Eva-Maria Faber. Fribourg 2012, 205-235.